Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18.
deren Geschosse
pfeifend über ih
nen hinweg zu den
feindlichenGräben
hinüberzischen.
Vor ihnen» von
dem kalten Licht
der Leuchtkugeln
überströmt und in
eine mächtige
Rauchwolke einge
hüllt , liegt die
Höhe, die sie
Feinde entreißen
sollen. Ins Unge
heure verzerrt
scheinen alle Maße»
unwirklich, gespen
stisch alle Formen.
Da! Der Feind
hat sein Sperr
feuer vorverlegt
und eine der An
griffskompanien
gefaßt. Die Ver
bände lockern sich,
aber sie halten zu-
'ammen. Einzeln
üchen sie sich wei-
:er ihren Weg, von
Trichter zu Trichter springend. Der Führer mit ein paar
Mann ist voraus. Man sieht, wie die anderen ihm zustreben
und immer wieder durch Einschläge aufgehalten werden,
die vor ihnen aufzucken.
Noch hat der eigentliche Angriff nicht begonnen. Wird
ihnen doch der Weg durch den Wall des eigenen Vernich
tungsfeuers versperrt. Aber ringsum strömt es in die Mulde
Zu den Sprungstellungen zusammen.
Auch dort kämpfen zwei Kompanien mit dem Sperr
feuer. Unerschrocken bringen Sanitätsmannschaften die
Verwundeten aus dieser Hölle heraus. Sie zaudern nicht,
selbst als ein Volltreffer zwei Träger mit dem Verwundeten,
den sie tragen, wegnimmt. Ein rauchender Trichter an
der Stelle, wo sie gestanden haben. Von ihnen selbst keine
Spur.
Das Stillhalten! O, dies entsetzliche Stillhalten! Kommt
Aus russischer Gefangenschaft zurückkommende deutsche und österreichisch-ungarische Mannschaften
in ihrer Lagerkleidung bereit zur Abfahrt in ihre Heimat.
nicht endlich der
erlösende Befehl?
Hundertmal blicken
sie auf die Uhr, ob
der Zeiger nochim-
mer nicht auf sechs
Uhr fünfzehn Mi
nuten steht.
Deutsche Minen
beginnen, sich in
en Kampf zu
mischen. Von allen
Seiten sieht man
ihre leuchtenden
Parabeln in den
Himmel steigen,
oben in kurzem
Bogen wenden
und steilindie fran
zösischen Linien
hinunterzischen.
Beim Feinde
erneute Sperr
feuerzeichen » die
wohl durch das
Einsetzen des Mi-
nenfeuers veran
laßt wurden. Der
Feind weiß jetzt,
an welcher Stelle
der Angriff zuerst vorbrechen wird. — Nur noch Sekunden.
Die Erde schüttert vor dem entfesselten Toben von fast
tausend Geschützen. Tausend Geschützen auf diesem engen
Raum von nicht ganz zwei Kilometern Breite!
Jetzt! Die Feuerwelle springt nach vorn! Auf, und ihr
nach! Mit dem letzten Sprengstück müssen sie im feindlichen
Graben sein.
In den nächsten Minuten flutet der Menschenstrom über
die ersten Grabenlinien den steilen Hang hinauf. Wie bei
einer Übung, in weiten, lockeren Linien. Jede einzelne Ge
stalt ist bei der Helle zu erkennen. Aus dem Krachen der
Eranateinschläge hört man das Blaffen und Puffen der
Handgranaten und das wütende Aufmeckern der Maschinen
gewehre.
Dann löst sich alles in eine Menge scheinbar zusammen
hangloser Bilder auf. «S-hlub solgt.)
Phot. Btto-- UNv WtM-AMt.
Aus russischer Gefangenschaft zurückkommende deutsche Mannschaften bei der Abbeförderung in ihre Heimat.
Die Soldaten tragen noch ihre Lagerkleider.