Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

Patriotismus und zeigt, daß die Herren eben nicht aus ihrer 
Haut heraus können. Mich hat das sehr schmerzlich berührt. 
In einer Zeit, wo der größte Teil deö Volkes die Strapazen 
und Gefahren des Krieges auf sich nimmt, die Notlage zu 
benutzen, um ja ihren Profit nicht zu schmälern, dies zu be¬ 
zeichnen, finde ich leider keine Worte. Mögen aber die Ar¬ 
beiter daraus lernen. Sie sehen daraus, welchen Feind sie 
nach dem Kriege immer noch zu bekämpfen haben. Mögen 
die, die zu Hause geblieben sind, dafür sorgen, daß diejeni¬ 
gen, denen das Glück hold ist, nach Haufe zurückzukehren, ihre 
Waffe, die Organisation, stark finden. Wie kleinlich müssen 
doch die Kameraden denken, die noch in Arbeit stehen, wenn 
sic glauben, jetzt während des Krieges keine Beiträge zah¬ 
len zu können. Wie froh wären da die russischen Arbeiter, 
wen» sie sich Gewerkschaften gründen könnten und hätten jetzt 
einigermaßen Schutz vor der allgemeinen Arbeitslosigkeit. 
Ich hoffe mit Dir, daß bald eine Wendung zum Besseren 
eintritt. Ich will für heute Schluß machen. Da ich hier sitzen 
muß und warten, bis wir Befehle bekommen, die ich nach 
meinem Truppenteile bringen muß und das schließlich die 
ganze Nacht dauern kann, will ich noch einen Bridf an meine 
Frau schreiben. Seit dem 25. September habe ich nichts 
mehr von zu Haufe gehört. Trotzdem ich mir schon bald die 
Finger wund geschrieben habe, erhalte ich keine Antwort. 
Da die Zeit da sein muß, wo meine Frau in die Wochen 
kommen muß, kannst Du Dir denken, in welcher Stimmung 
ich bin. Entweder kommen meine Briefe nicht an, oder es 
ist etwas passiert. Was soll man denken. Die Feldpost funk¬ 
tioniert miserabel. Es sind viel zu wenig Leute. Ganze Säcke 
bleiben irgendwo unsortiert liegen, bis mal wieder Zeit ist. 
So erhalte ich heute eine Karte von einem Freund, aufge- 
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