Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
entgegen und eröffneten schon bei der geringfügigsten 
Bewegung der Deutschen innerhalb der umstrittenen W- 
schnitte schwerstes Sperrfeuer. Dennoch wurden sie am 
1. März völlig überrascht. Unversehens stürmte die deutsche 
Infanterie trotz kniehohen Schlammes die steilen Hänge zu 
dem erstrebten Ziele hinan und gelangte, erbitterte feind 
liche Gegenwehr überwindend, dank dem glücklichen Zu 
sammenwirken aller Waffen, schon nach zwanzig Minuten 
in den Besitz der alten Linien. An einigen Punkten waren 
die deutschen Sturmabteilungen sogar beträchtlich über das 
Ziel hinausgekommen. In den zertrommelten, dem Feinde 
entrissenen Stellungen trotzten die siegreichen Truppen er 
folgreich den hartnäckigen Gegenunternehmungen der Fran 
zosen (siehe die farbige Kunstbeilage). 
Am gleichen Tage zerstörten die Deutschen auch das Fort 
de la Pompelle, südöstlich von Reims, das zwar veraltet, 
aber durch Einbeziehung in das Netz der französischen Stel 
lungen zu einem starken Bollwerk und Stützpunkt im 
Stellungskriege umgewandelt worden war. Minenwerfer 
und schwere Artillerie hatten gut vorgearbeitet. Hinter der 
Feuerwelle der deutschen Artillerie drangen die Sturm 
abteilungen mutig vorwärts, und bald war das Fort im 
der Geschosse konnte von den deutschen Flugzeugen aus 
deutlich beobachtet werden. 
Der Luftvorstoß gegen Paris geschah zur Vergeltung für 
die Angriffe, die feindliche Flieger am 19. und 20. Februar 
auf die offenen deutschen Städte Trier, Mannheim und 
Pirmasens unternommen hatten. Wieder schwebten deutsche 
Flugzeuge über dem inneren Teil der französischen Haupt 
stadt. Gewitzigt durch die früher gemachten bösen Er 
fahrungen, strebte die Bevölkerung diesmal schon nach dem 
ersten Alarm gegen acht Uhr fünfzig Minuten abends in 
ihre Schlupflöcher. Trotzdem ereigneten sich eine Anzahl 
Todesfälle. Der letzte deutsche Flieger verließ Paris erst 
zwanzig Minuten nach zwölf Uhr. 'Auch dieser Vorstoß 
hatte Erfolg, obwohl die Gegenwirkung, an der sich viele 
französische Jagdflieger beteiligten, sehr stark war. — 
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Neue Aufregung gab es im feindlichen Lager, als be 
kannt wurde, daß den Deutschen schon wieder ein Helden 
stück zur See gelungen war. Am 23. Februar kehrte der 
Hilfskreuzer „Wolf" unter dem Kommando des Fregatten 
kapitäns Nerger (siehe Bild Seite 199 oben) nach fünf- 
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Vogelschaukarte der Alandsinseln. 
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Besitz der Deutschen, die dann die zahlreichen feindlichen 
Maschinengewehrnester, zum Teil unter Verwendung von 
Feuerwerfern, gründlich säuberten. Der Feind hatte schwere 
blutige Verluste und büßte 40 Gefangene ein. Nach der 
Ausführung ihres Vorhabens gingen die Deutschen in ihre 
Stellungen zurück, worauf die Franzosen die Reste des 
zertrümmerten Forts wieder besetzten. — 
Englische Flugzeuggeschwader führten am 26. Februar, 
einem der heißesten Tage im Luftkriege, einen Massen 
angriff auf die deutschen Fesselballone zwischen Oise und 
Aisne aus. Der Angriff wurde jedoch abgeschlagen,' nicht 
weniger als 15 feindliche Flugzeuge verloren die Feinde 
im Luftkampf. Die Deutschen unternahmen dann einen 
Gegenangriff, dem 3 feindliche Fesselballone zum Opfer 
fielen, wovon der Gefreite Kaffner 2 vernichtete. Haupt 
mann Ritter m Tutschek errang an demselben Tage seinen 
vierundzwänzigsten Luftsieg. 
In den Nächten zum 8. und zum 9. März wurden 
nacheinander London und Paris abermals von deutschen 
Fliegern heimgesucht. Eine Stunde lang dauerte der An 
griff auf die englische Hauptstadt, die in allen ihren Be 
zirken von Bomben getroffen wurde. Die gute Wirkung 
zehnmonatiger Kreuzfahrt durch den Atlantischen, den In 
dischen und den Stillen Ozean in seinen Heimathafen 
zurück (siehe die Bilder Seite 200 und 201). Aber 
210000 Tonnen feindlichen Schiffsraumes, vorwiegend 
große englische. Dampfer mit wertvollen Ladungen, waren 
von den Deutschen auf den Grund des Meeres geschickt 
worden. Außerdem hatte' Fregattenkapitän Nerger Ge 
legenheit gefunden, wertvolle Beute an Bord des Hilfs 
kreuzers zu nehmen. Er brachte Gummi, Kupfer, Zink 
und andere für Deutschlands Kriegführung wichtige Waren 
im Werte von 80 Millionen Mark heim. In heißen und 
kalten Zonen hatte das deutsche Schiff den Feinden ge 
schadet, obwohl an ihm fünfviertel Jahr lang keine Aus- 
besserungs- und Reinigungsarbeiten vorgenommen werden 
konnten. Fürwahr, eine unerreichte seemännische und 
technische Glanzleistung! 
Nicht so glücklich wie der „Wolf" war der von ihm 
erbeutete englische Dampfer „Turitella", der unter dem 
Namen „Iltis" als Hilfskreuzer ausgerüstet und unter Füh 
rung des Kapitänleutnänts Brandes (siehe Bild Seite 199 
oben) in den Golf von Aden geschickt wurde. Nachdem er 
dort eine erfolgreiche Tätigkeit entfaltet hatte» wurde er 
von englischen Kriegschiffen gestellt, worauf ihn die eigene 
Mannschaft unbrauchbar machte. Als Begleitdampfer diente
	        
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