Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
geraten. Rußland erhält im Frieden von Andrussow (1667) 
Smolensk, das linke Dnjeprufer und Kiew, Chmelnizkij 
sucht vergebens Stütze erst bei den Türken,- dann bei 
Schweden und deutschen Siebenbürgern und zieht sich 
schließlich verbittert, vom Schlag gerührt, in seine welt 
entrückte Sitsch Tschechrin zurück, „wo Verrat den Verrat 
jagt, Treue ein Hahnenei ist und aus der Wahrheit der 
Boden herausfällt". Und nicht minder lebendig steigt das 
Sagenbild des Mannes aus 
düsteren Vergangenheitsgrün- HHBmBHBSB 
jitsch Skoropadski, eben der Ahne des heutigen Machthabers 
in Kiew, steuerte das Schiff der Ukraine vollends in die 
Untiefe. 
Arm war er aus Polen eingewandert und hatte sich durch 
Tapferkeit in Kämpfen gegen die Türken das Vertrauen 
Mazeppas erworben. Dann jedoch, 1708, verließ er seinen 
Schutzherrn, als dieser vom Zaren abfiel und die Bündnis 
anträge Karls XII. annahm, trat die Nachfolgerschaft des 
Hetmans Samoilowitsch, das 
* 1 heißt der zartreuen saporo- 
gischen Kosakenpartei, an, und 
,; erließ das berühmt gewordene 
Universal, in dem er seine Ko- 
säten feierlich ermahnte, Peters- 
bürg die Treue zu halten. Aber 
W ^8W '' auf Dank vom Hause Roma 
now wartete er vergebens. 
Sr-.. ’ Peter der Große stieß bei sei- 
... nem Streben, das moskowi- 
tische Reich zu zentralisieren 
' ' und alle die feudalen und stän- 
' ' k dischen, an Selbständigkeit ge- 
wohnten Gewalten und' eigen» 
W I brötlerischen Herren der Bo- 
M f jarenzeit der zarischen Hoheit 
' ^ ■ unterzuordnen, notwendig auf 
besonders starken Widerstand in 
' der Ukraine. Gewiß nicht um 
■ . seiner von europäischem Geist 
- durchtränkten neuzeitlichen Be- 
: hui strebunaen willen, da ja das 
ruthenisthe Land mit seiner kul- 
turellen Entwicklung, in Au- 
lehnung teils an den byzanti- 
nisch-griechischen, teils an den 
MJ römisch-lateinischen Gesittungs- 
MMDW-Z^'E, kreis, Rußland um Jahrhunderte 
voraus war, sondern wegen des 
unausrottbaren Freiheitsiu- 
nes, der im kosakischen Blutadel 
Der angeblich 
den auf, der, als junger Page 
vom polnischen Hof vom Lager 
ehebrecherischer Liebe vertrie 
ben, auf eines weißen Rosses 
Rücken gebunden und hinaus 
in die Steppe gejagt, von 
Geiern umkreist und von Wölfen 
umheult, Rettung bei Kosaken 
findet, unter ihnen durch hel 
denhafte Taten sich auszeich 
net, ihr Hetman und der Ver 
traute des Zaren Peter wird» 
in leidenschaftlicher Vaterlands 
liebe die Befreiung der Ukraine 
erstrebend seineir Herrn verrät, 
gemeinsame Sache mit dem 
königlichen Schwärmer - und 
tollkühnen Heerführer KarlXII. 
macht, aller seiner Träume 
EIückshoffnungeninderSchlacht 
bei Poltawa zusammenbrechen 
sieht, schließlich mit seinem ge 
krönten Bundesgenossen nach 
der Türkei entfliehen muß, und 
dessen greisen Scheitel mitten 
in des Lebensabends Dunkel 
noch einmal der Schimmer ju 
gendlich-heißer Liebe zu Ma- 
trena, der von ihm entführten 
Tochter des Kotschubei, eines 
der Kosaken, deren Verrat er 
zum Opfer fiel, umflicht: Ma- 
zeppa! 
Das Schicksal der Ukraine, die erst heute nach jahr 
hundertelanger Bedrückung durch die zarische Gewaltherr 
schaft das Morgenlicht der Freiheit wiedererblickt, mag man 
tragisch nennen, man wird aber doch die Schuld an dem 
Unglück in der Hauptsache der unsicheren Pendelpolitik 
Phot. F. O. Koch. Berlin. 
Leutnant Löwenhardt, erfolgreicher deutscher Kampfflieger und 
Führer einer Jagdstaffel im Westen. 
lebendig war. 
liberale Herrscher entledigte sich 
der Auflehnung in echt tata 
rischer Despotenart. Nachdem er die an den Ausrühre 
reien Mazeppas und Bulowins beteiligten Saporoger- 
und Donkosaken blutig niedergeschlagen hatte, vernichtete er 
ihre Freiheiten und betrachtete sie nur als Werkzeug seiner 
despotischen Regierungsgewalt und seiner weitfliegenden 
Eroberungspläne, und Iwan Jlfitsch war der dienstbare 
Kiews zwischen den Nachbarstaaten zuschreiben müssen. 
Das Polentum galt als Erbfeind wegen des Hochmuts, 
mit dem die Schlachtschitzen auf die Ruthenen herabsahen 
und sie in drückender Fronschaft hielten, wegen der Un 
duldsamkeit, mit der sie die orthodore Kirche behandelten. 
Nach Moskau fühlte man sich in Kiew immer wieder durch 
die griechische Glaubensgemeinschaft hingezogen, merkte 
aber nicht, 
daß man 
durch die 
Bündelei mit 
dem „Mos- 
kal" sich das 
Grab der po 
litischen wie 
kirchlichen 
Freiheit 
grub. Chmel 
nizkij wje 
Mazeppa 
sind durch die 
Unsicherheit 
ihres Kurses 
zwischen der 
polnischen 
Szylla und 
der großrus 
sischen Cha- 
rybdis zu 
grunde ge 
gangen, und 
Iwan Jl- 
Handlanger dieser echten zarischen Staatskunst: als Menschi- 
koff mit seiner systematischen Vertreibung der Kosaken von 
Haus und Hof begann, war er es, der freiwillig die letzten 
Reste der Starschina, der militärisch geordneten selbständigen 
Verwaltung, preisgab und damit seine Gefolgsleute der 
Hörigkeit des einstigen Bäckerlehrlings und Günstlings 
Katharinasl. 
auszunützen, 
hatte nur den 
Erfolg völli 
ger Unter- 
Phot. Bert. JÜustrat.-Gef. m. b. H. 
Korvettenkapitän Eckelmann, 
Führer des ll-Kreuzers, der im Sperr 
gebiet um die Azoren 48217 Tonnen 
Schiffsraum versenkt hat (s.Sette 306). 
Phot. W. Sänke, Berlin. 
Le tnant Menkhoff, 
erfolgreicher deutscher Kampfflieger, 
Ritter des Ordens Pour le Mörite 
(siehe Seite 326). 
,mn. W Ber Mröi, - erlin-Charlottenburg. 
Oberleutnant z. S. Walter Schmitz, 
erfolgreicher Kommandant eines in 
Flandern stationierten »eutschen II- 
Bootes (siehe Seite 323).
	        
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