Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
mit Föhren, Edeltannen, Zedern, 
Baumwacholder und Eichen. Die 
Durchblicke in die großartige Ge 
birgslandschaft sind märchenschön. 
Und Arbeit allerwegen. Der Men 
schenschlag an dieser Bergseite ist 
von einer anderen Art, doch die 
Vorliebe für bunte Flicken ist hüben 
wie drüben gleich. 
An allen Halte- und Warte 
stellen finden wir deutsche Feld 
graue in Amt und Würden. Bei 
der vorletzten Station — „Schöne 
berg" — wird unser Züglein ge 
teilt. Es gilt, einen Felsenhang 
zu überwinden. Eine zweite Loko 
motive stand dafür schon bereit. 
So fahren wir in kurzen Ab 
ständen hintereinander, die steile 
Berglehne hin- und herstreifend, 
hinab. Es ist erheiternd und wie 
ein Riesenspielzeug anzuschauen. 
Und als zerbrochenes Spielzeug 
liegt in der Tiefe manch abge 
stürztes Eisenbahnwägelchen und 
Lokomotivchen. , 
Die Endstation der Kleinbahn 
heißt Jlidja, wo wir umzuladen 
haben. 
Kaum habe ich mich mit mei 
nem Begleiter einige hundert 
Meter von dort entfernt, um bei 
dem Herrn Bahnhofskomman 
danten vorzusprechen, als hinter 
uns ein furchtbarer Knall erfolgt. 
Eine Munitionskiste ist in die Luft 
geflogen, leider nicht ganz allein, 
aber für uns ist es eine glücklich 
verpaßte Gelegenheit. 
Mit dem Eisenbahnspielzeug 
ist es aber nun vorbei. Wir er 
halten wieder richtige Güterwagen 
und richten uns wie ehedem ein. 
Doch müssen wir noch liegen blei 
ben bis zum zweitfolgenden Tage. 
So nehme ich denn mit meinem 
Begleiter die Gelegenheit wahr zu 
einem Ausflug ins Tal, das von 
einem reißenden Gebirgstrom 
durchzogen ist. Aber auch große 
Strecken üppigen Sumpfgeländes 
gibt es hier. Sie bieten der Ano 
phelesmücke, der Überträgerin der 
tropischen Malaria die ange 
nehmsten Lebensbedingungen. 
Zum Schutze gegen diese tückische 
Krankheit, die ich gar zu gründ 
lich noch aus eigener Erfahrung 
kennen lernen sollte, haben sich 
unsere Landsleute beim Bagdad 
bahnbau sechs bis acht Meter hohe 
luftige Leitergerüste hingestellt 
und obenauf ihr Feldbett. 
Die Eisenbahnfahrt geht nun 
zunächst durch die vom Djihan 
und Seihun durchströmte heiße 
kilikische Ebene mit dem Mlajet Adana, durch seine Baum- 
wollkulturen bekannt, bis Gülek bei Tarsus, der Stadt des 
Apostel Paulus, und mit dem herrlichen Wasserfall. Die 
Transportaufgabe ist hiermit erledigt. Unsere Benzinfässer 
werden abgeliefert. 
Von Gülek reise ich mit dem Kraftwagen durch weite 
Baumwollfelder, auf denen sich im Frühjahr reicher Korn 
segen auf langen, wogenden Halmen wiegte, hinein in das 
rauhe Kilikien. Es ist derselbe Weg zurück, den wir im Mai 
in fröhlichster Stimmung mit unseren blütengeschmückten 
Batterien gekommen waren. Wieder schauen sagenver 
klungene Kreuzritterburgen von der Höhe herab, wiederum 
begrüßen wir Djiflik, unser Lager, den Barbarossabrunnen 
bei Kawalki Han und Djamalan Han, das Hauptetappen- 
Eine Fahrt durch den Amanustunnel hinter der Palästinafront. 
quartier und -lager der deutschen Taurus-Kraftfahrerkolonne. 
— Allhier begegne ich alten Bekannten und Freunden und 
auch einer Abteilung Vinzentinerinnen, darunter einige 
Nonnen, die mir kurz vor Kriegsbeginn im Berliner West 
sanatorium in schwerer Krankheit beigestanden haben. 
Und weiter rattert der Wagen durch die Taurusschlucht 
und durch die Kilikische Pforte» vorbei an dem Aleranderstein 
nach Bozanti. " 
Hier nimmt die anatolische.Vahn mich auf und führt mich 
mit einigem Aufenthalt in Konja, der alten Kunststadt der 
Srldschuken, und in ETijehir, der Bernsteinstadt, wo ich 
meinen Freund und Landsmann Pfarrer Doktor Bier 
baum als Vorsteher des Soldatenheims besuche, durch 
reiche fruchtbare Gefilde, bis nach Haydar Pascha zurück. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Im Verlauf vonvierundvierzig 
Friedensjahren und den beiden 
ersten Jahren des Weltkriegs aber 
wurde Verdun als Hauptpfeiler 
und Ausfallstor der gegen Deutsch 
land gerichteten Sperrfortkette nach 
den neuesten Gesichtspunkten zur 
Festung ersten Ranges ausge 
baut. — 
Durch die Verdun und die 
Maas rings umgebenden Höhen 
züge schon von, Natur aus zur 
natürlichen Festung geschaffen, 
wurde die Anlage der Befestigun 
gen außerordentlich begünstigt, so 
daß die Stadt heute von 18 Forts 
und ungefähr 27 Zwischenwerken, 
sogenannten Ouvrages, sowie be 
festigten Batterien gürtelförmig 
umgeben ist, die Verdun in die 
Klasse der Eürtelfestungen ein 
gliedern. Die Reihe der Forts 
beginnt im Osten mit der am nörd 
lichsten gelegenen Panzerfeste Dou- 
aumont, die westlich von den sie 
ben Ouvrages von Thiaumont, 
östlich voin Zwischenwerk Hardau- 
nront flankiert ist. Nach Süden 
zu schließt das Fort Vaur mit 
zwei Zwischenwerken an, das die 
längs des Höhenzugs laufende 
Hauptstraße Bezonvaur-Damloup, 
sowie durch die beiden befestigten 
Batterien Du Chenois und Bour- 
vaur die Hauptbahnlinie Paris— 
Verdun—Etain—Metz in nörd 
licher Richtung und ferner die 
Ebene nach Osten beherrscht. Die 
beiden Anschlußforts de Tavannes 
und Moulainville nebst zahlreichen 
Zwischenwerken, unter anderen 
die vorgelagerten Batterien und 
Werke von Eir, vervollständigen 
die Verteidigung der Bahnlinie 
und Ebene. Weiter südlich ver 
teidigt Fort du Rozellier die Hee 
resstraße Paris—Metz. Weiter 
rückwärts zwischen Fort Moulain 
ville und Fort Rozellier fügt sich 
als Zwischenglied die Redoute von 
Belrupt ein. Das südlichste Fort 
d'Haudainville beherrscht und 
schützt mit einer Reihe von kleinen 
Werken die Maasebene. Hiermit 
schließt der östliche Fortgürtel der 
Festung ab. Verbindungsglieder 
mit der im Süden gelegenen 
Festung Toul bilden zum Schutze 
der Maasebene die selbständigen 
Sperrforts von Esnicoürt.Troyon, 
des Paroches, du Camp des Ro 
mains, Lionville, Eironville und 
Lucey. 
Westlich von Verdun zieht sich 
von Süden nach Norden das 
Maastal hin. Dem durch die bei 
gekrümmten Fluß folgt am west 
lichen Ufer die Verbindungsbahn zwischen Verdun und Toul. 
Beide sind im Osten geschützt durch die Zitadelle im Westen 
vou Verdun, und dem zum inneren Fortgürtel gehörigen 
Fort de Belleville, im Westen durch den westlichen Teil 
des Fortgürtels, bestehend aus den Forts von Marre, Bois 
Bourrus, Choisel, im Süden durch das Fort von Dugny. 
Die Forts de la Chaume, des Sartelles 'und du Reglet 
beherrschen und verteidigen die rückwärtige Bahn und 
Straßenverbindung nach Paris, während das Fort de Lan- 
drecourt den Schutz nach Südwesten bildet. Dazwischen sind 
zahlreiche Zwischenwerke und befestigte Batterien eingebaut. 
Fort de Belleville und St. Michel und Zitadelle bilden die 
innere und zweite Vertewigungszone im Norden von Verdun. 
Nach einer Originalzeichnung des Kriegsmalers Fritz Grvtemeyer. 
Darstellung der Befestigungswerke von 
Verdun. 
Von Oberingenieur Willi Lutz, Frankfurt a. M., zurzeit bei einem 
Baustab inr Westen. 
(Hierzu die Bilder Seite 270 und 271.) 
Verdun, Hauptstadt eines Arrondissements im fran 
zösischen Departement Maas, an der Maas und der Ostbahn 
gelegen, frühere deutsche Reichstadt, erhielt ihre ersten Be 
festigungsanlagen von Bedeutung durch den berühmten 
Festungsbaumeister Vauban. Diese wurden jedoch in einer 
Weise vernachlässigt, daß Verdun in dem Krieg von 1814/15 
als Festung kaum in Betracht kam; erst 1870 leistete es der 
Maasarmee etwa anderthalb Monate Widerstand.
	        
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