Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

schaltenden Banditen. Weiter vor! Hinter Skalmierzyee 
senkt sich das Gelände in das Prosnatal hinab. Die Bahn 
geht deshalb die sechs Kilometer bis Kalisch auf immer höher 
werdendem Damm und hat wohl ein Dutzend Unterführungen 
und Durchläffe. Nun endlich eine Erklärung für das furcht¬ 
bare Dröhnen am Morgen: die Russen hatten die Durchlässe 
mit 16 Sprengschüffen zerstören wollen; so viel hatten die 
angstvollen Grenzbewohner zwischen 4 und 5 Uhr gehört. 
Weiter vor! Der Bahnhof Kalisch steht in Flammen. Die 
Russen hatten anscheinend nur die Güterschuppen und ihre 
eigenen Güterzüge in Brand gesteckt; die Banditen hatten 
dann mit dem Bahnhofsgebäude das gleiche getan. Der Bahn¬ 
hof ist sehr groß; die Feuerlinie soll zwei Kilometer lang ge¬ 
wesen sein. 
Nun nahen Leute aus Kalisch der Patrouille, sie treten mit 
der flehenden Bitte heran: die Preußen möchten doch zum 
Schutze der Bewohner in Kalisch einrücken. Morgens um 3 
Uhr sei Befehl gekommen, Kalisch zu verlassen und bis nach 
Lask (IO Meilen hinter der Grenze und 4 Meilen vor Lods) 
zurückzugehen; dort soll die Ausnahmestellung des russischen 
Heeres sein; vielleicht aber wolle man gar bis unter den 
Schutz der Warschauer Festungskanonen zurückgehen und erst 
von da einerseits auf Thorn, andererseits auf Oberschlesien 
vorstoßen; ein Angriff aus der mittleren Linie Lods —Ka¬ 
lisch-Ostrowo sei nun höchst unwahrscheinlich. Das Beste 
wäre es schon, wenn die Preußen herkämen und den Dop¬ 
peladler um einen Kopf verkleinerten, dann könne man sich 
wenigstens auf Ordnung, Sicherheit und Gerechtigkeit ver¬ 
lassen. Auch das Gefängnis sei von den Russen geöffnet wor¬ 
den; nicht nur die Soldaten, auch die sämtlichen Behörden 
mit allen Beamten hätten die Stadt verlassen, und viele Be- 
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