Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

hall im Herzen gefunden, um ihn von neuem die Strapazen 
vor dem Feinde leichter tragen zu lassen. In dieser ernsten 
Stimmung ging jedem von uns die Erinnerung an das 
„Gott schütze dich" zu Herzen, welches uns unsere Angehöri¬ 
gen mit auf den Weg gegeben haben, und die Hoffnung und 
der Wunsch wurden besonders stark, die Seinen zu Hause 
gesund wiederzusehen. Beschlossen wurde der Gottesdienst 
durch das Lied: „Nun danket alle Gott." 
Als der Geistliche uns verlassen hatte, blieben die Kom¬ 
pagnien noch zurück. Unser Bataillonskommandeur richtete 
einige Worte an uns und erinnerte daran, daß der 18. Ok¬ 
tober ein besonderer Gedenktag für unser Regiment sei, da 
Kaiser Friedrich viele Jahre als Kronprinz Chef des Regi¬ 
mentes war. Die Ansprache gipfelte in der Aufforderung, in 
diesem Kriege, wie auch ferner, uns des ruhmreichen Regi¬ 
mentes würdig zu zeigen, was wir durch ein kräftiges drei¬ 
maliges Hoch auf den obersten Kriegsherrn beteuerten. In 
ernster, aber gehobener Stimmung gingen wir auseinander. 
In einem nahen Garten hatten inzwischen einige Leute 
der ersten Kompagnie für zwei Kameraden, die in der ver¬ 
gangenen Nacht auf einem Patrouillengange gefallen waren, 
die letzte Ruhestätte gegraben. Alle anwesenden Offiziere des 
Regiments und sämtliche Kameraden der Kompagnie erwie¬ 
sen den für das Vaterland Gefallenen die letzte Ehre. Die¬ 
ser Moment wird jedem von uns um so mehr in Erinnerung 
bleiben, als wir sonst beim Vorgehen im Gefechte unseren 
toten Kameraden diese Ehre nicht erweisen können, sondern 
es den dazu Berufenen überlassen müssen. 
Die ernste Stimmung, in der wir in das Quartier zu¬ 
rückkehrten, wurde durch die eingegangene Post aus der Hei¬ 
mat gehoben. Sie glauben gar nicht, wie inhaltsreich das 
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