Volltext: Historische Daten und Sagen über Kirchen, Klöster und Burgen im politischen Bezirke Perg

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jedermann wünschte ihm im Stillen für so viel Starkmut und Ausdauer 
das beste Gedeihen. Die Mehrzahl der Anwesenden lag auf den Knieen, 
innig für das Gelingen des schrecklichen Wagnisses zum Himmel flehend! 
Zwei volle Sorgenstunden waren in bänglichster Erwartung ver¬ 
flossen; siehe, da erhob sich Melchior Isenflamm vom Platze, schwenkte 
die gedoppelten Schuhe in der Luft und schrie: „Ich bin zu Ende! 
Meine Aufgabe ist gelöst — Gott sei gepriesen immerdar!" 
Glücklich legte er den Rückweg auf dem Felsengrate zurück, 
donnernde Jubelrufe aus tausend Kehlen durchbrausten die Gegend und 
gerade schickte er sich an den sicheren Weg bei dem Gemäuer der 
Veste zu betreten, da verließen ihn die Kräfte und er wäre im letzten 
Augenblicke hinabgestürzt, wenn nicht der Gaugraf selbst mit starker 
Hand ihn erfaßt und zurückgerissen hätte. 
Nun aber war des Jauchzens und Glückwünschens und des Drän¬ 
gens um den Geretteten kein Ende; man hob ihn, da er besinnungslos 
auf der Erde lag, fürsorglich auf, labte ihn, als die Lebensgeister wieder 
erwachten, mit einem Becher edlen Weines und trug ihn im festlichen 
Zuge nach dem Städtlein zurück, seines Lobes über sein Wagestück 
nun eben so voll, als früher des Tadels über sein Vergehen. 
Welch' weise Reden fürder noch der Graf auf dem Stadtplatze 
in Grein gehalten und wie er späterhin den Schuster mit absonderlicher 
Huld behandelt, wollen wir dem Leser nicht weiter berichten; nur möge 
er wissen, daß Meister Isenflamm nachmals ein wackeres Mädchen als 
Hausehre heimgeführt und mit ihr in ersprießlichem Wohlstände ohne 
Anfechtungen hochmütiger Liebesgrillen gelebt hat. „Der Wirbelschus¬ 
ter von Grein" — dieser Name blieb ihm als Andenken seiner innig¬ 
lichen Leidensgeschichte — hatte Zulauf von Nah und Fern, was ihn 
immerhin mit jener schrecklichen Rückerinnerung versöhnen konnte. 
Neben dem Wirbel ragen auf einem niedern Felsen die Rui¬ 
nen des Schlosses Hausstein empor. Die Burg dürfte zur Zeit 
der Böhmeneinfälle 1476 im Kampfe der österreichischen Adeligen 
unter Anführung des Bernhard von Scherfenberg gegen die Böhmen 
bei Grein, oder 1487, als die Ungarn unter Mathias Corvinus 
Klamm belagerten, zerstört worden sein. Der Marstall befand sich 
im jetzigen Bräuliause zu St. Nikola, und so bildete das Schloß 
mit St. Nikola ein vollständiges Gut. 
7. Pabneukirchen. 
Der Ort erscheint urkundlich 1147, war anfänglich eine dem 
Stifte Waldhausen übergebene Pfarre, 1406 dem heil. Geistorden 
zu Pulgarn einverleibt. 1492 kam der Zehent von Pabneukirchen 
von dem Herrn von Lichtenstein als ein Lehen an die dortige 
Pfarre. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts besaßen es die Prue- 
schenk. Die Kirche ist die schönste gotische Kirche im Mühlviertel. 
Die Sage vom Hochbuchberg und flmeisenberg. 
In der Nähe befindet sich der Hochbuchberg. Die häufig sich 
findende Sage, daß in manchem Berge ein unterirdischer See verborgen 
sei und die offenbar mit den naiven geologischen Anschauungen der
	        
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