Volltext: Historische Daten und Sagen über Kirchen, Klöster und Burgen im politischen Bezirke Perg

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fallen. Schon der Edle Johann von Capellen und seine gottes- 
fürchtige Gattin Kunigunde, Besitzer von Pulgarn und Windegg, 
stifteten zur Heinrichskirche tägliche heil. Frühmessen und zwei 
Zehentholden, sowie den Grundzins vom naheliegenden Zöchgarten, 
um dessen Besitz später viel gestritten wurde. Durch Lasla 
Pragers Vermittlung kamen 1494 drei Karmelitermönche nach 
Mauthausen. Diesen gab Prager eigenmächtig die Heinrichskirche 
samt allen Giebigkeiten und Diensten gegen alle Vorstellungen 
des Marktgerichtes und des Stiftes St, Florian. Diese Mönche bauten 
sich an die Kirche ein Kloster, welches gegenwärtig in das Kir¬ 
chenschiff verwandelt ist. Den Bemühungen des Marktgerichtes 
und des Propstes von St. Florian gelang es, mit Hilfe des Ordi¬ 
nariates zu Passau 1501, sie zu vertreiben. Von 1500 — 1616 wurde 
diese Kirche häufig als Bethaus für die Lutheraner des Marktes 
verwendet. Vom Markte wurden öfters Pastoren aufgenommen, 
die in dieser Kirche ihre Predigten und ihren Gottesdienst hielten. 
1616 ist sie und ihr Friedhof wieder katholisch neu geweiht worden. 
Die Sage von der Entstehung der Heinrichskirche. 
Ein gottesfürchtiger Bauer, namens Heinrich (Michel zu Hinter¬ 
berg), Besitzer des Heinrichshofes (das Poschacher'sche Bauernhaus 
nächst dem Bahnhofe) lag schwer krank im Bette. Da überkam ihm 
das Gelüste nach Kirschen, und er ließ seinen Knecht holen. Diesem 
befahl er hinauszugehen in die Nähe der Quelle (Heinrichsbrunnen), 
um von dem dort stehenden Kirschbaume Früchte zu holen. Der Knecht 
beschwichtigte seinen Herrn in der Meinung, daß er phantasiere, mit 
den Worten: „Aber Herr wir haben ja eine andere Zeit; zu Weih¬ 
nachten gibt er keine Kirschen." Der Bauer bestand auf seinem Willen 
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und gab dem Knechte auch den Bat, vor jenem Baume andächtig zu 
beten. Der Knecht tat, wie ihm befohlen, und der Baum hing dar¬ 
nach voll der schönsten Kirschen, von denen er nur einige schnell seinem 
Herrn brachte. Der Knecht, auch auf sich bedacht, wollte nun die 
günstige Gelegenheit, um diese Zeit Kirschen essen zu können, benützen 
und ging wieder hinaus um sich die übrigen zu holen. Er fand jedoch 
den Baum wieder im Winterkleide. Vor seinem Sterben hatte der Bauer 
testamentarisch festgesetzt, daß man seinen Leichnam von einem Ochsen¬ 
gespann nach dem Markte führen lasse; wo die Ochsen zum ersteumale 
rasten würden, dort möge von seinem Vermögen eine Kirche erbaut 
werden. So soll die Heinrichskirche entstanden sein, 
Diese Kirche führt nach einer anderen Angabe auch den Namen 
„Kirche zu Maria Trost", so benannt nach einem in derselben befind¬ 
lichen Gnadenbilde, welches von einem Fischer in der Enns aufgefischt 
wurde und von Gräfin Cavriani von Pragstein 1694 aufgestellt wurde, 
wobei sich wunderbare Vorgänge ereignet haben sollen. 
Überhaupt sind die einzelnen Örtlichkeiten in Heinrichsbrunn 
in ein ganzes Sagengewebe verflochten. So soll in der Quelle vor lan¬ 
ger Zeit ein schwarzer Fisch sich aufgehalten haben; so lange sich der¬ 
selbe darinnen befand, wurde dem Wasser allgemein eine Heilkraft 
gegen das Fieber zugeschrieben. 
Die Sage von der Entstehung der Kapelle zum grünen Baum. 
Ein aus Holz geschnitztes Muttergottesbild sei auf der Donau 
herabgeschwommen - so wird erzählt — und von einem Fischerknaben
	        
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