Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

194 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
fräste, oftmals hart kämpfend, ebenfalls weiter nach Osten. 
Was die Russen noch an schlagkräftigen Truppen aufzu 
bringen vermochten, war zum größten Teil zum Kampf 
gegen die Ukraine abgeschoben worden. Gegen diesen Teil 
des russischen Heerxs fochten nun die Divisionen Linsingens 
im Verein mit ukrainischen Streitkräften. Am 25. Februar 
hatten diese deutschen Truppen teils zu Fuß, teils auf Eisen 
bahnen und Kraftwagen, über 300 Kilometer hinter sich 
gebracht und den plündern 
den russischen Banden so 
wohl, wie den noch einiger 
maßen geordneten Soldaten 
massen der Feinde nur wenig 
Zeit zur Flucht gelassen. Rus 
sische Offiziere, darunter auch 
Eeneralstäbe, und Soldaten 
waren zu Tausenden gefan 
gen worden. Am 26. Februar 
standen die Streitträfte Lin 
singens 30 Kilometer östlich 
von Shitomir, das etwa 100 
Kilometer von Kiew ent 
fernt ist. 
General Eröner begann 
nun schon mit der Ordnung 
der Verkehrswege und traf 
Vorbereitungen zur Auf 
nahme des friedlichen Ver 
kehrs zwischen der Ukraine 
und Deutschland, um letzte 
rem die in der Ukraine tat 
sächlich vorhandenen großen 
Vorräte, die von den deut 
schen Truppen bei ihrem Vor 
marsch gesichert worden waren, möglichst bald nutzbar zu 
machen. Am 1. März schlugen die über Rjetschiza vor 
wärtsstrebenden Truppen den Feind aufs neue und nahmen 
Gomel; gleichzeitig erfolgte auch die Befreiung der ukrai 
nischen Hauptstadt Kiew (siehe Bild Seite 187) durch 
Ukrainer und Sachsen. 
In der Rordutraine sahen sich die Deutschen schon am 
Ziel, als in der Südukraine nach langem Zögern auch der 
österreich'fche General v. Boehm-Ermolli mit seiner Heeres 
gruppe zur Befreiung des geplagten Landes einrückte. Für 
das Zögern der Österreicher und Ungarn mit ihrem Vor 
marsch, der von den Ukrainern immer dringender verlangt 
wurde, waren in erster Linie i-nnerpolitische Rücksichten 
maßgebend gewesen. Seit dem großen Streik in Österreich- 
Ungarn besaßen die Sozialdemokraten stärksten Einfluß selbst 
auf die Kriegführung und drängten darauf, daß auch der 
Anschein vermieden würde, als wolle sich Österreich-Ungarn 
in neue kriegerische Unternehmungen an seinen Ostgrenzen 
stürzen. Hatte so die öffentliche Meinung in Österreich- 
Ungarn zunächst auf das 
schlagbereite Schwert gedrückt, 
so drängte sie einige Tage 
später zum Vormarsch in Po- 
dolien, wieder aus innerpoli 
tischen Gründen, um Öster 
reich-Ungarn den Anteil an 
den ukrainischen Getreidevor 
räten zu sichern. Die öster 
reichisch-ungarischen Sozial 
demokraten erhoben jetzt nur 
noch schwachen Einspruch, und 
Boehm-Ermolli tonnte durch 
Gefangennahme russischer 
plündernder Heerhaufen von 
insgesamt 10 000 Mann gar 
bald denRachweis liefern, wie 
notwendig das Einschreiten 
leistungsfähiger Truppen zur 
Wiederaufrichtung der Ord 
nung in der Ukraine ge 
wesen war. 
Die österreichisch - unga 
rischen Sozialdemokraten» die 
aus ihrer Hinneigung zu den 
russischen Bolschewik! nie ein 
Hehl gemacht hatten und einen Zusammenstoß österreichisch 
ungarischer Truppen mit ihren Freunden im Osten geradezu 
fürchteten, brauchten dieser-halb schon in den nächsten Tagen 
keine Sorgen mehr zu hegen, denn bereits am 3. März 
abends schlossen die russischen Unterhändler, die am 28. Fe 
bruar zum zweiten Male nach Brest-Litowst gefahren waren, 
Frieden. Drei Tage nach der Ankunft der Russen in Brest- 
Litowsk sollte der Friedensvertrag, mit dessen grundlegen 
den Bedingungen sie sich schon vorher einverstanden zu er 
klären hatten» unterzeichnet werden. Tatsächlich erfolgte 
der Friedenschluß, und der Kampf gegen Großrußland. 
Phot. Bild- und Film-Amt. 
Russische Gefangenenlypen: Mohammedaner aus Astrachan. 
Der Friedensplatz mit der polnischen Kirche und dem Gouvernemenlsgebäude in Minsk. 
■ 
r Mfzrr* 
*>&**■/ ' 
fl .-V iff'' W-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.