Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

168 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
drei Stellungen erstürmt hat, kann sich der alten Haupt 
stadt der „gefürsteten Grafschaft" bemächtigen und von da 
aus weiter nach Osten vorzudringen hoffen. 
Die sogenannte erste Jsonzoschlacht dauerte etwa vom 
28. Juni bis zum 6. Juli. Anfänglich kehrte sich der Feind 
mehr gegen den südlichen Abschnitt von Monfalcone bis Sa- 
grado; gegen den Görzer Brückenkopf wurden nur am 30. 
kleinere Vorstöße unternommen. Am 5. Juli aber begann 
auch hier ein Ringen von unbeschreiblicher Zähigkeit und 
Wildheit. Schon um vier Uhr früh setzte ein geradezu uner 
hörtes Artilleriefeuer ein, vornehmlich gegen die Podgora- 
höhen, dem um elf Uhr die ersten großen Jnfanterieangriffe 
folgten. Sie wurden wie alle folgenden in stundenlanger Al>- 
wehr durch die tapferen Regimenter Erzherzog Friedrich 
(Fünfkirchen) und Hindenburg sowie wackere Dalmatiner 
Landwehr abgewiesen. Ebenso erging es hartnäckigen Vor 
stößen gegen Lucinico, während weiter südlich auf der Hoch 
fläche das Brünner Hausregiment durch einen glänzenden 
dauerte bis Mittag. AIs danach die ersten Sturmkolonnen 
vorrückten, hofften sie einen völlig betäubten Gegner vor 
zufinden. Die heftige Beschießung, besonders aus Maschinen 
gewehren, die sie empfing, belehrte sie eines anderen; sie 
erlitten sehr schwere Verluste. Heraneilende Verstärkungen 
füllten die Lücken und arbeiteten sich tapfer vorwärts. 
Vielfach kam es zu erbittertem Handgemenge; aber alle 
Angriffe wurden abgeschlagen. Währenddessen brachten 
österreichisch-ungarische Mörser fünf schwere italienische 
Batterien zum Schweigen. Am folgenden Morgen wurden 
auch die Podgorahöhen wieder mit schwerstem Geschützfeuer 
belegt. Im Raume einer einzigen Kompanie schlug zeitweilig 
in jeder Sekunde eine Granate ein; der Hagel, der in dieser 
Schlacht über die Höhe niederging und ihren schönen 
grünen Wald vollkommen wegfegte, wird auf 30 000 schwere 
Geschosse geschätzt. Die 11. italienische Division, die dann 
am 19. hier eingesetzt wurde — Abruzzesen —, stürmte 
immer und immer wieder; wie sich nachträglich heraus- 
' 
Phot. Ed. Frankl, Berlin. 
Blick auf Riga vom Hafen aus. 
Gegenstoß sich neue Lorbeeren wand. Aur folgenden Morgen 
verscheuchte ein gutgezielter ausgiebiger Granatgruß die 
letzte feindliche Abteilung, die sich noch in Lucinico versteckt 
hielt. Darauf antworteten die Italiener von neuem mit 
schwerstem Artilleriefeuer und sandten abends sieben Uhr 
abermals starke Sturmkolonnen gegen die Podgora vor. 
Aber auch denen war kein anderer Erfolg beschicken: nach 
höchst empfindlichen Verlusten flüchteten sie in ihre alten 
Stellungen zurück. Auf 500 Geschütze und 160 000 Gewehre 
war das italienische Heer zu schätzen, das in diesen Schlacht 
tagen von einer verschwindenden Minderheit eine blutige 
Niederlage erleiden mußte. 
In der zweiten Jsonzoschlacht» die vom 18. bis zum 
27. Juli fast ununterbrochen tobte, wurden im gleichen, 
höchstens 30 Kilometer langen Raume rund eine Viertel 
million Angreifer angesetzt. Die Einleitung bildete der 
Vorstoß eines feindlichen Fluggeschwaders, das indessen 
durch Steilfeuer rasch vertrieben wurde. Mit dem Morgen 
grauen des 18. setzte dann mörderisches Artilleriefeuer aus 
allen Kalibern gegen die ganze Görzische Front ein und 
stellte, waren die Leute von ihren Offizieren in der vorher 
gehenden Nacht durch Branntwein betrunken gemacht 
worden. Umsonst! Vor den schon halb zerrissenen Draht 
verhauen wurden sie durch zwei Gegenangriffe zurück 
geworfen, wobei sie zahllose Tote, Verwundete und Ge 
fangene Zurückließen. Auch am nächsten Tag, diesmal nach 
zwölfstündiger Artillerievorbereitung, rannten die Italiener 
wieder mit dem Mut der Verzweiflung gegen die Podgora 
an; abermals vergeblich. Indes schien ihnen nun doch ein 
Erfolg zu winken. In der Finsternis der Nacht vom 20. 
zum 21. rückte eine Brigade gegen den Monte San Michele 
vor, jenen Berg, der nach Norden die Zugänge zur Görzer 
Ebene und südwärts die zur Hochfläche von Doberdo be 
herrscht. Nach einem Nachtkampf, dessen Wildheit jeder Be 
schreibung spottet, gelang es dem Gegner in der Tat, die' 
Stellung zu nehmen. Aber da führte Generalmajor Boog 
seine klug bereitgestellten Reserven heran, und in einem ein 
zigen Sturmlauf wurde der Feind die Abhänge wieder hin 
untergejagt. Mit Recht nannten die Kriegsberichterstatter 
diese Leistung eine der glänzendsten des ganzen Feldzugs.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.