Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

ber, daß die Russen gründlich sich von uns täuschen ließen bis 
zum l. September; dann aber sichere Nachricht erhielten, daß 
es nur eine Brigade war, die hier durch Russisch-Polen mar¬ 
schierte. Trotz großer Anstrengungen der russischen Truppen 
wäre es nicht möglich gewesen, uns zu fassen, und bei der rus¬ 
sischen Armee hätten wir den Beinamen die „Windbrigade" 
erhalten. Hier ist auch die erste Aufgabe der Posener Land¬ 
wehrbrigade beendet. Ein frischer Wagemut, eine geniale 
Führung, ein Draufgängertum, das die deutschen Truppen in 
dem ganzen Kriege so auszeichnet, tritt auch hier hervor. Aber 
unendliche Märsche, große Strapazen und Ausdauer waren 
zur Durchführung dieser Operation erforderlich. Sechzehn 
Marschtage hintereinander leistete die Truppe, dabei hatten 
wir keine Proviantkolonne, sondern waren auf Selbstverpfle¬ 
gung angewiesen. Der praktische Erfolg war, daß die Russen 
einen großen Teil ihrer Kräfte von Ostpreußen her uns ent¬ 
gegenstellten und nicht Zeit fanden, auf Posen zu marschieren. 
Wie sich die Brigade und mit ihr das ganze Landwehrkorps 
später im Marsch und Kampf bewährte, darüber werden spä¬ 
tere Geschichtsschreiber berichten. 
Von Thorn nach Alexandrowo. 
Wen in Friedenszeiten sein Weg von der eisenstarken 
Nordwarte des Deutschen Reiches ins zaristische Gefilde 
führte, den ergriff ein Bangen bereits, wenn er in Thorn den 
Zug nach dem Grenzort Alexandrowo bestieg. Als ob man im 
wüstesten Rußland selbst wäre. Jeder Wagen verraucht, 
Kisten und Kasten übereinander geworfen. Finster gingen die 
Blicke von einem zum anderen, als traute man einander 
nicht, und des Abends liefen matte, grelle Lichtschatten über 
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