Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

Nun will ich Dir kurz noch mein Kriegerleben schildern. 
Zunächst teile ich Dir mit, daß ich in der Kompagnie, aus¬ 
genommen den Hauptmann, der älteste bin. Von . . . 
bis . . . waren wir in Belgien und haben an dem Gefecht bei 
Andenne und an der Einnahme von Namur teilgenommen. 
Am . . . wurden wir verladen und nach dem Osten trans¬ 
portiert. Dortselbst nahmen wir unter Hindenburg an der 
großen Schlacht teil. Dann wurden wir an die rus- 
sisch-galizische Grenze transportiert. In Eilmärschen ging's 
auf die Festung Jwangorod los, wo wir uns augen¬ 
blicklich befinden. Unterwegs haben wir so recht die tieftrau¬ 
rigen Verhältnisse in Russisch-Polen kennen gelernt. Stra¬ 
ßen in unserem Sinne kennt man hier nicht. Man geht fast 
immer bis an die Knie im Schmutz, so daß unsere Trans¬ 
portkolonnen nur langsam vorwärts kommen können. Die 
Polen wohnen in elenden Strohhütten, aus Holz gebaut, 
durch die der Wind fegt. Die Leute haben fast durchweg nur 
einen Raum zur Verfügung, in welchem sie schlafen, kochen 
und wohnen. Dabei haben die meisten Polen 8 bis IO Kin¬ 
der. Außerdem sind als ständige Bewohner noch Wanzen und 
Flöhe zu zählen. Cs gibt wohl keinen Soldaten mehr, der 
sich nicht ständig kratzen muß; denn vor dem Ungeziefer ist 
keiner sicher, auch nicht die Offiziere. In solch einem Zimmer 
müssen wir dann auch noch gewöhnlich mit 10 Mann Quar¬ 
tier nehmen. Du kannst Dir hiernach die Situation vor¬ 
stellen. Am liebsten schlafen wir unter solchen Umständen 
natürlich in der Scheune. Wir haben an einigen Tagen schon 
strenge Kälte gehabt. Meistens ist das Wetter aber noch er¬ 
träglich, augenblicklich sogar ziemlich gut. Wenn der Frost 
aber einmal eintritt, dann soll es hier gleich hohe Tempera¬ 
turen geben. In den ersten vierzehn Tagen hatten wir Ge- 
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