Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

noch am Zaune zwei Gefallene liegen, die Gesichter mit Tü¬ 
chern verdeckt, und betrachte mir die hinter dem südlichen 
Teil des Gutes aufgestellte Formation der Fernsprechabtei¬ 
lung. Hier hatten fleißige Hände die Empfangsstation mit 
dem Turm für drahtlose Mitteilung noch am Abend vorher 
aufgebaut und den Dienst aufgenommen. Dieses Wunder¬ 
werk laste ich mir vom Diensttuer erklären, der mittels feines 
Tasters auf drahtlosem Wege viele Meilen weit Befehle und 
Mitteilungen den anderen Korps übermitteln und ebenso von 
diesen empfangen kann. Staunend folgte ich mit gespannter 
Aufmerksamkeit seinen äußerst intereffanten Erklärungen, als 
mir plötzlich mit lächelnder Miene der Hörer hingehalten 
wird, den ich sofort ans Ohr lege und nun verschiedene Zei¬ 
chen deutlich vernehme. Es sind Mitteilungen — der Rus¬ 
sen-, die der Apparat aufgefangen hat, die mir jedoch unver¬ 
ständlich bleiben, da mir der Schlüssel zu den Geheimzeichen 
unbekannt ist. Aufs höchste von dem Gesehenen befriedigt, 
nehme ich von der drahtlosen Station Abschied und komme 
gerade zu der feierlichen Bestattung der vorhin erwähnten ge¬ 
fallenen Helden, die nebeneinander in das sauber geschaufelte 
Grab behutsam gelegt werden. Entblößten Hauptes spreche 
ich mit allen den umstehenden Soldaten inbrünstig das Va¬ 
terunser mit, und langsam schließt sich Scholle über Scholle 
über diesen Helden. Ein einfacher Hügel, von den Kameraden 
mit liebender Hand geschmückt, und ein schlichtes Holzkreuz 
mit den Namen künden die Stelle, wo zwei deutsche tapfere 
Krieger den Tod fürs Vaterland erlitten. Nachdem die er¬ 
greifende Feier beendet, wende ich mich, mit ernsten Gedan¬ 
ken erfüllt, unserem Parkplatz wieder zu. War der Donner 
der Geschütze während der Nacht ab und zu verstummt, so 
war im Laufe des anbrechenden Morgens die Schlacht wie- 
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