Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

Phot. Photo-Union, Berlin. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Alerandrettebucht gegen 
über einer anderen mehr 
innen durchs Land leb 
haft unterstützte. Das 
erregte Aufsehen. Bald 
erkannte man, daß es 
England darum zu tun 
war, die Bahn unter die 
Reichweite seiner Schiffs 
kanonen zu bekommen. 
Der Bau längs der Küste 
wäre bedeutend leichter 
und billiger gewesen, 
aber die militärischen 
Gründe haben schließlich 
den Ausschlag gegeben: 
die Bahn wurde durch 
das I land geführt. 
i Fortsetzung folgt.» 
Minenkrieg. 
Von einem Offizier einer 
Felopionierkoinpanie. 
lHierzu die Bilder Seite 76—80.) 
Als im Herbst 1914 
der Vormarsch des deut 
schen Heeres langsam ins 
Stocken geriet, bildete 
sieh im Abergang zum 
Ein fahrbares Offiziersheim, das seinen Standort beliebig wechseln kann. 
„ „ „ Stellungskrieg allmählich ein 
Ringen aus, das dem Kampf um Festungen immer ähn 
licher wurde und daher von seinen Verfahrcn immer 
ausgiebigeren Gebrauch zu machen suchte. Das offene Be- 
rennen stark ausgebauter Stellungen führte sehr oft trotz 
größten Einsatzes an Menschen und Material. für beide 
S.iien nicht zum Ziel, und so suchte man denn dem 
Gegner aus andere Weise beizukommen. Das Kampfseid 
wurde unter die Erde verlegt, und in aufreibender Tätig 
keit waren die Pioniere an der Arbeit, sich in unter 
irdischen Stollen bis unter die f.iildliche Linie zu ar 
beiten und diese durch starke Sprengladungen zu zer 
stören, dabei immer darauf bedacht, dem Gegner durch be 
sondere Führung der Stollen oder überraschend schnelles 
Arbeiten einen Vorteil abzugewinnen oder seine bereits 
auf bedrohliche Nähe herangerückten Angriffstollen noch 
rechtzeitig durch Sprengung zu vernichten. Es ist keine 
angenehme und vor allem keine leichte Arbeit, die den Pio 
nieren im Minenkrieg obliegt, weil einmal die Lüftungs- 
verhältnisse bei großen Stollenlängen oft unglaublich 
schwierig sind, und weil die Gefahren des unterirdischen 
Krieges zu Vorsichtsmaßregeln zwingen, von denen sich der 
Unbeteiligte kaum eine Vorstellung zu machen vermag. Und 
ist der Minenkrieg an einer Stelle erst einmal in seiner 
vollen Heftigkeit entbrannt, dann hängt das Leben von 
Hunderten von Mannschaften an der Tatkraft und Ent 
schlußfähigkeit des einzelnen Pionieroffiziers, ja, an der 
pflichtgetreuen Aufmerksamkeit des einzelnen Horchpostens. 
Um sich von den eigenartigen Verhältnissen einiger 
maßen einen Begriff bilden zu können, möge der Leser 
herzhaft einmal uns Pioniere auf einer Ablösung begleiten, 
die uns nach viertägiger Ruhe wieder acht Tage unter der 
Erde festhalten soll. Er wird dann schon in vierundzwanzig 
Stunden eine Anschauung davon bekommen, in wie hohem 
Maße bei diesem Dienst neben körperlicher Anstrengung 
der Verbrauch an Nervenkraft einhergeht, und wie sehr der 
Pionier die darauffolgenden vier Tage nicht nur zur Wieder 
instandsetzung des äußeren Menschen, sondern auch zur 
Auffrischung seines Geistes nötig hat. 
Unser Anmarsch durch das durch Artilleriefeuer zer 
wühlte Gelände bietet heute im Vergleich zu anderen 
Tagen nichts Besonderes. Aus dem Laufgraben biegen 
wir nach links in den tief ein geschnittenen vordersten Graben 
ein. Nach einigen Schulterwehren verengt er sich durch 
eine bis an den Erabenrand aufgeführte Mauer gefüllter 
Sandsäcke; wir sind qm Ziel, denn die Säcke enthalten den 
Stollenaushub, der während des Tages nicht über die 
Deckung geschafft werden konnte und der nächtlichen Be- 
förd rung harrt. Die Ablösung ist bereits mit dem Abbauen 
der Sandsackmauer beschäftigt: Sack um Sack wird von zwei 
Mann über die Brustwehr geschwungen, dort von den 
Trägern aufgenommen und etwa hundert Meter weit in 
einen großen Trichter getragen, den ein Lufttorpedo in die 
Erde gerissen hat. Es heißt sich tummeln, wenn vor dem 
Mondaufgang in zwei Stunden schon alles verschafft sein 
soll. Auch so schon streut der Gegner in kurzen Zwischen 
räumen mit plötzlichen Feuerüberfällen durch seine Ma 
schinengewehre den Kamm des Grabens ab. 
Beim nächsten Stollen lernen wir eine neue Bauart 
für die Eingänge kennen, den steilen Schleppschacht, 
bei dem die Rahmen stark vornüberhängend rasch in die 
Tiefe führen. In etwa 13 Metern Tiefe mündet der 
Schleppschacht in eine wagrecht verlaufende Galerie, der 
wir nach rechts hin folgen. Wir biegen in einen niedrigen 
Seitenstollen ein. Mühsam überwinden wir eine endlos 
lange, tischhohe Wand von Sandsäcken. Ziemlich außer 
Atem erreichen wir schließlich ihr Ende. Unterdessen versagt 
die Kerze ihren Dienst und geht nach zwanzig Schritten 
ganz aus; zwei, fünf, zehn Streichhölzer verpuffen nutzlos, 
ohne Feuer zu fangen, so arm an Sauerstoff ist hier die 
Luft. So geben wir das eitle Bemühen auf, denn im 
Hintergrund leuchten uns bereits die elektrischen Gruben 
lampen entgegen, die in Stollen mit schwieriger Lüftung 
durchweg in Gebrauch genommen werden, damit der spär 
liche Sauerstoff nicht auch noch durch die Leuchtmittcl auf 
gezehrt werde. Die Mannschaften haben bei ihrer Arbeit 
einen schweren Stand; sind wir doch schon allein durch das 
gemächliche Einsteigen trotz der geringen Luftwärme in 
Schweiß geraten und kaum imstande, einzelne Worte kurz 
atmig hervorzustoßen, bis wir uns etwas an die neue Luft 
gewöhnt haben. Vor Ort arbeiten die Leute mit künstlich 
zugeführtem Sauerstoff. Sie haben ihren Selbstretter 
umgehängt, eine Vorrichtung, die die ausgeatmete Kohlen 
säure bringt und immer wieder durch Sauerstoff aus 
einer Stahlflasche ersetzt. Auf diese Weise ist der Mann 
von der ihn umgebenden Luft vollständig unabhängig und 
gegen alle giftigen Gase gefeit. 
Der Stollen soll noch 6 Meter weiter bis unter die 
zweite feindliche Linie vorgetrieben werden und dann in 
steilem Aufbruch bis 12 Meter unter deren Sohle an 
steigen, um jeden Verkehr in diesem wichtigsten Graben 
dauernd überwachen zu können. Als Verbindung mit 
den Nachbarstollen ist ein Senkschacht geplant, der in 
15 Meter hohem lotrechtem Abfall in die untere Galerie 
eines weit ausgebauten Systems im Nachbarabschnitt ein 
münden soll. 
Dieses Stollensystem, ein wahres Labyrinth von Gängen 
jeglicher Richtung, Bauart und Tiefe erreichen wir nach 
einer nicht allzu langen Erabenwanderung. Nahe dem 
Eingang ist in einer Nische der Stollenwand ein Hand-
	        
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