Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
terien und Gräben heran, und es schien fast, als sollte ihr 
Angriff gelingen — da rief Oberleutnant Frank die wenigen 
Leute, die ihm noch geblieben waren, zusammen, und wäh 
rend er selbst in der vordersten Reihe stehend mit Revolver 
und Degen die Welschen zurückhielt, griffen seine Leute zu 
den gefürchteten Handgranaten, die den Nahkampf zu 
gunsten der tapferen Verteidiger entschieden. Haufenweise 
brachen die Italiener vor der feindlichen Feuerstellung zusam 
men; ihr Angriff geriet ins Wanken, und angesichts der furcht 
baren Verluste, die sie erlitten, waren sie nicht mehr vor 
wärts zu bringen. Bereits um halb sieben Uhr morgens 
war der feindliche Angriff auf den Monte Piano auf der 
ganzen Front abgeschlagen. 
Armierungssoldaten. 
Von Paul Otto Ebe. 
(Hierzu die Bilder Seite 218—220.) 
Das große Völkerringen erfordert die Anspannung aller 
Kräfte, auch derer, die für den ersten Augenblick nicht für 
den Militärdienst geeignet scheinen. Unsere deutsche Heeres 
verwaltung hat es verstanden, jeden an einen Platz zu stellen, 
der seinen Kräften angemessen ist, und alle vollwertigen 
Kräfte für den edelsten Militärdienst, den Kampf, heran 
zuziehen, während die so frei gewordenen Stellen durch 
Die Gesundheitspflege ist zwei Sanitätsunteroffizieren oder 
Sanitätsgefreiten anvertraut. Dazu kommt eine der Kom 
paniekopfzahl entsprechende Anzahl niederer Dienstgrade, 
wie Gefreite, Unteroffiziere, Feldwebel und Offizierstell 
vertreter. Das ist die Zusammensetzung einer Armierungs 
kompanie. Eine Abart, deren Sonderausgabe sich schon 
in ihrem Namen kundtut, sind die Straßenbaukompanien, 
die nur aus ungefähr zweihundert Mann bestehen und 
ebenfalls einem Armierungsbataillon angegliedert sind. 
Nicht nur die Rekrutierung und Zusammensetzung der 
Armierungsbataillone hat sich während des Krieges ge 
ändert, sondern — und darauf dürften die erstgenannten 
Neuerungen fußen — auch ihre Aufgabe. Unter dem Wort 
„Armierung" verstand man die Arbeiten, die nötig waren, 
eine moderne Festung vom Friedenszustand in den Kriegs 
zustand überzuführen. Das wurde von den Arbeiter- oder 
Armierungsbataillonen bewerkstelligt. Bekanntlich hat jeder 
Staat das Bestreben, die Lage, die Bestückung und den 
Ausbau der ständigen Festungsanlagen vor unberufenen 
Augen peinlichst zu hüten, um dem Gegner keinen Einblick 
und keine Schlüsse auf Reichweite der Geschütze, einzusehende 
Täler, genauen Standort der Panzertürme, Anlage der 
vorgefchobenen Stellungen, der Hauptkampfstellung und 
der Ausnahmestellungen zu ermöglichen. Wie in einem 
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Baumfällen 
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Armierungssoldaten bei der Arbeit. 
solche besetzt werden, die zwar für den Kampf untauglich, 
für die „Schipperarbeiten" jedoch noch sehr gut zu verwen 
den sind. Es sind dies die Armierungsfoldaten, die aus Leu 
ten des „Landsturmes I. und II. Aufgebots ohne Waffe" oder 
„zu Arbeitszwecken" gebildet werden. An den Grenzen un 
seres Reiches oder in der Nähe von Festungen kennt jeder 
diese Männer, die bleich, zartnervig und mit kleinen Leiden 
behaftet von der Werkstatt oder vom Schreibtisch kamen 
und die bald nachher von der gesunden Arbeit in der 
Natur und der mäßigen Lebensweise braungebrannte, frische 
Wangen zeigten, zehn Stunden täglich hackten, schaufelten, 
Bäume fällten und sie auf starken Schultern spielend zum 
Einbauen trugen. Die weißleinene Armbinde über der Uni 
form kennzeichnet ihre Zugehörigkeit zum „Arm. Batl. Nr..." 
Hoch und niedrig, arm und reich, gebildet und ungebildet, 
wie sie der Zufall zusammenwehte, ziehen sie morgens 
mit Hacke und Schaufel unter Marschliedern auf ihr Arbeits 
feld , das sie für den Kampf vorbereiten, weil es einmal 
überraschend schnell zum Schlachtfeld werden kann und die 
Truppen dann an jedem Stützpunkt froh sind, wo sie sich 
zäh anklammern können. 
Rund fünfhundert Mann beträgt die Kopfzahl einer 
Kompanie des Arinierungsbataillons. Der Stolz des 
Kompanieführers sind die dabei befindlichen „gelernten" 
Holz-, Eisen-, Betonarbeiter und Maurer sowie Schuh 
macher, Schneider, Schlächter. Erstere dienen am besten 
dem Wohl des Vaterlandes, letztere dem der Kompanie. 
Schmuckkästchen liegen die wichtigen Infanterie- und Panzer 
einheitswerke von unauffällig angepflanzten Wäldern um 
geben. Selbst der weite Stacheldrahtzaun wirkt nicht ver 
räterisch, denn wo gibt es heutzutage keine Stacheldraht 
zäune! Häuser und Dörfchen schmiegen sich oft harmlos 
bis dicht an den Fuß eines mittelgroßen Hügels, auf dem 
der Laie höchstens ein Munitionslager vermutet. 
Plötzlich, mit dem ersten Mobilmachungstag, fällt die 
Maske. Unter der emsigen Arbeit der Armierungssoldaten 
verschwinden ganze Waldgruppen und machen grasbewach 
senen, allmählich und unscheinbar im Gelände ansteigenden 
Böschungen Platz. Das sind die berüchtigten, spiegel 
glatten Glacis der Festung, die dem Verteidiger weithin 
ein prachtvolles Schußfeld, dem Angreifer dagegen nirgends 
Deckung gegen Sicht oder Schuß bieten. An anderen, tief 
gelegenen Stellen bleiben nur die Baumstümpfe stehen. 
Viele fleißige Hände der Soldaten unserer Arbeitsbataillone 
ziehen Stacheldraht kreuz und quer in scheinbar regellosem 
Durcheinander. Auch würde der Laie die ungleiche Arbeit 
an den umgehauenen Stämmen bekritteln. Wie das aus 
sieht ! Ein Baumstumpf reicht bis zur Brusthöhe, daneben 
ist ein nur kniehoher Stamin stehen geblieben. Ein Stumpf 
neben dem anderen. Und jeder besitzt eine verschiedene 
Länge. Könnte man einige Tage später diese „Stätte 
der unvernünftigen Verwüstung" sehen — nur wenig 
Augen ist es vergönnt — so würde man staunen über ein 
scharfsinnig angelegtes, ganz dem Gelände angepaßtes Draht-
	        
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