Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

aufgehen sehen wird, und gut ist'S, daß der Spruch der 
Nornen nicht im voraus bekannt ist. Jeder hofft, und 
mancher wird betrogen. - Einem lieben Freund, der 
uns oft durch seinen schönen Gesang erfreut hat, Haben wir 
am 12. morgens zum Geburtstag gratuliert, er war am 
Abend nicht mehr, und keiner weiß, ob er gefangen ist, oder 
feine Gebeine einst in den Sümpfen der Weichsel modern 
werden. 
Nun muß ich schließen. Die Kanonen dröhnen den Abend¬ 
gesang, daß unsere alte Bude wackelt. Nur die Kameraden 
liegen dicht gedrängt und wehren im Schlaf den Flöhen und 
Wanzen. Alarm kann jeden Augenblick kommen. Ich habe 
nur wenig geschlafen, da mir dies vor Ungeziefer nicht mög¬ 
lich war. Es ist sehr viel Post verloren gegangen und zum 
Teil mit dem Automobil verbrannt. 
Gefangen und wieder befreit. 
Wir haben jetzt schwere 14 Tage hinter uns. Heute haben 
wir zum Glück Ruhetag. Es ist hier die Gegend bei Jwango- 
rod an der Weichsel. Hier tobt schon seit neun Tagen die 
Schlacht mit den Russen. Meine Erlebnisse sind ziemlich sel¬ 
ten und sehr toll. So will ich sie denn einigermaßen schil¬ 
dern. Von dem Ort, wo ich den letzten Brief schrieb, mar¬ 
schierten wir auf Jwangorod zu und gerieten des Abends in 
ein kleines Vorpostengefecht mit den Russen; es war ohne 
Bedeutung. Des Nachts pausierten wir unter einem Ziege¬ 
leischuppen. Am anderen Tage lagen wir noch zur Reserve 
und bauten Wege aus, damit unsere Bagage sowie unsere 
Artillerie herankommen konnten. Am Abend wurden wir 
alarmiert, und es wurde ein Dorf gestürmt. Es wurden da- 
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