Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Ab!'. 7. 
Staatskanzler Hardenberg 
erlangte mit Mühe, daß 
FrankreichLandau(!), das an 
Bayern kam, undSaarlouis- 
Saarbrücken (für Preußen) 
herausgeben mußte. So wur 
de dank der deutschen Un 
einigkeit der Erfolg zweier 
Feldzüge in eine diploma- 
tischeNiederlage verwandelt. 
Daß sich die Franzosen mit dem Ergebnis der beiden 
Pariser Frieden 1814 und 1815 nicht zufrieden geben, 
sondern die erste Gelegenheit ergreifen würden, ihre An 
sprüche auf die deutschen linksrheinischen Lande zu er 
neuern, sollte sich 1866 zeigen. Napoleon III. sah während 
des Krieges zwischen Preußen und Österreich den Zeit 
unkt als gekommen an, seine Hand nach Belgien und den 
eutschen linksrheinischen Landen auszustrecken und damit 
seine eigene Stellung in Frankreich zu befestigen. Bis 
marcks überlegener Staatskunst, die Napoleons Absichten 
durchschaute, gelang es, diesen hinzuhalten und schnell mit 
Österreich und den süddeutschen Staaten zu Nicolsburg- 
Prag einen Frieden zu schließen, der dank seiner Mäßigung 
das spätere Deutsche Reich und dessen Bündnis mit Öster 
reich vorbereitete. 
Die Gelegenheit war für Frankreich verpaßt; 1870 
sollte sie sich erneuern. Der Ruf „An den Rhein!", der da 
mals durch die Straßen von Paris erschallte» ist kenn 
zeichnend. 
War es nun nicht ebenso eine Selbstverständlichkeit wie 
auch ein Zeichen großer Mäßigung, daß Deutschland nach 
den beispiellosen Erfolgen des Krieges von 1870/71 nur die 
Rückgabe des Elsasses und eines Fünftels von Lothringen 
mit Metz forderte? Damals hat man in England diese 
Forderung als ganz gerechtfertigt anerkannt! 
Nur grobe geschichtliche Unkenntnis oder böser Wille 
erklären es, daß das ganze, Deutschland feindliche Ausland 
immer von einem den Franzosen 1871 angetanen großen 
Unrecht faseln kann, das wieder gutzumachen England und 
Amerika sich verpflichtet haben. 
Sorgen wir dafür, daß die Diplomatie nicht abermals, 
wie 1814/15, alles verdirbt, was unsere herrlichen Heere 
erstritten und wofür unsere Söhne ihr Leben gelassen 
haben ! Denken wir vor allenr auch in Zukunft immer daran, 
daß die Franzosen ihr vermeintliches „natürliches" Recht 
auf das linke Rheinufer nie vergessen werden! 
Die Besetzungsmarken der Mittelmächte. 
Von Hans Schipper. 
(Hierzu die Bilder auf dieser Seite.) 
Von dem siegreichen Vordringen der Heere der ver 
bündeten Mittelmächte legen die Briefmarken ein deut 
liches Zeugnis ab, die nach der Wiederherstellung geord 
neter Verhältnisse in den besetzten Gebieten zur Ausgabe 
gelangten. 
Schon am 13. Oktober 1914 kamen die ersten Besetzungs 
marken, und zwar für Belgien, in Umlauf. Hierzu ver 
wendete man die deutschen Marken, die mit dem schwar 
zen Aufdruck „Belgien" und 
der Wertangabe in Centi 
mes und Franken versehen 
wurden. Auf diese Weise 
erschienen die Werte zu 3, 
5, 10, 25, 50 und 75 Cen 
times, 1.—, 1.25 und 2.60 
Franken (Abb. 1 und 2). 
Um dem Sprachgefühl der 
beiden Rassen, die BÄgien 
bewohnen, den Flamen und Wallonen, entgegenzukom 
men, erhielten die Marlen 1916 nur noch die abge 
kürzten Wertbezeichnungen F. für Franken und Cent, 
für Centimes (Mb. 3). Im Gegensatz zu diesen von 
der Zivilverwaltung herausgegebenen Marken führen 
diejenigen der Etappenverwaltung den Landesnamen 
nicht mehr. 
Im Osten gelangten die deutschen Briefmarken mit 
dem Aufdruck „Russisch-Polen" am 10. Mai 1915 in Ver 
kehr (Abb. 4). Rach den herrlichen Siegen von 1915 in Ga 
lizien und Polen trat eine Änderung ein. Russisch-Polen 
wurde in einen deutschen und einen österreichisch-unga 
rischen Verwaltungsbezirk getrennt, in die Generalgouver 
nements Warschau und Lublin. Für den deutschen Ver 
waltungsbezirk erschienen Marken mit dem Aufdruck „Een.- 
Eouv. Warschau" (Abb. 5). Außerdem wurden für das 
Etappengebiet des Oberbefehlshabers Ost, das die früheren 
Generalgouvernements Kurland, Wilna, Kowno, Erodno 
und Suwalki umfaßt, Marken mit dem Aufdruck „Post 
gebiet Ob.-Ost" ausgegeben (Abb. 6). 
Österreich-Ungarn gab für das Generalgouvernement 
Lublin im April 1915 die Marken Bosniens mit dem Auf 
druck „K. u. k. Feldpost" heraus (Abb. 7). Im Juli des 
gleichen Jahres erschien dann eine neue Reihe, nun aber 
mit der Inschrift „K. u. k. Feldpost" (Abb. 8—12). Außer 
dem gab es vom August 1916 ab auch eine Anzahl von 
Zeitungsmarken (Abb. 13). Diese Marken haben auch 
Gültigkeit für die Generalgouvernements Belgrad und 
Cetinje. 
Für Serbien gelangte im März 1916 eine Sonderaus 
gabe in den Verkehr, die jedoch bereits im Mai wieder 
außer Kurs gesetzt wurde. Diesmal erhielten die bosni 
schen Marken den schrägen Aufdruck „Serbien" (Abb. 14 
und 15). 
Zur Erinnerung an die einjährige Besetzung von Monte 
negro bekamen am 1. März 1917 die Werte zu 10 und 15 
Heller der Feldpostmarken den Aufdruck „K. u. k. Milit. 
Verwaltung Montenegro". 
Für das besetzte Rumänien erschienen im März 1917 
drei Werte zu 5, 10 und 25 Stolinki der bulgarischen Marken 
mit dem bulgarischen Aufdruck „Post in Rumänien 1916 bis 
1917". 
Die Türkei endlich gab am 1. März 1916 fünf Werte mit 
dem Aufdruck „Dür-i-8mL" heraus, die für das besetzte 
Sinai bestimmt waren. 
Die wiedergegebenen Markenabbildnngen sind sämtlich in der 
neuesten Auflage von Schaubeks Briefinarken-Album ent 
halten. Verlag C. F. Lücke G. m. b. H., Leipzig. 
Abb. 1. 
Abb 6.
	        
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