Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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regiment, das am 22. September nahe der Jkwamündung 
über den Styr vordrang, wurde unter ganz besonders 
schlimmen Verlusten auf das Ostufer des Flusses zurück 
gejagt. Im Raume von Rowo - Alerinez kam es am 
23. wieder zu einem furchtbaren Aufleben der russischen 
Massentaktik. Unter starkem Artillerieaufgebot griffen die 
Feinde elf Glieder tief an. Sie wurden wie an früheren 
Tagen unter schwersten Verlusten, wo immer sie anliefen, 
zurückgeworfen, und die im Gegenangriff nachdrängenden 
Österreicher und Ungarn nahmen sogar noch eine der feind 
lichen Höhenstellungen. Bei Rydoml wurden auf verhält 
nismäßig engem Eefechtsfeld 11 Offiziere und 300 Mann 
gefangen genommen. Insgesamt betrug die Beute an der 
Jkwafront an diesem und dem nächsten Tage 20 Offiziere 
und 4000 Mann. Der 24. September brachte den ge 
schilderten gleichgeartete Angriffstöße an der wolhynischen 
Front. An einzelnen Punkten führten sie bis in die 
Gräben der verbündeten Heeresteile, wurden aber stets 
wieder blutig abgewiesen. Am 26. begannen die Russen 
aus ihren Stellungen nordwestlich von Dubno und im 
Styrabschnitt bei Luzk zu weichen. Der Brückenkopf östlich 
von Luzk kanr wieder in die Hand der Österreicher und 
Ungarn. So waren die Gegenangriffe der Russen in Ost 
galizien und Wolhynien, die eine Wendung der Eesamt- 
lage hatten herbeiführen sollen, trotz ungeheurer Blutopfer 
eigentlich wirkungslos verpufft. Die Hoffnung, wieder in 
Ostgalizien einzudringen, was das Ziel des großen Durch 
bruchsversuchs im Raume von Alerinez gewesen war, 
gleichzeitig aber die Rumänen in russischem Sinne zu 
beeinflussen und die Verbündeten zu neuen Eeldopfern 
geneigt zu machen, war nicht erfüllt worden. Der Rück 
zug aus dem wolhynischen Festungsgebiet dauerte den 
ganzen 27. September hindurch an und ging bis hinter die 
Putilowka. Bei der von den verbündeten Heeren sofort 
eingeleiteten Verfolgung gelang es in Nachhutgefechten 
östlich von Luzk, 40 Offiziere und 600 Mann abzufangen. 
Die Lage in Ostgalizien und Wolhynien war nunmehr 
nicht nur wiederhergestellt, sondern in eine neue Angriffs 
bewegung der verbündeten Heere, die den überall weichen 
den Russen folgten, umgestaltet. — 
Die russischen Unternehmungen in Galizien und Wol 
hynien seit Mitte September hatten immerhin die Vor 
gänge auf dem nördlichen Hauptkampfgebiet des öst 
lichen Kriegschauplatzes insofern etwas beeinträchtigt, als 
sie bis zu einem gewissen Grade die im nördlicheren Teile fort 
gesetzte große allgemeine Angriffsbewegung der verbündeten 
Armeen verlangsamten; denn für die Armee Mackensen 
mußte die Gefahr einer Flankierung von Süden her in 
dem Augenblick zur Tatsache werden, in dem die Russen 
in Ostgalizien und Wolhynien erfolgreich waren. Dies 
machte für die Leitung der dortigen Maßnahmen äußerste 
Vorsicht zur Pflicht. Anders würde es jedoch mit Beginn 
des September. Seitdem galt hier die gesteigerte Aufmerk 
samkeit dem Schicksal Grodnos, des letzten starken Haltes 
der Russen in der stattlichen Reihe der einst so bedrohlichen 
Festungen, die den Winter hindurch bis tief in den zweiten 
Kriegsommer hinein ihre Stützpunkte gewesen waren. Die 
Heeresgruppe Hindenburg, in deren Tätigkeitsbereich die 
Festung Erodno fiel, stürmte am 1. September den Ort 
Czarnokowale an der Bahn Wilna—Grodno und schritt auch 
bei Merecz in ihrem Angriff fort. Auf der Westfront von 
Grodno nahm sie die äußerste Fortlinie. Norddeutsche 
Landwehr stürmte das nördlich der Straße Grodno—Dvm- 
browo gelegene Fort 4 und nahm dessen Besatzung in 
Stärke von 600 Mann gefangen. Am Abend desselben 
Tages eroberten badische Truppen auch das weiter nord 
westlich liegende Fort 4 a. Darauf räumten die Russen die 
übrigen Werke der vorgeschobenen Westfront Grodnos. 
An diesem Tage besetzte die Heeresgruppe Hindenburg auch 
noch die Übergänge über den Swislocz nach einem Kampfe 
östlich des Forstes von Bialystok von Makarowce aufwärts; 
dabei erbeutete sie 3070 Gefangene, 1 schweres Geschütz 
und 3 Maschinengewehre. Bei Ossowez wurden außerdem 
noch drei vom Feinde in den Sumpf versenkte schwere 
Geschütze gehoben. Bei Grodno kamen die Deutschen schon 
am 2. September durch schnelles Handeln über den Nje- 
men und nahmen nach Häuserkampf die Stadt, wobei 
sie 400 Gefangene machten. Der kühne Handstreich, den 
die unter Hindenburgs Oberbefehl kämpfende Armee 
Eichhorn mit Glück ausgeführt hatte und der sie über den 
Rjemen und in die Stadt Grodno brachte» war ein äußerst 
wichtiger Erfolg, denn nun war die Festung Erodno 
Deutsche Vorhut kommt durch ein von den Russen auf der Flucht in Brand gestecktes Dorf. ®- ®«g«, Potsdam.
	        
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