Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

Gemälde mit eleganten Rittern und seidenumbauschten 
Frauen, Uhren, Porzellan, allerhand Kleinigkeiten in den 
abenteuerlichsten Formen des Barock. Ein Sammler könnte 
manch schönes Stück erwerben. 
Von einem solchen Städtchen zum anderen sagen wir hin¬ 
ter dem Rüsten her, der sich niemals fasten läßt, stets vorzieht, 
nur leere Schützengräben übrig zu lasten; das heißt, die Städt¬ 
chen sind nur seltene Lichtstellen in dem Quartierdaheim un¬ 
serer Märsche, zwischen ihnen liegt die unendliche Steppe, 
Sand, Sand und Kuffelwald, sogenannte Chausseen mit knie¬ 
tiefem Morast, durch den man sich langsam durchwinden muß, 
elende, kleine Dörfer mit windschiefen Katen, die wahrhaftig 
nur deshalb dort stehen bleiben, weil sie nicht wissen, nach 
welcher Seite sie fallen sollen. Da gibt es oft böse Nächte, 
wenn wir, dreißig Mann und mehr, in die kleine Stube nach 
regenschwerem Marschtage einquartiert werden, in der schon 
eine Familie von 8 bis IO Köpfen sitzt (4 darunter unter 
einem Jahr) und die „Luft", die sich in solch einem „Quar¬ 
tier" entwickelt, muß man kennen gelernt haben, beschreiben 
läßt sie sich nicht. Noch schlimmer aber als die Quartiere sind 
die Feldwachen, bei stockfinsterer Nacht und Rieselregen, in 
dunklem Forst. Die russischen Haupttruppen reißen überall 
aus, sind nie zu fassen, aber im Busch, in den Kusteln der 
Steppe schleicht der Kosak, und manches Kreuz mit der Pickel¬ 
haube darauf zeigt an der Marschstraße, daß hier ein braver 
Vorposten fern vom Vaterlande, von der Braut und Mutter 
den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist. — Schwer hat 
es in diesem unübersichtlichen Gelände auch unsere gute Ka¬ 
vallerie, die sa in allererster Reihe vorn in die feindlichen 
Stellungen hineinreitet. Kaum eine Patrouille ist vorgeritten, 
der es nicht um die Ohren geknattert ist. Wenn der Feind bes- 
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