Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

bei an 3000 Gefangene gemacht. Der nächste Tag verlief 
ruhig, es wurde gelebt wie ein Herrgott. ES wurden Kar¬ 
toffeln gekocht, denn Brot haben wir sehr selten. Etwas Fett 
haben wir auch noch aufgebracht, und da haben wir Brat¬ 
kartoffeln gemacht, das war eine Delikateste. Des Nachts 
wurden wir wieder alarmiert; es war ein feindliches Ar¬ 
meekorps von Norden im Anmarsch. Dagegen wurde unsere 
Division gesetzt; es war im Verhältnis sehr wenig, aber es 
waren vorläufig nicht mehr Truppen zur Verfügung. Wir 
marschierten <5 Stunden und kamen dann ins Gefecht. Es 
regnete schon den ganzen Tag, und die Wege waren teilweise 
1/2 Meter hoch mit Schlamm bedeckt, da ging es durch. 
Wir wurden gegen ein Dorf angesetzt, das die Rüsten stark 
verschanzt hatten. Vor uns lag ein ungepflügteS Land, unge¬ 
fähr 1000 Meter vom Dorf. Dort blieben wir liegen von 
10 Uhr morgens bis des Abends um Uhr und wurden 
von der russischen Artillerie stark beschossen. Wir waren über 
und über mit Matsch beschmiert. Um 6 Uhr wurde gestürmt. 
Die Russen zogen sich zurück in das Dorf und nahmen Stel¬ 
lung in den Häusern im Dunkeln mit Maschinengewehren. 
Die vordersten Häuser hatten sie in Brand gesteckt, so daß 
sie sehen konnten. Als wir kamen, wurden wir stark beschos¬ 
sen. Aber wir stürmten doch einige Gehöfte. Dabei bedienten 
sich die Russen folgender Gemeinheiten: Es kamen einzelne 
heraus und hoben die Hände hoch und taten, als wollten sie 
sich ergeben. Als wir dann rankamen, wurden wir mit Feuer 
empfangen, so daß viele von uns fielen. So stürmten wir 
auch ein Gehöft, in dem ein Maschinengewehr stand. Wir 
waren zu schwach und mußten uns dann decken. Ich ging mit 
noch einem in eine Scheune, die anderen sind gefallen. Dar¬ 
nach wurden wir von den Russen abgeschnitten, so daß wir 
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