Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

Es wurde aber bald klar, daß zur Zeit eine Einnahme von 
Warschau außerhalb der Grenze der Möglichkeit lag. Den 
deutschen Kräften gegenüber entwickelte sich — von Nowo- 
georgijewsk her — eine vierfache gegnerische Ueberlegenheit. 
Diese wurde um so drückender, als die Einwirkung der öster¬ 
reichisch-ungarischen Armee gegen die linke Flanke des Feindes 
— die doch die Voraussetzung des Gelingens der kombinierten 
Bewegung war — wegen des hartnäckigen russischen Wider¬ 
standes am San nicht fühlbar werden konnte. In dieser schwie¬ 
rigen Lage reifte ein kühner Entschluß der deutschen Heer¬ 
führer. Alle Kräfte —auch die bei Iwangorod kämpfenden — 
sollten zu einem Angriff gegen die russischen Kräfte, die bei 
Warschau die Weichsel überschritten hatten, angesetzt werden. 
Den Schutz bei Iwangorod sollten verbündete Truppen über¬ 
nehmen. Es wurde zu diesem Zweck ein Angriffs- und ein 
Verteidigungsflügel gebildet. Letzterer bestand in einer star¬ 
ken Stellung in der Linie Rawa - Skernwizy, ersterer in 
dem Vormarsch der bei Iwangorod freigewordenen Heeres¬ 
teile, die, über die Piliza vordringend, die Russen von S. her 
angreifen follten. Der Verteidigungsflügel hielt gegenüber den 
ungestümen Angriffen der Russen stand, der Angriffsflügel 
konnte aber seine Aufgabe nicht erfüllen, da die zu seiner Ab¬ 
lösung bei Iwangorod bestimmten Kräfte dem Druck der 
feindlichen Uebermacht folgend, nach W. zurückzugehen ge¬ 
zwungen waren. Zugleich erfolgte von Skernwizy her ein 
starker Druck gegen den deutschen linken Flügel, der deshalb 
zurückgebogen werden mußte. Die Lage war gefahrvoll gewor¬ 
den. Die deutsche Heeresleitung war ihr aber gewachsen. Sie 
faßte den schweren Entschluß, angesichts der drei- bis vierfachen 
Uebermacht des Feindes die Operationsfront an Weichsel und 
San aufzugeben und sie bis Ende Oktober teils nach den 
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