Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
so mehrten sich nach und nach die Meldungen über Flieger 
bombardements gegen Städte, militärische Bauten, Truppen 
und Stellungen. Dann ging eine neue Mitteilung durch 
die Presse von Kampfflugzeugen. Dazu haben sich sehr 
bald die Geschwaderflüge gesellt. Eine französische Zeitung 
hat sich in verblüffender Offenherzigkeit sowohl anläßlich des 
Geschwaderfluges vo n 9. August 1915 nach Saarbrücken, 
als auch bei Gelegenheit eines Aufrufes, mehr Bombarde- 
mentsfluazeuge zu bauen, darüber geäußert. So wurde 
auch der Öffentlichkeit gegenüber der Schleier gelüftet, der 
vorher über die neue Flugzeugtaktik gebreitet war. 
Man hat demnach zu unterscheiden zwischen den schnellen 
Jagd- oder Kampfflugzeugen und den kräftigeren Bombarde- 
mentsflugzeuzen. Ist nun ein Angriff geplant, so werden die 
Rollen genau verteilt. Man muß sich darüber klar sein, 
daß der Feind das Vorhaben desto eher merkt, je mehr 
Flugzeuge sich versammeln. Warum dennoch die Zahl 
einzusetzen, so bleibt doch der eine oder andere Flugapparat 
vorläufig zurück als eine kleine Reserve für kritische Augen 
blicke. 
Will nun der Angreifer seine Hauptaufgabe erfüllen, 
beispielsweise eine Stadt des feindlichen Operationsgebietes 
mit Bomben belegen, so muß er als Vorspiel die geschilderte 
doppelte Luftsperre durchbrechen (siehe Bild auf dieser weite). 
Sehr häufig geschieht das auf folgende Weise: Eine Gruppe 
feindlicher Jagdflugzeuge fliegt gegen die Sperrflugzeuge. 
Da diese durch ihren Patrouillendienst über eine kilometer 
weite Strecke verteilt sind und einzeln der Albermacht unter 
liegen würden, dürfen sie sich nicht nach einander zum Kampf 
stellen, sondern sie eilen einander unter Verlassen ihres 
Postenbereiches zu Hilfe (siehe Bild Seite 299 oben). Diese 
Augenblicke des Luftkampfes und des gegenseitigen Ee- 
bundenseins der Hauptstreitkräfte benützen die schwer be 
ladenen Bombardementsflugzeuge zum Durchbruch (siehe 
der beteiligten Flugzeuge immer mehr zu erhöhen versucht 
wird, soll später noch eingehender erörtert werden. Jeder 
Verteidiger — besonders in den jetzigen Stellungskämpfen — 
besitzt eine B.-A.-K.-Sperre, wie sie der Fachmann kurzweg 
nennt. Er versteht darunter die Ballonabwehrkanonenzüge, 
die hinter der Front gerade so weit auseinander stehen, 
daß sie den Zwischenraum bis zum Nachbarzug noch gut be 
streichen können. So entsteht eine für Flugzeuge sehr 
unangenehme Feuerzone, durch die sie durchbrechen 
müssen, bevor sie ihren Angriff beginnen können. Sehr oft 
hat der Angreifer bei einem aufmerksamen Verteidiger 
dazu noch mit einer Flugzeugsperre zu rechnen, die zwar 
für letzteren den Vorteil guter Aufklärung, aber den Nachteil 
der Krüftezersplitterung mit sich bringt. Unter „Flugzeug 
sperre" versteht man das Einteilen der zu schützenden Front 
in kleine Abschnitte. In jedem dieser Abschnitte hält ein 
Flugzeug Wache, indem es sein Gebiet in großen Schleifen ab 
patrouilliert. Hat man zurzeit auch beiderseits nicht genügend 
Apparate, um nach den Regeln der Taktik eine Art „Haupt 
reserve" zur Verfügung des Führers vorerst auszuscheiden 
und sie erst später, wenn der feindliche Angriff erkannt ist, 
Bild Seite 299 unten). Als Begleitung befinden sich 
bei ihnen einige Jagdflugzeuge, die die Ballonabwehr- 
kanonenzüge beschäftigen sollen, indem sie diese— soweit 
sie nicht schon durch den Luftkampf abgelenkt wurden — 
von den langsameren Bombardementsflugzeugen abzuziehen 
und auf sich selbst aufmerksam zu machen suchen. Auch 
.treten sie den etwa zurückgehaltenen Teilen der feindlichen 
Flugzeugreserve entgegen, um ihre kostbaren Lastträger in 
Sicherheit zu bringen. Diese Tätigkeit der Jagdflugzeuge 
ist etwa die nämliche, die den Begleitschiffen eines 
Kreuzers zufällt. 
Durch diese Zweiteilung der Aufgaben ist es möglich, 
auch die kleinste Ecke eines Bombardementsflugzeuges für 
die Tragfähigkeit von Sprengstoffen auszunützen. Doch ist 
es damit noch nicht genug! Die Zahl der für ein bestimmtes 
Ziel angesetzten Vombardementsflugzeuge hat sich im Ver 
lauf des Krieges sehr erhöht. So waren 18 Apparate 
beim Luftangriff auf Ludwigshafen beteiligt. 23 Flieger er 
schienen über Karlsruhe, 29 Flugzeuge belegten das Haupt 
quartier des deutschen Kronprinzen mit Bomben. 32 flogen 
gen Saarbrücken. Alber den Zweck dieser neuen Maßnahmen
	        
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