Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
ist den Anforderungen noch immer gerecht geworden; 
werden an einer Stelle Schiffsteile von ungeheurem Ge 
wicht ersonnen und gebaut, so ist auch schon eine andere 
an der Arbeit, um Einrichtungen zu ihrer Bewegung zu 
schaffen. 
Nun haben es ja schon die Alten verstanden, gewaltige 
Gewichte zu bewegen; wir brauchen dabei nur an die 
Pyramiden der Ägypter zu denken, deren Steinquader 
immer noch unsere Verwunderung über die Möglichkeit 
ihrer Bewegung bis zu solchen Höhen erregen. Aber den 
Pharaonen standen Menschen in fast unbegrenzter Zahl 
zur Verfügung, und die Zeit spielte keine Rolle. Auch kam 
es nicht darauf an, das; die Blöcke unbestosten ihren Platz 
erreichten und sich auf Zentimeter genau einpaßten. Anders 
ist es beim heutigen Kriegschiffbau. Sind die Pläne eines 
Schiffes einmal fertig, dann heißt es, den Bau so schnell 
wie möglich auszuführen. Die Zahl der Arbeitskräfte ist 
aus räumlichen und wirtschaftlichen Gründen beschränkt, 
Maschinen müssen die Menschenkraft ersetzen. Besonders 
wichtig aber ist das auf winzige Bruchteile von Millimetern 
genaue Einpassen der einzelnen Teile, die nicht beschädigt 
werden dürfen. Ein nicht richtig auf seinem Unterbau ruhen 
der Schisfskessel läßt die von ihm ausgehenden Dampflei 
tungsrohre nicht passen; nicht scharf nebeneinandergepreßte 
Panzerplatten bedeuten keinen sicheren Schutz, Fast noch 
rechnete Stelle, und Minuten später ruht das Geschütz 
rohr mit seinen mehr als 100 Tonnen Gewicht auf seinem 
Unterbau, als wäre es nur ein Spielzeug gewesen. 
Der Krieg in Ostafrika im August und 
September 1917. 
(Hierzu die Bilder und die Karte Seite 14 und 15.) 
Während den Engländern mit ihren Hilfstruppen auf 
dem Haupttampffelde im Kilwa- und Lmdibezirk jeder 
nennenswerte Erfolg trotz sehr hoher, blutiger Opfer ver 
sagt blieb, im Gegenteil, sie bei Lindi eine äußerst schwere 
Niederlage erlitten, konnten sie in den anderen Abschnitten 
infolge ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit über kleine 
deutsche Schutztruppenabteilungen billige Erfolge erringen. 
Die neue englische Offensive, die mit einem großen Auf 
wand an Truppen und Kriegsgeräten Anfang Juli von 
Kilwa und Lindi aus gegen die Hauptmacht der Deutschen 
losbrach, blieb nach anfänglichen geringen Erfolgen dank 
dem heldenhaften deutschen Widerstand Mitte Juli wenige 
Kilometer südwestlich von Lindi und bei Kihambia (siebzig 
Kilometer südwestlich von Kilwa) sowie im Tale des Mbem- 
kuru stecken. Bei Kihambia und im Mbemkurutale kam es 
während der beiden Monate zu keinen größeren Treffen 
mehr, doch waren Patrouillenkämpfe an der Tagesordnung. 
Das neue deutsche Schlachtschiff «Großer Kurfürst". 
JU'vt. A. Renard, Kiel. 
wichtiger ist die genaue Lage der Geschützrohre in ihren 
„Wegen", um mangelhafte Schußleistungen und Unglücks 
fälle beim Abfeuern zu vermeiden. 
Für die tadellose und bequeme Ausführung all dieser 
Arbeiten hat die Technik Riesenkrane geschaffen, die ent 
weder an Land fest aufgebaut werden oder auf einem 
schwimmenden Untersatz ruhen, der die zu seiner Fortbewe 
gung nötigen Maschinen in sich birgt. Aus den recht wuch 
tigen und massigen dreibeinigen Kranen früherer Jahre 
haben sich neuerdings Gebilde entwickelt, die uns mit ihren 
Längs- und Querstreben aus der Ferne wie Filigranarbeit 
anmuten, und denen man das Heben schwerer Gewichte 
nicht zutrauen möchte. Und doch sind sie von einer fast 
unglaublichen Leistungsfähigkeit; ohne sie würde der Bau 
der jetzigen Großtampfschiffe viele Monate länger dauern, 
wenn nicht unmöglich werden, denn alles, was nach dem 
Stapellauf an schweren Gewichten in das Schiff hinein 
gebaut wird, bewegt der Kran, vom Kessel bis zu den 
Schornsteinen und Masten. Von den Kruppschen Werten 
rollen die riesigen Geschützrohre bis in die Nähe des Neu 
baus; vorsichtig schiebt sich der Kran an die Kaimauer 
heran, von seiner Spitze gleiten stählerne Taue herunter, 
die einen riesigen Blocktragen. Die Drahtschlingen, in denen 
das Rohr aufgefangen ist, werden über den Haken des 
Blockes gelegt, die Stahltaue auf einer Trommel auf 
gerollt, und das Geschütz schwebt in der Luft. Der Kran 
legt ab, geht längseits des Neubaus an eine genau bc- 
Dagegen nahmen die Engländer Anfang August ihre Vor 
wärtsbewegung im Lindigebiet mit frischen Kräften wieder 
auf. Am 2. August drangen sie an der Straße Lindi— 
Njangao—Massassi im Lutuleditale gegen die deutschen 
Vorhutstellungen am Muhimbiafluß vor. Nach heftigen 
Gefechten gelang es ihnen, die deutschen Vorposten auf 
ihre Hauptstellungen zurückzudrängen. Die Farm Schädel 
wurde dabei von den britischen Truppen besetzt, die dann 
zum umfassenden Angriff schritten. An Zahl ihren Gegnern 
vier- bis fünffach überlegen, hatten sie die Aufgabe, den 
rechten Flügel der Deutschen zu umgehen und in deren 
Rücken zu gelangen. Doch der Angriff kam bald ins Stocken, 
denn die Engländer stießen auf start befestigte Verteidigungs 
werte, um die sich ein wildes Ringen entspann. Vom 
2. bis zum 7. August wogte die Schlacht im Busch erbittert 
hin und her und endete mit einer schweren Niederlage der 
Engländer, worauf sich diese auf die Farm Schädel zurück 
zogen und dort eiligst verschanzten. Mehrere tausend Mann 
ließen sie auf dem Schlachtfelde liegen. 
Die Folge war, daß die Feinde im August keine weiteren 
größeren Angriffe auf die deutschen Streitkräfte im Lutuledi 
tale wagten; jedoch gelang es ihnen, die deutschen Posten 
in der Umgebung der Farm Schädel mehrere Kilometer 
nach Westen auf ihre Hauptstellungen zurückzuwerfen. 
Ms die Engländer Anfang September Vorbereitungen 
zu einem zweiten umfassenden Angriff auf die deutschen 
Stellungen südwestlich von Lindi trafen, gaben die Deutschen
	        
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