Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

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Millionen sind als bisherige Verluste abzuziehen. Immerhin 
bleiben fiir die verschiedenen Kriegsschauplätze noch starke 
Massen übrig, die nur durch Hekatomben von Leichen all¬ 
mählich gelichtet werden können. Dies haben die Monate 
seit Beginn des Kriegs fahr es 1915 in wünschenswerter Weise 
gezeigt. Im September vorigen Jahres war die russische 
Zahlenübermacht aber so groß, daß der Vergleich ihres stra¬ 
tegischen Angriffs mit einer Dampfwalze berechtigt erschien. 
Diese nicht allein aufzuhalten, sondern zum Rücklauf zu 
zwingen, ist neben der heroischen Tapferkeit der Truppen der 
geistigen Ueberlegenheit der deutschen Feldherrn — in erster 
Linie des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg — zu dan¬ 
ken. Nach dem Rezept des großen Kriegsphilosophen v. Clau- 
sewitz und Napoleons I. wußte er an den geeigneten Stellen 
des Kriegsschauplatzes, trotz geringerer eigener Machtmittel, 
mehr Menschen und Kanonen einzusetzen wie der Gegner. 
Dies konnte nur geschehen durch ein meisterhaftes Operieren 
auf den inneren Linien. Dieses war wiederum bedingt durch 
die Leistungsfähigkeit der deutschen und österreichisch-ungari¬ 
schen Eisenbahnen. Feldmarschall v. Hindenburg sagte des¬ 
halb im Ernst, „einer seiner treuesten Alliierten seien die 
Eisenbahnschaffner gewesen" — womit er natürlich die ganze 
Organisation des Eisenbahnbetriebes meinte. Wie oft diese 
gestattet hat, ganze Armeen im Fluge und unbemerkt vom 
Feinde von einem Kriegsschauplatz zum anderen zu versetzen, 
das wird erst die Zeit nach dem Kriege offenbaren. Dann 
wird die Welt staunen. Diese Schnelligkeit des Truppen¬ 
transports gestattete aber auch das Ansetzen der Heere gegen 
die strategische und taktische Flanke des Feindes. Ihr Ein¬ 
drücken war meist der ausschlaggebende Faktor zum Siege - 
eine glänzende Rechtfertigung der deutschen Vorschriften, 
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