Volltext: Historische Daten und Sagen über Kirchen, Klöster und Burgen im politischen Bezirke Perg

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die ihr in der Gruft au Altenburg neben meinem Vater beisetzen lassen 
wollet. Der Allmächtige 'sprach ein hartes aber gerechtes TMeil gegen 
mich aus. Ich bin tot und doch kann ich keine Ruhe finden- Im Toten- 
gewölbe, dessen Riegel nach meiner Beerdigung niemand mehr wird 
öffnen können, bleibe ich sitzen und lese Psalmen. So harre h meiner 
Erlösung, die aber nie kommen wird." 
„Nie!" rief schmerzlich die Mutter im Traume. 
„So gut als nie. Die einzige Hoffnung auf Gottes- Barmherzigkeit 
wird mir bleiben. Eberhard, der den Yater erschlug, wird or die Türe 
meiner Gruft zu stehen kommen." 
Der Traum verblich* Einige Tage darauf brachte man den Leich¬ 
nam. Die Mutter tat, wie ihr das Traumbild geheissen und snemh las 
Totengewölbe. Auch ließ sie vor demselben täglich eine To Hainen ^en* 
Mehrere Jahre nachher kamen Eberhards Reisige, die mit ihrem 
Herrn nach Palästina gezogen waren und brachten dessen Gebeine. 'HJr 
hatte bei seinem Tode den Wunsch ausgesprochen, an der Seite lel- 
haids bestattet zu werden. Des leichteren Transportes vegm l; 'in 
griechischer Arzt den Leichnam skelettisiert. Als die treuen K lie 
Hiegel des Totengewölbes nicht zu öffnen vermochten, stellen las 
Skelett neben die Eingangstüre. 
Der Abt von Baumgärtenberg, welcher diese Logende ch 
aufbewahrt hat, versichert, daß er die von der edlen Witwe von J >11 
auf Altenburg gestiftete Totenmesse alljärlich durch lh Jahre >st 
gelesen habe. Er bemerkt dabei, daß sich jedesmal beim h nfan;. er 
heil. Zeremonien die Türe der Gruft auftat und mit dem Jte nri -t" 
wieder schloß. Ferner habe stets bei der Oeffnung des Gewölbes is 
Skelett sich gewendet und hineingesehen. 
Es war an einem Februarabende des Jahres '600, als ; er 
Schenke zu Altenburg mehrere Bauern saßen und froh! s an 
trank., bis die Turmuhr Mitternacht schlug und scbwat&te ad 
jenes und dabei kam auch die Rede auf das Skelett in ;u !le 
der Gruft, Im frevelnden Uebermute erbot sich die Magv: 'S, 
Katharina mit Namen, das Skelett für einen Thaler In die Sin zu 
tragen. Man zweifelte an ihem Mute. Katharina aber eilte fort und ra 
alsbald mit dem Skelette, welches sie an den Tisch 1: *n 
Bauern setzte. Als sie es aber sodann wieder auf dem Rücken sg 
und an den alten Platz stellen wollte, konnte sie es rüehi iiiHü b- 
bringen. Sie versuchte ihre ganze Kraft, aber es gieng r h h Ii u 
das Skelett plötzlich zu reden und sprach: „Du wirst menior ■}, 
ehe Du nicht meine Bitte erfüllst. Gehe in die Grnft der E-.V i 
Capell. Dort wirst Du auf der rechten Seite eine in Trauer e 
Dame sitzen sehen, welche in einer Bibel liest. Diese n:Ue ■ -h 
um Verzeihung. Willst Du?" 
Zitternd versprach Katharina die Bitte zu erfüllen, vom <.b 
Skelett sie los ließ. Katharina gieng in die Gruft und sali wirV ,e 
in Trauer gekleidete Dame sitzen, vor der sie niederkniet* nn 1 
für das Gerippe draußen um Verzeihung bat. Die Dame < ö| 
traurig den Kopf und winkte ihr fortzugehen. Kathar» i 
die Halle gehen, aber das Skelett hielt sie auf. Sie m ßtß s 
zur Dame gehen und bat noch flehentlicher um Verzeihu u 
des Gerippes. Abermals keinErfolg. Da mußte sie zum.dri« i. 
Als die Dame abermals verneinend den Kopf neigte, da a 
außer sich: „Wenn Du schon um meinetwillen nicht verzeihen. ^ o 
tue es doch um des armen Geschöpfes willen, das ich n re. i 
trage." Da schloß die Dame das Buch, in welchem sie g q 
freudig bejahend und verschwand, indem sie dem Mädchen 1 
dankend zuwinkte. 
Katharina lief aus dem Gewölbe und sah noch, wi u 
in Staub zusammen stürzte. Noch dieselbe Nacht kam < na
	        
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