Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
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geführt. Vergeblich. Die Deutschen wiesen auf den heiß- 
erstrittenen Höhen alle Angriffe blutig ab. Mit den un 
geheuerlichsten Verlusten bezahlten die Verbündeten ihre 
Wiedereroberungsversuche. 
Erbitterte Kämpfe spielten sich auch auf dem Schau 
platz an der Somme ab» wo die Deutschen seit dem 
21. April ihren Druck verschärften. Langsam schoben sie sich 
an Amiens heran und entrissen am 22. April dem Feinde 
ein Geländestück bei Avelny. Gegenangriffen blieb der Er 
folg versagt. Schwerere Stöße richteten die Deutschen am 
24. April gegen den Wald und das Dorf 
Hangard. Den Wald hatten die Franzosen 
mit allen Verteidigungsmitteln zu einer fast 
uneinnehmbaren Festung eingerichtet. Sie 
verteidigten sich dort mit großer Hartnäckig 
keit. Nach wechselvollen Kämpfen gelang es 
den Deutschen endlich, den Wald und die 
Bergausläufer zwischen Wald und Dorf 
Hangard zu nehmen. Dadurch war auch das 
verzweifelt verteidigte Dorf unhaltbar ge 
worden. Trotzdem warf der Feind immer 
neue Truppen in das Dorf, uin es womög 
lich doch zu behaupten. Noch an. Abend lei 
teten die Deutschen nach langer Beschießung 
Hangards den Hauptangriff ein, in dessen 
Verlauf sich ein erbitterter Häuserkampf ent 
wickelte, aus dem die Deutschen als Sieger 
hervorgingen, nachdem der Ort wiederholt 
seinen Besitzer gewechselt hatte. Im Dorfe 
machten die Eindringenden über 500 Ge 
fangene. Südlich davon, westlich von der 
Avre, erstürmten sie auch die Höhe von Castei. 
An beiden Punkten unternahmen die 
Feinde mit Hilfe eiligst herbeigeführter Ver 
stärkungen lebhafte Gegenangriffe. Während 
des ganzen Tages dröhnten die Geschütze, und bis in die 
Nacht hinein setzten die Franzosen ihre heftigen Stöße 
fort, ohne aber etwas ausrichten zu können. Ihre schweren 
Blutopfer vom 25. April nahmen Tags darauf bei der 
Fortsetzung der Gegenangriffe noch wesentlich größeren 
Umfang an. Wenn es den Feinden auch schließlich gelang, 
die Deutschen aus dem Dorfe Villers—Bretonneur wieder 
zu verdrängen, so vermochten sie doch gegen den Wald und 
das Dorf Hangard nichts zu erreichen. Hier litt haupt 
sächlich die als besonders tüchtige Truppe geltende „Division 
Marocaine", die mit weitgehender Rücksichtslosigkeit ver 
geblich ins Feuer gebracht wurde. In tief gegliederten 
Wellen gingen die 
Feinde nach aus 
giebigster Artille 
rievorbereitung 
und schärfstein 
Minenwerferfeuer 
meist unter Be 
gleitung von Pan- 
zerwagen immer 
wieder zum An 
griff vor. Gegen 
den Hangardwald 
wurden allein vier- 
schwere Angriffe 
mit Panzerwagen 
angesetzt, die eben 
so wie die ihnen 
folgenden dichten 
Sturmwellen von 
den Deutschen zer 
schmettertwurden, 
die überall ihre 
vordere Linie be 
haupteten. Die Feinde hatten an diesem Tage weder in 
Flandern noch an der Somme einen irgendwie ins Gewicht 
fallenden Fortschritt erzielt. — 
In den neuen aroßen Kampfereignissen an der West 
front spielte der Luftkrieg wieder eine ganz besondere Rolle. 
Namentlich bei dem glänzend durchgeführten Angriff auf 
den Kemmel leistete die deutsche Fliegertruppe aller Gat 
tungen wertvollste Unterstützungsarbeit. Am 25. April 
führten die deutschen Schiachtflieger eine Anzahl äußerst 
wirkungsvoller Maschinengewehr- und Bombenangriffe auf 
Phot. Berl. Jllustrat.-Ees. m. b. H. 
Generalleutnant v. Lindequist, 
einer der erfolgreichen deutschen Heer 
führer im Westen. 
feindliche Batteriestellungen und marschierende Kolonnen 
weit im Rücken der Linien der Gegner durch. Die In 
fanterieflieger unterstützten tatkräftig die Jnfanteriean- 
griffe, und die Jagdstaffeln hielten mit ausgezeichnetem 
Erfolg die feindlichen Flieger von der Störung der deutschen 
Unternehmungen ab. Die Herrschaft in der Luft gehörte 
über dem ganzen Schlachtfeld unbestritten den Deutschen, 
die vier ihrer Gegner im Luftkampf abschössen (siehe Bild 
Seite 279 unten). 
Am 21. April erlitt die deutsche Flugwaffe den herbsten 
Verlust, der sie nach dem Tode Jmmel- 
manns und Bölckes treffen konnte. Der 
ruhmreichste deutsche Flieger, der „rote 
Kampfflieger" Rittmeister Manfred Freiherr 
v. Richthofen (siehe Bild in Band VI 
Seite 312), der noch im deutschen Tages 
bericht von, 21. April wegen seines 79. und 
80. Luftsieges genannt worden war, kehrte 
von einem Flug an der Somme nicht zurück. 
Der so oft siegreich gewesene Führer der be 
rühmten deutschen Jagdstaffel 11 (siehe Bild 
Seite 279 oben) war nun selbst vom Schicksal 
ereilt worden. Kein feindlicher Flieger hatte 
ihn bezwungen. Eine von der Erde aus 
abgefeuerte Kugel, die ihm durchs Herz ging, 
setzte seinen! Leben ein Ziel, nachdem er 
einen Gegner bis etwa acht Kilometer weit 
hinter die feindlichen Linien verfolgt hatte. 
Die Feinde beerdigten den erfolgreichsten 
deutschen Kampfflieger mit militärischen 
Ehren bei Amiens in der Nähe der Stelle, 
wo sein Flugzeug die Erde erreicht hatte. — 
Von der großen Leistungsfähigkeit deut 
scher Luftschiffe zeugen feindliche Berichte, die 
das Erscheinen von Zeppelinen ander ägypti 
schen Küste und über Kreta (siehe Bild Seite 285) meldeten.— 
Ansicht des Kemmelberges mit Vorgelände 
Zur Knebelung der Tätigkeit der deutschen U-Boote 
führten die Feinde ein verwegenes Unternehmen gegen Ost 
ende und Zeebrügge aus. In der Nacht zum 23. April er 
schienen starke Seestreitkräfte unter der Führung des Kom 
mandanten von Dover vor der flandrischen Küste. Die Ab 
sicht war, Truppen zu Zerstörungszwecken zu landen und drei 
alte, mit Beton gefüllte kleine Kreuzer an der Einfahrt des 
Kanals von Zeebrügge (siehe die Kartenskizze Seite 280) zu 
versenken, um den deutschen U-Booten den Weg nach dem 
freien Meere zu 
versperren. In Ost 
ende sollten zwei 
Schiffe an der 
Hafeneinfahrt auf 
Grund gesetzt wer 
den, um auch die 
sen Hafen unbe 
nützbar zu machen. 
Unter dem Schutze 
von starkem» künst 
lichem Nebel (siehe 
auch den Aufsatz 
und das Bild 
Seite288) erreichte 
die aus kleinen 
Kreuzern, Tor 
pedo- und Motor 
booten bestehende 
Flotte tatsächlich 
Zeebrügge und 
Ostende. Der eng 
lische kleine Kreu 
zer „Vindictive" legte an der Mole von Zeebrügge an, 
um vier Kompanien Seesoldäten auszuschiffen, die um 
fangreiche Zerstörungen vornehmen sollten. Jetzt konnten 
die deutsche Artillerie und die Maschinengewehre wirksam 
eingreifen» die vorher des dichten, künstlichen Nebels wegen 
ihre Ziele nicht zu erkennen vermochten. Infolge der 
Gegenwirkung war es den Engländern nur möglich, etwa 
vierzig Mann auf die Mole zu bringen, wo sich ein er 
bitterter Kampf entspann (stehe Bild Seite 281), in dem 
die gelandeten Mannschaften samt und sonders getötet
	        
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