Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
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kinie das Melettaurassiv vor, dessen Mittelpunkt der 
1827 Meter hohe Monte Meletta war, während der 
1132 Meter hohe Col Tonder den rechten, der 1244 Meter 
hohe Monte Sisemol den linken Schulterpunkt bildete. 
Gegen diese Stellung braute sich nun ein schweres Un 
gewitter zusammen. Starke Batteriegruppen wurden ge 
bildet, die gewaltigen 30,5-om-Automobilmörser auf wirk 
samste Schußweite herangezogen, und auch deutsche Ar 
tillerie schob sich ein, um die Eeschützlinie bundesbrüderlich 
zu verstärken. Am Morgen des 4. Dezembers brach der 
Angriff los. Nachdem die Batterien der gegen das Meletta- 
masstv zusammengezogenen Heeresteile ein zwar nur kurzes, 
aber außerordentlich heftiges Trommelfeuer gegen die 
italienischen Stellungen gerichtet hatten, gingen die Ba 
taillone zum Sturme vor. In 
erbitterten Kämpfen keilte sich 
eine Stoßgruppe zwischen 
dem Monte Baleneche und 
dem Col Tonder ein, um 
durch Umfassung das gewal 
tige Bollwerk des Castelgom- 
berto und Meletta di Gallio 
zu Fall zu bringen, während 
andere Regimenter frontal 
anpackten. Es war ein heißes 
Ringen, das dort in eisigem 
Bergland bei hohem Schnee 
und strenger Kälte ausge- 
fochten wurde. Die italieni 
schen Befestigungen, bereits 
in Friedenszeiten angelegt 
und seit der Offensive vom 
Mai 1916 eigentlich ununter 
brochen verstärkt, boten fast 
unüberwindliche Hindernisse. 
Überall hatten sich in den 
Felsen italienische Maschinen 
gewehrabteilungen (siehe Bild 
Seite 68 unten) einaenistet, 
die die Abhänge bestreichen 
konnten. Nach schwerstem 
Kampfe mit den sich verzwei 
felt wehrenden Italienern ge 
lang es endlich dem dritten 
Kaiserschützenregiment, den 
Monte Miela am Mittag des 
4. Dezembers zu nehmen 
(siehe Bild Seite 69) und da 
mit eine Bresche in den star 
ken Wall der italienischen 
Befesügungen zu schlagen. 
Sofort warfen die Italiener 
frische Verstärkungen von Val- 
stagna heran, die jedoch, von 
der Artillerie der Verbün 
deten während des Vormar 
sches gefaßt, schwere Verluste 
erlitten. Ihr Versuch, den 
Monte Miela wiederzuneh 
men, scheiterte. In konzen 
trischem Angriff gefaßt, wur 
den in den Nachmittagstun 
den des 4. Dezembers dann 
auch nach erbittertem Handgemenge der Col Tonder und 
der Monte Baldeneche genommen und noch während 
der Nacht sowohl der Angriff auf den italienischen Rück 
haltsstützpunkt Foza eingeleitet, wie auch die völlige Um 
fassung des Castelgomberto durchgeführt, wo, ebenso wie 
auf dem Monte Fiori, eine Anzahl italienischer Kern 
truppen, vor allem Alpini, sich aufs heftigste gegen die 
von allen Seiten heranbrandenden Angriffe wehrten. Im 
Morgengrauen wurde der Stützpunkt von Foza gestürmt 
und auch der Monte Zomo genommen. Am Mittag des 
8. Dezembers streckte die Besatzung des Castelgomberto 
und des Monte Fiori, das Aussichtslose weiteren Wider 
standes erkennend, die Waffen, um so mehr, als auch die 
Hochburg der ganzen Melettastellung, die Meletta di Gal 
lio, in der Nacht durch österreichisch-ungarische Eebirgs- 
truppen genommen worden war. 
Der rasche Durchbruch längs des Tales in der Richtung 
auf Foza hatte einer ganzen Anzahl italienischer Bataillone 
den Rückweg verlegt, und zwar waren es durchweg Kern 
truppen, die hier bis zum bitteren Ende ausgehalten hatten. 
11000 Italiener mit mehr als 60 Geschützen sowie ein 
großes anderweitiges Kriegsmaterial waren in die Hände 
der siegreichen Armee Conrad gefallen. 
Inmitten dieses allgemeinen Zusammenbruches hatte 
nur der Monte Sisemol dem übermächtigen Ansturm stand 
gehalten, doch jetzt war auch seine Stunde gekommen. Am 
7. Dezember wurde diese beherrschende Erhebung, der 
linke Schulterpunkt der Melettastellung, mit stürmender 
Hand genommen, wodurch die Zahl der hier gefangenen 
Italiener auf 18 000 emporstieg. 
Die gesamte Melettastellung war in den Händen der 
Sieger, die sich nunmehr dro 
hend gegen den Rücken der 
Brentatalschluchtsperre von 
San Marino vorschoben, so 
daß dieses nunmehr innerhalb 
eines Radius von 13 Kilo 
metern von den Batterien 
der Mittelmächte umsäumt 
wurde. Doch Feldmarschall 
Conrad war nicht gewillt, 
auf halbem Wege stehen zu 
bleiben. Am 6. Dezember 
ließ er das Schützenregiment 
Nr. 6 gegen die starken Be 
festigungen vorgehen, die die 
Italiener bei Stenfle östlich 
von Asiago errichtet hatten. 
Die Egerländer faßten mit 
hervorragender Tapferkeit an, 
und nach kurzem scharfem 
Kampfe waren die dortigen 
starken Stützpunkte in den 
Händen der Deutschböhmen. 
Immer mehr näherten sich 
nun die Armeen Conrad und 
Krauß der oberitalienischen 
Tiefebene, ihre Vorwärtsbe 
wegung konnten die Italiener 
kaum mehr aufhalten, zumal 
auch vom Gardasee heftiger 
Kanonendonner herüber 
schallte und zeigte, daß auch 
dort eine Angriffsbewegung 
im Gange sei. — 
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An der mazedonischen 
Front (siche die Bilder Seite 
72) war die Gefechtstätigkeit 
wieder fast ganz zum Still 
stände gekommen. Gegen 
Ende November und Anfang 
Dezember lebte das Artille 
riefeuer am rechten Flügel 
Sarrails wohl mehrfach auf, 
und englische Bataillone ver 
suchten einige ergebnislose 
Überfälle; doch wurde das 
Gebiet des Skumbi westlich 
vom Ochridasee geräumt, da Sarrail ohne vollgültige 
Unterstützung durch die Italiener zu schwach war zur 
Wiederaufnahme seiner unterbrochenen Angriffsbewegung. 
Am 28. November führten bosnisch-herzegowinische Jäger 
an der unteren Vojusa wieder einen erfolgreichen Über 
fall aus. Nach Durchwatung des mannstiefen Flusses 
drangen sie stürmend in die italienischen Linien ein, ar 
beiteten sich bis in die zweite feindliche Stellung vor und 
brachten von dem kühnen Streifzug Gefangene und Kriegs 
gerät zurück. In den Luftkämpfen dieser Tage erlitt leider 
der „Richthofen" an der bulgarischen Front, Fliegerleut 
nant v. Eschwege (siehe Bild Seite 72), den Flieoertod, 
nachdem er zwanzig feindliche Flugzeuge zur Strecke ge 
bracht hatte. — 
❖ 
Unter den russischen Heeren war zur Zeit des Trotzki- 
schen Wasfenstillstandsangebotes kein einziges mehr» das 
Phot. Lichlbitdstelle des k. u. k. Kriegspressequartiers. 
Der «aufgeschlitzte" Kirchturm in Ponte di Piave.
	        
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