Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

tier mit sauberem Stroh auf dem Boden bekommt, ist man 
froh. Der Soldat freut sich, wenn er einen Winkel in der 
Scheune findet. Das sind die Strapazen des deutschen Sol¬ 
daten. Heute früh wieder alles auf den Beinen. Vorwärts — 
Kanonendonner, aber immer nur zur Deckung des russischen 
Rückzuges. Wetter tüchtig windig und kalt, aber ohne Regen 
heute. Die Oesterreicher sollen schon auf unserer Höhe sein. 
Waldgefechte. 
30. September 1914 
Wieder zwei Tage Gefecht, in dem unsere Kompagnie, zu¬ 
mal mein Zug als erster, eifrig tätig war. Ich stabe eine 
Stellung russischer Kosaken im Walde umgangen und ordent¬ 
lich aufgeräumt. Jeden Mittag werden wir in dem waldigen 
und stügeligen Gelände von Artillerieseuer überfallen. Die 
russischen Kanonen schießen nicht schlecht. Die Burschen haben 
ja auch gute Beobachtung und Unmengen von Reiterei. Es 
ist den Batterien kaum beizukommen, und hat man sie er¬ 
faßt, so reißen sie aus. Die einzige Methode ist forsches 
Draufgehen. Am 30. wurde ich 3 Stunden lang mit meinem 
Zug in einer Entfernung von etwa 600 Meter durch Ma¬ 
schinengewehre und Schützenfeuer toll beschossen. Wir lagen 
ganz offen, ohne im Walde etwas zu sehen. Einen Mann 
haben die Kerls nur getroffen, und dabei nicht mal in der 
Schützenlinie, sondern im zweiten Zuge, der hinter uns als 
Reserve stand. Einige russische Kompagnien können den Sol¬ 
daten nur ein Gewehr für drei Mann geben. Wir haben noch 
in der Nacht eine mit Drahtverhauen und Minen befestigte 
Stellung gestürmt und mit zwei Kompagnien zwei Batail¬ 
lone Infanterie herausgejagt. Heute morgen hatte ich mich 
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