Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltirieges 1914/18. 
Lieferung von rund 60 Millionen Pud Getreide verpflich 
tete. Auch Hülsenfrüchte und Olsaaten sollten in größeren 
Mengen den Mittelmächten zur Verfügung gestellt werden. 
Zur Durchführung des Vertrages wurde in Kiew eine 
kaufmännische Wirtschaftstelle der Mittelmächte gegründet, 
die die für die Monate April, Mai, Juni und Juli genauer 
festgesetzten Nahrungsmittelmengen von ukrainischen Ver 
tretungen zu übernehmen hatte. 
Zur Aufnahme des Handelsverkehrs traf nach vor 
heriger mühevoller Tätigkeit deutscher Minenräumverbände 
am 26. März der deutsche Dampfer „Patmos" vom der 
Levantelinie mit einem anderen deutschen Dampfer in 
Odessa ein. Der Schiffsverkehr mit den bedeutendsten 
Ausfuhrhäfen der Ukraine war damit eröffnet. — 
Wichtige politische Auseinandersetzungen standen der 
Ukraine hinsichtlich der Grenze mit Polen bevor. Den 
Polen waren Zugeständnisse gemacht worden, als sie wegen 
der Erenzführung im Raume von Cholm Schwierigkeiten 
nannte, betreffen, nur mit der ukrainischen Regierung ver 
handelt werden könnte, weil sowohl im Norden wie im 
Süden der Republik Ukrainer wohnten. — 
In Finnland (siehe die Karte Seite 248) trat immer 
noch keine Ruhe ein. Kämpfend drang die Weiße Garde 
unter Mannerheim gegen Ende März im Raume von Tam- 
merfors beträchtlich weiter vor, und am 3. April wurde an 
der Sadacundafront mit Unterstützung der Deutschen ein 
großzügiger Angriff auf Tammerfors unternommen. Rach 
mehrstündiger, schwerer Artillerievorberestung rückten die fin 
nischen Sturmkolonnen von Süden, Osten und Südosten in 
die Stadt ein. Die Rote Garde verteidigte sich erbittert, 
aber dennoch säuberte die Weiße Garde den Osten von Tam- 
mersors noch in der Nacht bis zu dem die Stadt durchströ 
menden Flusse. Schon am nächsten Tage gehörte die Stadt 
ganz der Weißen Garde, der sich ihre Gegner ergaben. 
Am 3. April landeten die Deutschen unter Führung des 
Konteradmirals Meurer an der Südwestküste Finnlands 
Phot. Berl. Jllustrat.-Gef. m. b. H. 
Aus der Hochburg des deutschen Kriegsmaterials: Lager von Rohgeschoffen bei Krupp in Essen. 
machten und durch den Rücktritt ihrer Regierung die polnische 
Staatsmaschine lahmgelegt zu werden drohte. Am 26. März 
schlug der polnische Regentschaftsrat den ehemaligen Finanz 
minister Steczlowski zum Ministerpräsidenten vor, der als 
solcher auch bestätigt wurde, womit die polnische Regierungs 
krise vorerst ihr Ende fand. — 
Die Verhandlungen mit Rumänien waren so weit ge 
diehen, daß am 26. März der Friedensvertrag vorläufig 
geschlossen, paraphiert werden konnte, das heißt die Be 
vollmächtigten der vertragschließenden Staaten setzten die 
Anfangsbuchstaben ihres Namens unter den Entwurf eines 
Vertrages, auf den sie sich in den Hauptzügen geeinigt 
hatten. Unabhängig hiervon nahm am 9. April der Landes 
rat von Beßarabien die Vereinigung Beßarabiens mit 
Rumänien mit sechsundachtzig gegen drei Stimmen feier 
lichst an. 
Mit dieser Lösung der beßarabischen Frage war aber 
die Regierung der Ukraine nicht einverstanden. Schon 
zwei Tage später erklärte sie Der rumänischen Regierung, 
daß über Fragen so einschneidender Art, die die Moldauische 
Republik (siehe die Karte Seite 150), wie sich Beßarabien 
trotz Minengefahr und Behinderung durch schwere See, 
Eis und Nebel. Ihr nächstes Ziel war die Stadt Hangö, 
die mit der vorgelagerten Insel Russarö im Besitz der 
Roten Garde war. Diese wagte keinen Widerstand; zwei 
im Hafen liegende lst-Boote wurden von ihr zerstört. Die 
Besatzung von Russarö ergab sich bedingungslos den An 
greifern, die dort sechs amerikanische 23,4-om-Langrohr- 
geschütze erbeuteten. Sperrbrecher bahnten deutschen Tor 
pedobooten mit den ersten Stoßtruppen den Weg nach der 
Stadt Hangö. Gegen unbedeutenden Widerstand bracbten 
die Deutschen etwa eine Division an Land (siehe Bild 
Seite 249) und nahmen den Vormarsch in der Richtung 
nach Helsingfors auf. 
Eine neue Gefahr für die Rote Garde bildete die Landung 
deutscher Streitkräfte in Lovisa am 10. April. 
Die Russen hatten am 5. April die Auffcrderung erhalten, 
ihre zahlreichen Kriegschiffe, die in finnischen Häfen lagen 
und mit der Rotcn Garde in Fühlung standen, zu ent 
waffnen (siehe Bild Seite 248 unten). Infolgedessen ver 
ließen die russischen Kriccschiffe am 9. April Helsingfors; 
30 Torpedoboote, 40 Unterseeboote und 50 Transport-
	        
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