Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Die Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
«Fortsetzung.» 
Zu Anfang September zerfiel der östliche Kriegschau 
platz in zwei scharf geschiedene Teile. Es war dies eine 
Folge des von der Armee Mackensen ausgehenden, unter 
dem Befehl des österreichisch-ungarischen Generals v. Pu- 
hallo ausgeführten Schnittes durch die russische Front. Durch 
diesen breiten Schnitt büßten die Russen die gegenseitige 
Anlehnung fast völlig ein, dies um so mehr, als auch noch 
die natürliche Schranke, die die Rokitnofümpfe allen groß 
zügigen Maßnahmen ziehen, erschwerend hinzutrat. Wäh 
rend sich auf dem südlichen Teil im Lauf des September 
heftig bewegte Ereignisse abspielten, blieb dennoch der nörd 
liche Teil unverändert der eigentliche Schauplatz. Auf der 
ganzen Nordfront bis zum Meere entwickelte sich die ent 
scheidende Verteidionngsschlacht der Russen, v. Mackensen 
drängte bereits zu Änfang September mit seinem äußersten 
rechten Flügel bis an die Jassiolda. vor und ermöglichte 
es damit auch der nördlich anschließenden Heeresgruppe 
des Prinzen Leopold von Bayern, nördlich von Prushany 
aus dem sehr hinderlichen Wald- und Sumpfgebiet nun 
endlich herauszutreten. Beide Heeresgruppen schoben sich 
nunmehr schärfer in der Richtung auf Domonowo—Bara- 
nowiczy—Minsk und Wolkowysk—Slonim vor. Durch den 
so ausgeübten Druck wurde der Gegner in seinem inneren 
Ausstellungsräume immer schärfer zusammengepreßt. Von 
ganz überragender Bedeutung für die Russen wurden jetzt 
Wilna und besonders Minsk, weil beide Städte, in erster 
Linie aber Minsk, Hauptpunkte ihrer letzten inneren Auf 
marschlinie waren. 
Im Norden waren die russischen Heere in einer noch 
ungünstigeren Lage als im Süden. Denn mit dem Fall 
von Erodno war den Russen im Norden der letzte Haupt 
wirbel ihres Widerstandes gegen die nach Osten drückenden 
deutschen Heere genommen. Nördlich davon war schon vorher 
der Alp von Kowno (siehe Bild Seite 311) abgeschüttelt 
worden, der auf den deutschen Heeren gelastet und ihr Vor 
rücken aufgehalten hatte. Von dorther war die Armee Eich 
horn bereits zwischen die Düna- und die Wilnagruppe der 
russischen Heere eingebrochen und erstrebte die Flankierung 
Wilnas. Die Dünagruppe selbst hatte den sich ständig ver 
stärkenden Ansturm der Armee Below auszuhalten. Zähe 
Kraft wurde ihr von den Russen entgegengesetzt. Doch alle 
ihre Tapferkeit vermochte die Russen nicht vor bitteren Fehl 
schlügen zu bewahren. Schon am 2. September stürmte 
deutsche Kavallerie den von russischer Infanterie besetzten und 
stark befestigten Brückenkopf an der Düna bei Lennewaden, 
nordwestlich von Friedrichstadt. Am 3., also einen Tag vor 
der Besetzung von Grodno, gelang auch die Erstürmung des 
Brückenkopfes von Friedrichstadt. Uni 8 Uhr früh setzte das 
vorbereitende Artilleriefeuer der Angreifer aus und die 
Russen besetzten in Erwartung des Sturmes die Schützen 
gräben. Statt dessen begann das Artilleriefeiler voir 
neuem, so daß die Russen nicht mehr herauskonnten und 
in den Gräben große Verluste erlitten. Als kurz vor 
10 Uhr der Sturm begann, leistete der Feind in seinen 
Gräben und Unterständen leinen Widerstand mehr (siehe 
Bild Seite 305). Uber 3300 Gefangene, darunter 37 Offi 
ziere und 5 Maschinengewehre, fielen in die Hände des 
Siegers. Am Tage danach blieb die Lage zwischen Fried- 
richstadt und Merecz am Njemen, durch dessen Besitznahme 
schon einige Tage vorher Grodno schwer bedroht gewesen 
war, völlig unverändert, die Beute von Grodno erhöhte 
sich aber auf über 3600 Gefangene, rmd v. Gallwitz warf 
die Russen bei und südlich von Mscibowo aufs neue unter 
Wegnahme von 520 Gefangenen. An diesem Tage gelang 
auch der Heeresgruppe Leopold von Bayern der Austritt 
aus der Sumpfenge bei und südöstlich von Nowidmor. 
v. Mackensens Truppen erzwangen die Räumung des 
Brückenkopfes von Berecza—Kartuska und griffen die Wider 
stand leistenden Russen in der Gegend von Drohiczyn an. 
v. Mackensen schlug sie auf Drohiczyn zurück, kam schon am
	        
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