Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/13. 
«Fortsetzung,! 
Auch im August veränderte sich die Eesamtlage im Westen 
nicht. Der Kampf blieb dort der reine Stellungskrieg (siehe 
die Bilder Seite 61—63 und Seite 69 unten), der nur 
gelegentlich Bilder des Bewegungskampfes bot, wenn die 
eine oder die andere Seite einen Vorstoß wagte. Immer 
noch galt für die deutschen Truppen dort das harte Wort: 
Warten! Das bedeutete aber nicht zugleich Ruhe. Immer 
genauer schoß sich der Feind auf die Stellungen ein, und 
immer schwieriger ward es, in den Schützengräben hinter 
Bergen aus Sandsäcken einigermaßen sicher auszuharren. 
Feindliche Handgranatenwürfe und Luftminen fanden 
immer häufiger ihr Ziel in den Gräben und zerschmetterten 
dort treue Hüter ihres Vaterlandes oder begruben sie 
unter den aufgewirbelten Sandmassen. Im günstigsten 
Falle beschädigten sie nur die Grabenbauten, die schleunigst 
ausgebessert werden mußten, und schufen dadurch schwere 
Nachtarbeit, die häufig unter der Beschießung des nächsten 
Morgens schon wieder zunichte wurde. Heulend und brül 
lend sausten aber auch die deutschen Granaten über die 
Köpfe der Verteidiger hinweg und gaben ihnen die Zuver 
sicht, daß auch der Gegner keine Feiertage hatte; oft ward 
ihnen auch die Genugtuung, ihre eigene Handgranaten-, 
Luft- und Erdminenarbeit belohnt zu sehen. Wenn dem 
Soldaten in den Schützengräben auch nur selten oder nie die 
Aufmunterung des Waffenerfolges wurde, so blieb doch >m 
Phot. A. Grohs, Berlin. 
Der Kampf im Stellungskrieg. 
Ein besonders gut eingerichteter Schützengraben an der vordersten Front. — Ein Soldat beobachtet arn Wallspiegel den 
gegenüberliegenden Feind. Auf denk Tisch ein Maschinengewehr. 
kleinen noch Raum genug, sich dem Vaterlande durch beson 
dere Leistungen hilfreich und treu zu erweisen. Vor allem 
waren es die wagemutigen, tollkühnen Patrouillengänge in 
dem schmalen Raum zwischen den Stellungen, die an den 
Willen, die Körperkraft und die Findigkeit den allerhöchsten 
Anspruch stellen. Viele der Tapfersten opferten ihr Leben 
oder ihre Gesundheit für ihre soldatische Aufgabe und die 
Sicherheit ihrer Kameraden, vielen gelang es aber auch, sich 
ihre Kameraden und ihr Vaterland durch unschätzbare Lei 
stungen, durch Auskundschaftung wichtiger feindlicher Absich 
ten zu ewigem Dank zu verpflichten. Ungelöste Spannung, 
stete Todeserwartung hielt die Deutschen von den Alpen bis 
Amerikan. Copyright 1915 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
III. Band. 
zum Meere Tag für Tag in Atem. Heller Siegesjubel über 
Teilerfolge oder dumpfe Trauer um liebe Kameraden, furcht 
bares Erleben des Schrecklichsten und äußerste Anspannung 
aller Kräfte stand Tag für Tag hinter den kurzen Worten 
des Tagesberichtes: „Im Westen ist die Lage unverändert" 
oder „An der Westfront keine besonderen Ereignisse". 
In Flandern bemühten sich die Engländer gleich im 
Anfang des August lebhaft angreifend um die von den 
Deutschen neugewonnenen Geländestücke und hauptsächlich 
um das Dorf Hooge. Dieses liegt unmittelbar am Pser- 
kanal in der Nähe von Ppern und war zum größten Teile 
gegen Ende Juli in deutschen Besitz übergegangen nach 
vorsichtig von langer Hand vorbereiteten, kräftig durch 
geführten Angriffen. Voreilig verkündeten die Engländer 
in den ersten Tagen des August, daß sie Hooge wieder 
in ihren Besitz gebracht hätten. Der deutsche Tagesbericht 
hielt ihnen aber unter dem 3. August als Tatsache entgegen, 
daß die Meldung des englischen Oberstkommandierenden 
falsch sei, weil die bei Hooge genommenen englischen Stel 
lungen nach wie vor vollständig in der Hand der Deutschen 
geblieben seien. 
In-den nächsten Tagen brachte der Bericht aus Flandern 
nichts. Es blieb dort bei dem üblichen blutigen Tagewerk. 
Wie zielbewußt und erfolgreich es von deutscher Seite 
geführt wurde, beweist die Nachricht vom 7. August, daß 
am Tage vorher die Bel 
gier unter der Wirkung 
der deutschen Artillerie 
ihre bei Heernisse südlich 
von Dirmuiden über die 
Pservorgeschobenen Stel 
lungen räumen mußten. 
Am 8. August begannen 
neue Kämpfe um Hooge, 
in denen überlegene eng 
lische Kräfte am nächsten 
Tage allerdings unter 
schweren Verlusten den 
Westteil des Ortes zurück 
gewannen. Der Erfolg 
hatte nicht einmal irgend 
eine entscheidende örtliche 
Bedeutung. Die Verhält 
nisse in Flandern, beson 
ders aber in den Gebieten 
um Ppernund am Kanal, 
waren derart, daß die 
Deutschen nur unter Auf 
wand von besonderen 
Opfern gewisse vorgescho 
bene Punkte halten konn 
ten. Wo dies ohne schwere 
Verluste nicht ging und 
am letzten Ende auch nicht 
zu gehen brauchte, ließ 
man dem Feinde, wie 
schon bei früheren Ge 
legenheiten einen klei 
nen Geländegewinn und 
tauschte dafür sichere Stel 
lungen ein, die nicht so 
vollständig im Wirkungs 
bereich des feindlichen 
Feuers lagen. Am 16. August erschienen zur Abwechslung 
wieder einmal zwei englische Zerstörer vor Ostende (siehe 
Bild Seite 267). Sie mußten sich aber überzeugen, daß 
die Deutschen dort immer noch auf dem Posten waren. Die 
Granaten der deutschen Küstenartillerie wiesen ihnen den 
Heimweg. Genau so erging es einer starken feindlichen Flotte 
von vierzig Schiffen, die sich am 22. August vor Zeebrügge zu 
zeigen wagte. Sie dampfte im Feuer der deutschen Geschütze 
in nordwestlicher Richtung davon, ohne auch nur das min 
deste erreicht zu haben. Lediglich sechzig bis siebzig Schüsse 
hatte sie auf die Küstenbefestigungen abgegeben und den 
Deutschen eine Einbuße von einem Toten und sechs Ver- 
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