Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18.
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haus, die Martinskirche-und meh
rere Privathäuser erhebliche Be
schädigungen. Die Verluste an
Toten und Verletzten waren im
März höher als in den Vormonaten,
was seinen Grund in zu großer
Sorglosigkeit der Einwohner hatte.
Es gab 32 Tote, 22 Schwer- und
86 Leichtverwundete. Die Feinde
büßten bei den Unternehmungen
insgesamt 8 Flugzeuge ein.
Viel stärker war die Wirkung
der deutschen Bombenangriffe auf
die militärisch wichtigen Punkte
des feindlichen Hinterlandes. Ab
gesehen von dem planmäßigen Ab
werfen von Bomben auf feindliche
Truppensammelplätze und Bahn
knotenpunkte von besonderer Be
deutung, glückte den Deutschen am
12. April wieder ein Luftangriff
auf Paris, der allein an Menschen
opfern 26 Tote sund 72 Verwun
dete forderte. In der Nacht zum
13. April unternahmen deutsche
Luftschiffe unter Führung von
Kapitänleutnant Straffer (sieheBild
in Band VII, Seite 40) und Teil
nahme der Luftschiffkommandan
ten Hauptmann Manger (siehe Bild
in Band VII, Seite 330), Kapitänleutnante Ehrlich (Her
bert) (siehe Bild in Band VII, Seite 330), v. Freudenreich
(siehe Bild Seite 262) und Flemming (siehe Bild Seite 262),
sowie des Korvettenkapitäns Arnold Schütze (siehe Bild
Seite 262) abermals einen Luftangriff gegen Mittelengland
und warfen mit gutem Erfolg Bomben auf die für die
Kriegsindustrie wichtigen Orte Birmingham, Nottingham,
Sheffield, Leeds, Hüll und Grimsby ab. Schwerste ar
tilleristische und Fliegergegenwehr der Engländer konnte die
Deutschen an der Durchführung ihres Auftrages nicht
hindern; alle Luftschiffe lehrten wohlbehalten an ihren
Stützpunkt zurück. —
Die Beschießung von Paris durch weit
tragende deutsche Geschütze, die täglich Menschenverluste
und Sachschaden verursachte, beunruhigte die Einwohner
schaft so, daß es Zahlreiche Pariser für geraten hielten, die
Hauptstadt zu verlassen. Wenn die Regierung erst bestrebt
gewesen war, die allgemeine Flucht zu verhindern, so sah
sie sich doch bald
genötigt, den Ab-
reisenden keine
Schwierigkeiten in
den Weg zu legen
und den Verhält
nissen sogar durch
Vermehrung der
Züge Rechnung zu
tragen, trotz der
Belastung der
Eisenbahnen durch
Militärtransporte.
Auch andere Be
förderungsmittel
wurden den auf
ihre Sicherheit Be
dachten bereitwil
lig zur Verfügung
gestellt. —
Die zunehmende
Verschlechterung
der Lage der West
mächte spiegelte
sich auch im ll-
Bootkrieg wider.
Die durch ihn her
vorgerufenen
Schiffsverluste
konnten trotz aller
Wie die Franzosen die deutschen Heldengräber schänden.
Auf dem Holzkreuz eiues Grabes auf dem Friedhof des wie-
derervberteu Nesle ist das Wort „Kameraden" oonl Feinde
mit schwarzer Farbe überstrichen worden.
Mutwillige Zerstörungen auf dem Friedhofe im wiedereroberten Neste. Die Soldatengräber wurden
von den französischen „Kulturträgern" vor ihrem Rückzug aufgerissen, die Holzkreuze gewaltsam
zerbrochen, die Grabsteine absichtlich umgestürzt und die Inschriften mit den Namen der Toten und
dem Zeichen des Eisernen Kreuzes vernichtet. Die deutschen Gräber wurden außerdem von den übrigen
durch einen Zaun aus Draht und Dachpappe getrennt.
Anstrengungen nicht durch Neu
bauten wettgemacht werden, weil
fortgesetzt mehr Schiffe versenkt
wurden, als Ersatz vom Stapel lief.
Die Leistungsfähigkeit der deut
schen II-Boote bestätigte wieder
einmal das Erscheinen eines solchen
viele tausend Meilen entfernt vom
Heimathafen. Am 10. April zeigte
sich ein Tauchboot größter Bauart
vor Monrovia, dem Haupthafen
der dem Vierverband beigetrete
nen Negerrepublik Liberia. Durch
Eeschützfeuer beschädigte es die
drahtlose Station beträchtlich und
beschoß dann mit Erfolg auch die
wichtige Kabelstation (siehe Bild
Seite 265). Ein anderes II-Boot,
das am 17. April in seinem Hei
mathafen eintraf, hatte im Sperr
gebiet um die Azoren 5 Dampfer
und 2 Segler versenkt, unter denen
sich der französische bewaffnete
Dampfer „Qued Sebon" befand,
der 150 Soldaten mitführte. Zwei
Kanonen mit einem Kaliber von
9 und 7,5 Zentimeter erbeutete
das II-Boot und nahm sie mit
heim. Von den wertvollen Kolo
nialerzeugnissen, die sich auf den
feindlichen Schiffen vorgefunden hatten, brachte das Tauch
boot 27 000 Kilogramm Gummi und 5000 Kilogramm
Wachs als sehr erwünschte Stoffe für die Kriegswirtschaft
mit nach Deutschland. Nach einer Meldung des deutschen
Admiralstabes war dem II - Bootführer Kapitänleutnant
Wilhelm Meyer am 31. März die Vernichtung eines eng
lischen Passagierdampfers von wenigstens 18000 Tonnen
geglückt; das bedeutete wieder einen recht empfindlichen
Verlust für die Engländer. —•
Auf den übrigen Kriegschauplätzen zeigte sich ebenfalls
reges Leben. In Finnland erzielten die Deutschen
um Mitte April die Verbindung mit den Truppen Manner
heims. In Mazedonien beunruhigten die Bulgaren
die Truppen der Westmächte durch eifrige Erkundungs
tätigkeit, bei der sie am 16. April in der Strumaebene
155 Engländer und einige Griechen gefangen nahmen. —
Die Türken ver
schärften in Palä
stina ihren Druck
auf die Engländer
und eroberten bei
Erkundungstößen
am 13.April11Ma-
schinengewehre.
Die HafenstadtBa-
tumamSchwarzen
Meer fiel am
14. April in ihre
Gewalt, nachdem
die Besatzung, die
mehrere Tage kräf
tigen Widerstand
geleistet hatte, be
zwungen worden
war. —
Einen Blick hin
ter die Kulissen
des Kriegstheaters
ließ am 2. April
der österreichisch-
ungarischeMinister
des Auswärtigen,
Graf Czernin, tun,
der in einer Rede,
die er vor der Ob
männerkonferenz