Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
geschütze und Maschinengewehre ihren Feuerstrom auf die 
heranwagenden italienischen Massen los. Die erste Sturm 
welle flog in Fetzen auseinander. Die zweite geriet bereits 
in das fürchterliche Sperrfeuer der österreichisch-ungari 
schen Batterien, die nun von drei Seiten die Zugangsstelle 
abriegelten, und wurde entsetzlich mitgenommen. Aber 
Welle auf Welle wogte heran, und trotzdem die österreichisch 
ungarischen Granaten klaffende Lücken rissen, trotz des 
aufs höchste gesteigerten Schnellfeuers der Maschinen 
gewehre blieben die Italiener im Vorrücken. Die Ent 
scheidung nahte. Auf dem Damm standen frei ohne 
Deckung die Handgranatenwerfer der Egerländer und 
schleuderten ihre todbringenden Geschosse den Anstürmenden 
entgegen, Infanteriegeschütze wurden aus der Deckung 
vorgerissen, Maschinengewehre vorgetragen, um besser 
wirken zu können. Unter diesem Nahfeuer fielen die Sturm 
scharen der Italiener reihenweise, und wo es ihnen gelang, 
sich an den Damm oder im Gebüsch bis 
auf Nahkampfentfernung heranzuarbeiten, 
da sprangen ihnen die Deutschböhmen mit 
hochgeschwungenen Kolben entgegen. In 
wildem Handgemenge wurde der Angriff 
abgeschlagen. Erschöpft und zerschlagen 
fluteten die Italiener rückwärts. Reserven 
kamen heran, frische Munition wurde aus 
gegeben, noch einmal trommelte die italie 
nische Artillerie auf den Brückenkopf los, 
und dann stürmten die Italiener von 
neuem vor. Wiederum abgewiesen, kamen 
sie noch einmal zum Sturme heran, bis end 
lich um die Mittagzeit ihre Kraft gebrochen 
war. Die italienische Heeresleitung stellte 
das erfolglose Stürmen ein, die italienische 
Infanterie ging zurück, und nur zahllose 
gefallene, graugrün gekleidete Gestalten 
blieben vor dem Piavedamm liegen. 
Nicht nur hier auf dem äußersten Süd 
flügel der Italiener reiften die Pläne des 
genialen Chefs der Operationsabteilung 
des österreichisch-ungarischen Oberkomman 
dos, des k. u. k. Generalmajors Freiherrn 
v. Waldstätte.n (siehe Bild Seite 65), heran» 
sondern auch an den übrigen Teilen der 
Front. Im Norden, wo die Heeresgrup 
pen Scheuchenstuel und Kraust sich dro 
hend beiderseits der Brenta vorschoben (siehe die unten 
stehende Karte), sah es ebenso düster um die italienische 
Sache aus. Zwar hatte die italienische Heeresleitung starke 
Kräfte nach dem Norden geschoben, aber auch ihr Einsatz 
vermochte nicht, das drohende Verderben aufzuhalten. Der 
erste Schlag erfolgte in den letzten Tagen des Novembers 
von den Truppen des Generals Kraust gegen die Brenta 
schlucht. Dort tief unten eingebettet zwischen hohe Felsen 
liegt die mächtige Sperrbefestigung von San Marino und 
von ihr nördlich vorgeschoben die ebenfalls stark befestigte 
Talsperre von Jl Termine. Gegen sie ging das dritte 
Kaiserjägerregiment zum Sturme vor. In erbitterten: 
Handgemenge nahmen die Tiroler alle Außenstellungen 
von Jl Termine, bis sie endlich der Hinderniszone des 
Hauptwerkes gegenüberstanden. Da wurde zur Unter 
stützung das altberühmte Regiment „Hessen" Nr.-14 heran 
gezogen und zum Sturme angesetzt. In unwiderstehlichem 
Anlaufe erstürmten Kaiserjäger und Oberösterreicher die 
feindliche Stellung und stießen sofort dem weichenden 
Gegner wuchtig nach, alle zwischen Jl Termine und dem 
zwei Kilometer südlich davon gelegenen San Marino zur 
Verteidigung eingerichteten Tunnel und Galerien durch, 
eilend. Schon berührte ihre Spitze die Hinderniszone von 
San Marino, da traf ein wuchtiger Gegenstoß der Italiener 
die am weitesten vorgeprallten Sturmpatrouillen. Doch 
waren die der Infanterie dicht nachgefolgten Geschütze der 
zweiten und dritten Batterie der Gebirgsartillerie Regiments 
Nr. 22 bereits zur Stelle, in deren durch treffsichere Wirkung 
anderer Batterien unterstütztem Feuer der feindliche Angriff 
verlustreich zusammenbrach. 
Um sich in dem von Norden von Jl Termine her sowie 
von Osten vom Monte Pertica ständig wachsenden Drucke 
zu entlasten, setzten die Italiener einen starken Gegenangriff 
an, zu dem die Brigade von Aosta, Infanterieregimente! 6 
und 8, sowie das 94. Regiment aus Fani, Brigade Messina, 
bestimmt wurden. Die Regimenter brachen am Col della 
Berretta hart östlich des Brentatales vor, wurden jedoch 
sofort von einem heftigen Sperrfeuer erfaßt, das ihre Reihen 
lichtete, in die dann noch der wuchtige Stoß zum Angriff 
übergehender österreichisch-ungarischer Bataillone hineinfuhr. 
Die Italiener wurden überrannt und wichen in voller Auf 
lösung, bis der Gegenangriff des Alpinibataillons vom 
Brentatale etwas Luft schaffte und den geworfenen Ver 
bänden Gelegenheit bot, sich vom Gegner loszulösen. 
Während so in der Brentaschlucht und östlich derselben 
hitzig gekämpft wurde, war es auf der Hochfläche von Asiago 
sowie östlich davon verhältnismäßig ruhig geblieben. Aller 
dings meldeten die italienischen Flieger starke heranziehende 
Kolonnen, und auch der besonders östlich Asiago immer 
heftiger anschwellende Artilleriekampf ließ auf große bevor 
stehende Kämpfe in diesem Abschnitt schließen. Wie ein 
gewaltiger Keil sprang in die österreichisch-ungarische Kampf- 
Kartenskizze zu den Kämpfen beiderseits der Brenta.
	        
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