Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
(Fortsetzung.) 
Phot. Rich. Spelling, Berlin. 
Bei den AufräurnungsarbeLLen Ln dem von den Engländern zwecklos zerstörten CambraL. 
Der größte englische Erfolg auf dem westlichen Krieg 
schauplatze hatte sich in kurzer Zeit in die schwerste englische 
Niederlage seit dem Frühjahr 1915 umgewandelt, die keine 
Hoffnung auf das Gelingen eines Durchbruches mehr offen 
ließ. Wenn er überhaupt möglich war, dann hätte er bei 
Eambrai (siehe u itenstehendcs Bild) glücken müssen, wo es 
den Feinden unter der Ausnutzung einer Reihe günstigster 
Umstände gelungen war, bis zu 10 Kilometern in die 
Tiefe der deutschen Verteidigungslinien einzufallen und 
gleich am ersten Tage einen Keil in einer Breite von 
15 Kilometern bis zu 8 Kilometer Tiefe zu schaffen. 
Die Deutschen hatten es mit ihren Gegenunterneh 
mungen nicht so leicht, wie die Engländer mit ihrem Vor 
stoße, da ihre Angriffsabsichten den Feinden, die ja selbst 
verständlich einen Gegenstoß erwarten mußten, nicht ver 
borgen bleiben konnten und ihnen daher jede Uberra- 
schungsmöglichkeit fehlte. Trotzdem war den Deutschen 
schon der erste Stoß gelungen. Eine wichtige Entschei 
dung war dabei auf dem südlichen Angriffsflügel der 
Deutschen bei Banteur (siehe die Karte Seite 50) in dem 
breiten Sumpftal der Schelde gefallen, deren ungedeckte 
Uferhöhen auf der westlichen Flußseite im feindlichen Feuer 
erstürmt werden mußten. Eine badische Division, bei der 
auch preußische Truppen sich befanden, eine ihnen südlich 
angegliederte Division von Rheinländern und Westfalen und 
wieder südlich von diesen kämpfende Hessen, Oldenburger 
und Hanseaten brachten das Unmöglichscheinende fertig und 
ernteten damit einen Hauptteil am Ruhme der ersten beiden 
Kampftage. Der Infanterie dicht auf den Fersen war auch 
die Artillerie auf das westliche Scheldeufer übergesetzt; sie 
wurde besonders nützlich bei der Abwehr der den Gegen 
angriff einleitenden englischen Landkreuzer. Eine badische 
Division war es, die das Dorf La Vacquerie nordwärts 
Banteur erkämpfte. Unter der Führung des Oberstleutnants 
R. brach sie am Morgen des 2. Dezembers vor, und in 
15 Minuten schon hatten die tapferen Badener die Englän 
der trotz heftigen Widerstandes aus dem Dorfe vertrieben 
und ihnen außer reicher Beute, die den Anteil dieser Divi 
sion an dem Siegesertrag allein auf 40 Geschütze und 130Ma 
schinengewehre erhöhte, noch 500 Gefangene abgenommen. 
Mit Zäher Gewalt wehrten sich die Engländer auch am 
3. Dezember gegen den deutschen Druck. Besonders in der 
Gegend von Moeuvres erreichte der Artilleriekampf den 
denkbar höchsten Grad. Die Deutschen errangen jedoch wei 
tere Vorteile in örtlichen Angriffen, die sie im Schelde 
brückenkopf bei Marineres südlich von Cambrai unternah 
men, wobei ihnen die Säuberung des ganzen Schelde 
bogens bis östlich vom Dorfe Marcoing gelang. 
Einen sich über den ganzen Kampfraum erstreckenden 
Hauptschlag führten die Deutschen am 5. Dezember aus. 
Die Widerstandskraft der Engländer war durch das 
deutsche Feuer, das sie von drei Seiten eindeckte, gebrochen. 
Vergebens suchten sie den deutschen Angriffen standzuhalten; 
sie mußten sich schließlich zur Flucht wenden und erlitten eine 
fürchterliche Niederlage. In einer Breite von 10 Kilometern 
und über 4 Kilometer Tiefe konnten die Deutschen ihren alten 
Besitz aus der Zeit vor dem 20. November wiedererringen. 
Auf dem nördlichen Angriffsflügel entrissen sie den Englän 
dern die Dörfer Eraincourt, Anneur, Cantaing und Noyelles, 
sie breiteten sich aber auch westwärts von Marcoing und südlich 
bis nach La Vacquerie mehrere Kilometer nach Westen aus. 
Die Siegesbeute wuchs auf 9000 Gefangene, 148 Geschütze 
und 716 Maschinengewehre. Wie überstürzt an vielen 
Stellen der englische Rückzug ausgeführt wurde, geht allein 
schon aus den großen Gefangenen- und Eeschützbeute- 
zahlen hervor. Bei ihrer teilweise hastigen Flucht ließ 
die englische Infanterie Lebensmittelvorräte und Liebes 
gabenpakete in großen Mengen in der Stellung zurück. 
Westlich von Villers-Euislain wurde von deutschen Sturm 
truppen ein unter Dampf stehender englischer Proviantzug 
erbeutet. Auf den Dächern seiner mit Lebensmitteln ge 
füllten Wagen, zu deren Vernichtung der Feind keine Zeit 
mehr gefunden hatte, wurden sofort Maschinengewehre auf 
gestellt und der fliehende Feind aus überhöhender Stel 
lung reihenweise niedergemacht (siehe Bild Seite 84/85). 
Auch der nächste Tag brachte den Deutschen eine Anzahl 
Einzelerfolge. Ein bis Marcoing keilförmig vorragender Rest 
der englischen Angriffstellung wurde genommen und eben 
so südlich von Eraincourt das Gehöft La Justice. Hier ge 
wannen die Deutschen auch am 7. Dezember erneut Boden, 
VW. Baub.. 
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