Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Die Geschichte des Weltkrieges 1914/15 
(Fortsetzung.) 
Die Kämpfe zwischen Maas und Mosel wurden in 
den Monaten Juni und Juli ebenfalls zugunsten des 
deutschen Heeres entschieden. Zu den heftigsten Zusammen 
stößen kam es vom 20. bis 27. Juni auf den Maashöhen bei 
Les Eparges. Schon Mitte Juni kündigte sich eine dort be 
absichtigte feindliche Unternehmung durch verstärktes fran 
zösisches Feuer aller Kaliber an. Als der Feind die Wir 
kung seiner Artillerievorbereitung für ausreichend hielt, setzte 
er seine ausgeruhten, frischen Truppen" am Sonntag den 
20. Juni nachmittags zum Angriff gegen die deutschen Stel 
lungen beiderseits der Tranchse an. 
Die Franzosen beobachteten hierbei das von ihnen in 
der Regel beliebte Verfahren, gegen einzelne Punkte starke 
Kräfte nacheinander, oft aus verschiedenen Richtungen an 
laufen zu lassen. Es gelang ihnen schließlich, in einen Teil 
unseres vordersten Grabens, in einige Verbindungsgräben 
nach rückwärts und sogar in einen kleinen Teil der zweiten 
Stellungen einzudringen. Noch in der Nacht zum Montag 
unternahm das von dem Vorstoß betroffene tapfere Regi 
ment einen Gegenstoß, an dem sich alles bis zum letzten Mann 
beteiligte. Es gelang auch, den Franzosen den von ihnen 
genommenen Teil der zweiten Stellung sowie die Ver 
bindungsgräben wieder zu entreißen und hierbei eine An 
zahl von Gefangenen zu machen. Aber auch der Feind 
ließ nicht nach. Um die Mittagszeit des 21. erneuerte er 
mit frischen Kräften auf der ganzen Linie seine Angriffe. 
Westlich der Tranchee wurde er stets auch an den folgenden 
Tagen unter sehr schweren Verlusten abgewiesen. Auf der 
östlichen Seite dagegen, wo die Eindruckstelle sich immer noch 
in seinem Besitz befand, glückte es ihm, durch sie hindurch 
stoßend, wiederum Gelände innerhalb der deutschen Linien 
zu gewinnen. Es kam nun darauf an, ihn wieder hinaus 
zuwerfen. Für diese Unternehmung wurde das Morgen 
grauen des 22. Juni festgesetzt. Der Feind wurde an 
scheinend überrascht. Er räumte die Grüben unter Zurück 
lassung einer beträchtlichen Anzahl von Gefangenen. Dann 
nahmen die Franzosen die gesamten Stellungen wieder 
tagelang unter schweres Feuer. Sie hatten zu diesem 
Zweck ihre dort schon zahlreich vorhandene schwere Artillerie 
durch weitere Batterien schwersten Kalibers von anderen 
Fronten her verstärkt. Auch verwendeten sie in großer 
Menge Geschosse, die erstickende Gase entwickelten. Solche 
Geschosse wirken nicht nur durch ihre Sprengstücke, sondern 
sie machen durch Gase auch im weiteren Umkreise sich auf 
haltende Personen mindestens für einige Zeit kampfunfähig. 
Um sich selbst gegen diese Wirkung zu schützen, wenn derartige 
Geschosse nahe der eigenen Infanterie einschlügen, trugen 
alle Franzosen in den geschilderten Kämpfen Rauchmasken. 
Als die deutschen Truppen am späten Abend des 24. Juni 
alle zur vorderen Linie führenden Verbindungsgräben wieder 
in ihren endgültigen Besitz gebracht hatten, waren diese bis 
oben hin mit französischen Leichen angefüllt. Tagelang 
hatten die Franzosen hier neben und auf den Leibern ihrer 
gefallenen Kameraden ausgehalten. Es mag dahingestellt 
bleiben, ob mehr die Selbstüberwindung oder mehr die 
Gefühllosigkeit dabei mitgesprochen hat. Für die Deutschen 
war jedenfalls diese Totenkammer keine Kampfstellung. Sie 
schütteten die Gräben zu und bereiteten den dort gefallenen 
Tapferen ein Massengrab. 
Nicht unerwähnt in diesem Zusammenhang soll auch 
sein, daß nach übereinstimmenden Aussagen aller Gefange 
nen die französische Infanterie in den Tagen vom 20. bis 
25. Juni keine warme Kost erhalten hat. Mögen diese wie 
andere Gefangenenaussagen nicht voll zutreffend und daraus 
berechnet sein, Mitleid zu erwecken, so ist immerhin zu be 
achten, daß erfahrungsmäßig an Eefangenenaussagen immer 
Karte zu den Kämpfen im Priesterwald. 
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