Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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beute für den Monat August, die 190 Offiziere, 53 299 Mann, 
34 Geschütze und 123 Maschinengewehre betrug. 
Das Ergebnis der Augustkämpfe mit ihren glänzenden 
Festungseroberungen läßt sich dahin zusammenfassen, daß 
die innere Verteidigungstellung der Russen, die noch zum 
Ausfall geeignet gewesen wäre, endgültig verloren gegangen 
war. Mit dem Fall von Brest-Litowsk waren die Russen 
gezwungen, weiter rückwärts neue Stützpunkte aufzusuchen. 
Von Kowno bis an die rumänische Grenze wälzten sich 
ihnen in einer Ausdehnung von mehr als 700 Kilometern 
die deutschen und österreichisch-ungarischen Heere unauf 
haltsam nach. Die Schlagkraft der Verbündeten war durch 
den Siegeszug ohnegleichen nicht nur nicht erschöpft, sondern 
durch den die Truppen beseelenden Siegesgeist befestigt und 
gehoben, durch die mehr als 200 Kilometer betragende 
Frontverkürzung im Osten waren überdies umfangreiche 
Truppenkörper' zu beliebiger Verwendung freigeworden. 
Im August 1914 hatten die deutschen Soldaten die Feinde 
des Vaterlandes erfolgreich von der teuren Heimat abge 
wehrt, im August 1915 trieben sie den furchtbarsten und 
stärksten Gegner siegreich vor sich her, seinem vernichtenden 
Schicksal entgegen. «Fortsetzung folgt.« 
Illustrierte Kriegsberichte 
durch Erfolge unterbrochen wurde, hat in der Jahrtausende 
langen Kriegsgeschichte der Welt noch nie ein Heer ertragen, 
ohne in sich selbst zusammenzufallen. Nicht, daß die Nüssen 
sich nicht gewehrt hätten. Es wäre falsch, die Kämpfe mit 
den feindlichen Nachhuten als Kinderspiel darzustellen. Wo 
die Offiziere kraft ihres Amtes, ihrer Revolver und ihrer 
Maschinengewehre noch Macht über die Massen besahen, 
da hat sich der russische Soldat auch zum Kampf gestellt, 
und begünstigt wurde sein Widerstand durch eine große 
Reihe von Süden nach Norden ziehender Fluhläufe, deren 
Ufer versumpft und ohne Übergänge waren. 
Das Ausland und ganz besonders die Verbündeten 
Ruhlands haben einen langen Widerstand der Bugfestung 
erwartet, und wenn man von der Beschaffenheit des rus 
sischen Heeres absah, konnte man tatsächlich auch zu der 
Ansicht gelangen, dah den verbündeten Heeren hier ein 
längerer Aufenthalt bereitet werden würde. Als ständige 
Lagerfestung erbaut, besitzt Brest-Litowsk einen doppelten 
Brückenkopf. Es sperrt eine Anzahl wichtiger Bahnen, 
die in das Innere Ruhlands führen. Der Fluhlauf des 
Bugs konnte an keiner anderen Stelle besser verteidigt 
werden gegen einen Gegner, dessen Bestreben es war, 
nach Osten vorzurücken. Dazu kommt, dah der Fluh Mucha- 
wiec die linke Flanke der Festung mit seinem breit vor- 
Brest-Litowsk. 
Von Mojor a. D. Ernst Mornht. 
(Hierzu de Karte Seite 214 und die Bilder Seite 250-263.) 
In der Nacht vom 25. zum 26. August verliehen die 
Russen ohne Entscheidungskampf die wichtigste und stärkste 
Festung, die sie auf ihrem ganzen westlichen Operations 
gebiet besahen: Brest-Litowsk. Nachdem dann auch der 
kleine Brückenkopf am Njemen, Olita, genommen worden 
war, blieb ihnen nur noch die Njemenfestung Erodno als 
Stützpunkt an den einst so mächtigen Linien der befestigten 
Fluhläufe. Die Gründe für das schnelle Aufgeben von 
Brest-Litowsk sind nicht etwa in seiner Schwäche als Festung 
zu suchen, sondern lediglich in der ungeheuren moralischen 
Auflösung, in der sich das russische Heer befand. Wir müssen 
nicht vergessen, dah sich seit Anfang Mai eine verlorene 
Schlacht an die andere reihte, dah fast, vier Monate hin 
durch die russischen Kräfte in mehr oder minder eiligem Rück 
zug waren, dah ihnen Hunderttausende an Gefangenen 
und Tausende an Geschützen abgenommen wurden und 
dah sich nach dem Fall von Warschau und Jwangorod, am 
5. August, die Massen ihres Hauptheeres, auf verhältnis- 
mähig engem Raum zusammengedrängt, auf der Flucht 
nach Osten befanden. Einen so langen Rückzug, der nie 
Phot. R. Senn ecke, Berlin. 
Deutsche Soldaten bei Bergungsarbeiten vor der brennenden Zitadelle von Brest-Litowsk. 
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