Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
demselben Tage kam es auch nordöstlich von Luneville bei 
Embermenil zu einem Gefecht. Der von den Franzosen be 
festigte und besetzte Ort wurde von den Deutschen überfallen 
und im Lauf der Kämpfe genommen. Nach Zerstörung aller 
französischen Verteidigungsanlagen gingen sie unter Mit 
nahme von etwa 50 französischen Jägern in ihre alten Stel 
lungen zurück. Am nächsten Tage wurde besonders Münster 
von den Franzosen heftig beschossen. Tags darauf sahen 
die Deutschen sich zur Vermeidung unnützer Verluste ge 
nötigt, den Ort Metzeral in den Vogesen, der von der 
französischen Artillerie in Trümmer geschossen war, plan 
mäßig 3U räumen. Im Fechttale aber schlugen sie am 
gleichen Tag französische Angriffe blutig zurück. 
Der 22. Juni brachte den deutschen Vogesentruppen die 
schon seit Monaten heiß umstrittene Höhe 631 bei Ban-de- 
Sapt, worüber wir auf Seite 138 einen besonderen an 
schaulichen Bericht gaben. 
Bei Luneville griffen die Franzosen an den nächsten 
Tagen des öfteren die deutschen Vorposten an, aber ohne 
Erfolg. Am 27. Juni wurde den deutschen Vogesentrup 
pen wieder ein schöner Erfolg zuteil. Sie überfielen die 
französische Besatzung einer Kuppe hart östlich von Metzeral 
und brachten dabei 50 Gefangene und ein Maschinengewehr 
in ihre Hand. Tags darauf setzten die Franzosen ihre An 
griffe östlich von Luneville fort. Drei von mehreren feind 
lichen Bataillonen ausgeführte Angriffe gegen die Stel 
lungen am Walde Les Remabois und westlich von Leintrey— 
Gondreron gelangten bis an die deutschen Hindernisse, 
die Franzosen mußten aber schließlich in ihre Stellungen 
zurückfliehen. 
Anfang Juli entwickelten sich am Hilsenfirst in den Vo 
gesen neue Kämpfe, und schon der 1. Juli brachte den 
Deutschen einen schönen Erfolg. Sie nahmen zwei Werke 
und brachten dabei an Gefangenen 3 Offiziere und 149 Mann 
ein. Leider waren sie gezwungen, schon am nächsten Tage 
die Werke dein Feinde wieder zu überlassen. Am 3. Juli 
konnten die deutschen Truppen in Französisch-Lothringen 
weiter vordringen und eroberten hier nordwestlich Regnie- 
ville die französischen Stellungen in 600 Meter Breite. 
Sie entrissen ferner nördlich von Fey-en-Haye dem Feinde 
ein Waldstück. 
Ban-de-Sapt war am 9. Juli das Ziel erneuter feind 
licher Angriffe. Die völlig verschütteten Gräben auf der 
Kuppe der Höhe 631 wurden von den Deutschen geräumt. 
Zwei Tage später nahmen sie aber dem Gegner hier schon 
wieder ein Waldstück weg. Am 10. Juli versuchte der 
Feind einen Angriff östlich und südöstlich von Sondernach, 
nordwestlich von Münster, wurde aber bald zurückgeschlagen. 
Tags darauf überfielen die Deutschen bei Ammerzweiler 
nordwestlich von Altkirch eine feindliche Abteilung in ihrem 
Graben. Die französische Stellung wurde in einer Breite 
von 100 Metern eingeebnet. Danach gingen die Deutschen 
planmäßig unter Mitnahme einiger Gefangener vom Feinde 
unbelästigt in ihre Linie zurück. In Lothringen versuchte 
der Gegner am 17. Juli bei Embermenil vorzustoßen, 
wurde aber hier wie auch in der Gegend von Ban-de-Sapt 
zurückgeschlagen. 
Die Kämpfe bei Münster nahmen am 20. Juli an Heftig 
keit zu, und die Franzosen richteten ihre Angriffe mehrfach 
gegen die Stellung zwischen Lingekopf und Barrenkopf nörd 
lich von Münster und Mühlbach. An einzelnen Punkten drang 
der Feind in die deutschen Stellungen ein und mußte in 
erbittertem Nahkampf hinausgeworfen werden. Tag und 
Nacht lagen die angegriffene deutsche Front und die an 
schließenden Stellungen bis Didolshausen und bis zum 
Hilsenfirst unter heftigem feindlichen Feuer. Etwa 120 Mann 
und 4 Offiziere fielen den Deutschen gefangen in die Hand. 
Auch in den nächsten Tagen dauerten diese Kämpfe noch 
an, und bei einem feindlichen Angriff gegen die Linie 
Lingekopf—Barrenkopf nördlich von Münster wurden nach 
heftigen Nahkämpfen vor und in den Stellungen der Bayern 
und Mecklenburger, aus denen die Franzosen zurückgeschlagen 
wurden, 2 Offiziere und 64 Alpenjäger gefangen genommen. 
Bei Metzeral eroberten die Deutschen in diesen Tagen 
eine vorgeschobene Stellung, die sie aber, um Verluste zu 
vermeiden, planmäßig wieder räumten. Am 23. Juli 
ließen hier die Kämpfe an Hartnäckigkeit nach. Die Fran 
zosen hatten bis zu diesem Tage ungeheure Verluste gehabt. 
Vor der deulschen Front lagen etwa 2600 gefallene Feinde. 
Am 26. Juli nahmen die Kämpfe erneut an Heftigkeit zu, 
und auf dem Lingekopf setzte sich der Gegner an diesem Tage 
in den Besitz der vordersten Gräben. Schon tags darauf 
waren diese bis auf ein kleines Stück wieder in deutschem 
Besitz. Am 30. Juli kamen die Kämpfe in der Linie Linge 
kopf—Barrenkopf zum Stillstand. Die Franzosen hielten 
nur noch einen Teil des Gewonnenen am Lingekopf beseht, 
während Schrahmännle und Barrenkopf nach vorüber 
gehendem Verlust wieder in deutscher Hand waren. 
Der Luftkrieg im Westen wuchs in den Monaten 
Juni und Juli wieder zu besonderer Lebhaftigkeit an. 
Deutsche Flieger besuchten die Städte Nancy, Dombasle, 
Remiremont, Gerardmer, Saint-Hilaire, Dünkirchen, Luna- 
ville und Saint-Die, wobei Bahnanlagen, Flugplätze, Trup 
penlager, Kasernen und so weiter zerstört wurden; bei 
Luftkämpfen mit französischen und englischen Flugzeugen 
behielten die Deutschen die Oberhand. Zahlreiche franzö 
sische Flieger wurden auch durch die deutschen Abwehr- 
kanonen herabgeschossen und hierbei die Insassen gefangen 
genommen. Auch über deutschen Städten tauchten einige 
mal feindliche Flieger auf, aber nirgends richteten sie 
irgendwelchen größeren Schaden an. Am 27. Juni erschien 
ein französisches Flugzeug über Friedrichshafen, wo es mit 
geringem Erfolg drei Bomben abwarf. Der Flieger wurde 
durch deutsche Abwehrgeschütze vertrieben und mußte auf 
Schweizer Boden landen, wo er festgenommen wurde. 
Am 21. Juli wurde Colmar von feindlichen Fliegern heim 
gesucht. Zehn Bomben fielen auf die Häuser und Straßen 
der Stadt. Ein Zivilist wurde getötet, ein anderer ver 
letzt. Am 30. Juli früh sechs Uhr kreuzten drei feindliche 
Flieger wieder einmal über Freiburg. Sie warfen hier 
sieben Bomben ab, durch die eine Zivilperson getötet und 
sechs zum Teil schwer verwundet wurden. Der militärische 
und sonstige Sachschaden war nicht erheblich. 
In dem Zeitabschnitt Juni—Juli 1915 blieb es im Westen 
nach wie vor bei der Tatsache: Die Deutschen hielten un 
entwegt stand, wo sie angegriffen wurden. Jeder Versuch 
des Einbruchs in die deutsche Stellung kostete den Franzosen 
und Engländern nutzlos aufgeopferte Menschen und für 
nichts verpufftes Material. Die Deutschen dagegen drangen 
überall da, wo sie entsprechende Kräfte einsetzten, un 
widerstehlich in die Stellungen ihrer Feinde vor und er 
oberten einen wichtigen Stützpunkt nach dem anderen. 
❖ 
Der Sieg irrt Heiligen Kriege, der sich auf zahlreichen 
Kriegschauplätzen abspielt, wird nur auf dem räumlich eng 
begrenzten, aber überragend wichtigen Kampfplatz an den 
Dardanellen von der einen oder der anderen Seite erkämpft 
werden können. Die Siege der deutschen und österreichisch 
ungarischen Heere über die Russen haben wesentlich mit 
gewirkt, von den heldenmütigen türkischen Vaterlandsver 
teidigern die große Gefahr eines Überfalls ihrer Stellung 
im Rücken vom Balkan her abzuwenden. Deshalb haben 
aber die Anstürme ihrer Gegner auch seit Mai keineswegs 
an Heftigkeit nachgelassen. Mit dem Ingrimm der Ver 
zweiflung suchten Engländer und Franzosen auf dem Schau 
platz an den Dardanellen endlich eine Entscheidung herbei 
zuführen, die ihnen das Ansehen der Balkanvölker zu 
rückgewinnen sollte, das vor den Dardanellen unter opfer 
reichem, ergebnisarmem Ringen zu Grabe getragen war. 
Zwar machte die Angriffslust der deutschen Unterseeboote 
im Marmarameer- die gewaltige Unterstützung der Land 
vorstöße durch die schweren Schiffsgeschütze zu einer 
ernsten ständigen Gefahr für die wertvollen schwimmenden 
Festungen, aber dennoch holten die Angreifer nach ihrem 
schweren Mißerfolg im Mai schon Anfang Juni in einem 
mehrwöchigen, ununterbrochenen Ansturm gegen die Darda 
nellen zu einem heftigeren Schlage als jemals zuvor aus. 
Am 4. Juni nachmittags begann der neue Angriff mit 
einer schweren Kanonade. Das Angriffgeschwader, das 
viele tausend Granaten verfeuerte, mußte allerdings wegen 
der unheimlichen Unterseebootgefahr in dauernd schneller 
Fahrt gehalten werden. Der Landangriff traf zuerst den tür 
kischen linken Flügel. Er wurde nicht nur abgeschlagen, son 
dern ein kecker Gegenstoß brachte den Türken auch.fünf Ma 
schinengewehre. Die verbündeten Feinde ließen aber nicht 
nach. Schon in der nächsten Nacht setzten sie einen neuen 
Angriff an, der bis in den Mittag hineindauerte. Bei der 
Beendigung des Gefechts hatten Engländer und Fran 
zosen allein dreitausend Tote, und die Türken konnten sich
	        
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