Illustrierte Geschichte des Welttrieges 1914/18.
begonnen, im Osten in Bagdad. Die westliche Linie hat
im Kriege schon gute Dienste geleistet. Die finanZielle
Lage der Bahn ist wegen der durch den Krieg bedingten
Verhältnisse nicht gerade günstig. Doch hofft man, daß
nach dem Kriege hierin eine rasche Wendung eintreten wird.
Das sind die Hauptpunkte aus der Geschichte der Bagdad
bahn. Deutschlands Absicht, die fernen Teile des tmi schen
Reiches der Hauptstadt näher zu bringen, tritt klar zu
tage. Die deutsche Bagdad
bahn steht damit in schrof
fem Gegensatz zu einem
alten englischen Plan, vom
Mittelmeer aus eine Ver
bindung mit Bagdad zu
suchen und so den Gegen
satz zwischen den türkischen
und arabischen Teilen des
Reiches zu verstärken.
Was im übrigen die
deutsche Kapitalbeteiligung
in der Türkei anbetrifft, so
sagte ich schon, daß sie im
privatwirtschaftlichen Leben
bisher gering war. Das
hat seinen vornehmsten
Grund darin, daß die Han- . , ^ ,
delsbezichungen zwischen &crfrii6n . e ^S ( S ii X rpräriSent ,
bnden Landern noch kerne i»edl-»ssr »ndl>che der
nennenswerte Grütze er- sranzösischeEgierunguiivequem wurde,
reicht hatten. Erst seit im
Jahre 1889 in Hamburg die deutsche Levantelinie gegrün
det wurde, besteht überhaupt eine unmittelbare Verbin
dung zwischen Deutschland und der Türkei. Aber trotz
dieser Gründung hat der Güteraustausch eine wesentliche
Steigerung nicht erfahren. Bei einer deutschen Gesamtein
fuhr von jährlich 10 bis 11 Milliarden Mark in den Jahren
1911 bis 1913 betrug der Ant il der Einfuhr aus der Türkei
nur etwa 0,7 Prozent, der Anteil der Ausfuhr nach der
Türkei bei einer Eesamtausfuhr von 8 bis 10 Milliarden
Mark in denselben Jahren 1 bis 1,4 Prozent. Die Kapital
beteiligung der Deutschen war der politischen Stärkung der
Türkei zugute gekommen, nicht aber der Steigerung der
Eütererzeugung. Trotz der Leistungen hervorragender deut
scher Männer ist Deutschland von der Türkei noch keine
Entschädigung in wirtschaftlicher Hinsicht zuteil geworden.
Aus diesen Tatsachen heraus ergibt sich die Zukunsts
frage» wie weit für Deutschland nach dem Kriege das os-
manische Reich als Versorgungsgebiet in Frage kommt.
Daran schließt sich die zweite Frage, welche Maßnahmen zu
ergreifen sind, um die Produktion im Lande zu steigern.
Die Türkei umfaßt sicherlich große Ländermassen, die
einst wegen ihrer Fruchtbarkeit berühmt waren und die
auch noch heute zu neuem Leben erweckt werden können.
Aber um aus Gebieten, die
■ heute Steppe sind, blühende
Baumwollkulturen zu schaf
fen, ist viel Zeit und ge
waltige Arbeit erforderlich.
Besonders aber sind es die
rechtlichen Verhältnisse in
der Türkei, die einer raschen
Entwicklung hemmend ent
gegenstehen. Bis zum
Kriegsausbruch war trotz
der Tatkraft westeuropäi
scher Unternehmer wenig
erreicht.
Im Vordergrund des
wirtschaftlichen Aufbaues
derTürkei steht der Ackerbau,
„ der auch für Deutschland das
Georges Clemenceau, NN isie Interesse hat. Ab-
d-r neue französische MlNlfterprasldeut, r rt TT*vt
der zur Fortsetzung des» Krieges mit gesehen VON |OllCTt
allen Mitteln schürte. ungefähr 80 Prozent des
Bodens anbaufähig sein.
Angebaut werden davon aber nur drei Achtel. Von dem
kulturfähigen Boden sind 88 Prozent Staatsland. Darin
aber liegt der springende Punkt: der Bauer ist nicht Herr
seiner Scholle. Die großen Grundherren verpachten ihre
Besitztümer an eine ganze Reihe von Zwischenleuten, die
alle verdienen wollen und deshalb die Pachtsumme un
geheuer steigern. Der eigentliche Bewirtschafter aber hat
kein Interesse daran, den Ertrag seines Gutes zu steigern.
Er baut nur für seinen eigenen Bedarf und möglichst nur
solche Sachen, die wenig Arbeit machen; denn er sagt sich,
den Gewinn stecken doch die anderen ein. Hier also hat
eine Agrarreform einzusetzen, wenn es überhaupt gelingen
soll, den Ertrag der Landwirtschaft zu steigern. In zweiter
Linie kommt dann die Verbesserung des Bodens, Einfüh
rung von Maschinen und Geräten.
St. Mihiel. südlich von Verdun, mit Vororten.
Nach einem Originalgemälde des Kriegomalers Ernst Vollbehr.