Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

wie Fürsten: die Bevölkerung bildete Spalier. Hoch und 
Hurra erscholl allenthalben, und man bat und beschwor sie, 
die Preußen möchten doch dauernd hier bleiben. 
Eine eigentümliche Fügung, daß die Polen (denn die Be¬ 
wohnerschaft vonKalisch besteht fastganz aus Polen undIuden; 
russisch war nur das Militär und die Beamtenschaft, außer¬ 
dem ist ein kleiner Teil der wohlhabenden Bürgerschaft 
deutsch) nun die so gründlich gehaßten Preußen um Schutz 
anflehen mußten! Ich glaube, daß ein verständiger Pole sich 
im innersten Grunde trotz allen SchimpfenS auf das Preu¬ 
ßentum und die Knechtung unter ihm doch sagt: wenn wir 
nun schon einmal kein eigenes Reich haben können, so ist eS 
immer noch das kleinere Uebel, unter den verhaßten, ftammes- 
feindlichen Germanen in Recht, Ordnung, Bildung und Gesit¬ 
tung „geknechtet" zu leben, als unter der Herrschaft der sla¬ 
wischen Brüder aller Beamtenwillkür, schamloser Ausbeu¬ 
tung, Unsicherheit im Lande und beständiger Revolutionsge¬ 
fahr preisgegeben zu sein. 
Nun gab unsere Patrouille Nachricht und machte die preu¬ 
ßischen Eisenbahner mobil. Sonntag nachmittag rückten diese 
über die Grenze und besahen sich den Schaden, der an dem 
Bahndamm und somit auch an dem zwar schon auf russischem 
Gebiete gelegenen, aber noch uns gehörigen Gleise angerichtet 
worden war. Auf dem russischen Güterbahnhofe Schtschipiorno 
standen noch drei vollbeladcne preußische Güterzüge. Die galt 
es zu retten. Ein preußischer Regierungebaumeister war dabei 
und untersuchte den Bahndamm. Er fand, daß die Sprengun¬ 
gen der Unterführungen sehr schlecht ausgeführt worden waren, 
und daß der Schaden sich werde beheben lasten. Alle verfüg¬ 
baren Eisenbahner, Güterbodenarbeiter und andere wurden 
aufgeboten, die beschädigten Böschungen wieder aufgeschüt- 
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