Volltext: Historische Daten und Sagen über Kirchen, Klöster und Burgen im politischen Bezirke Perg

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welche m einem Hüttlein in der Nähe von Grein hauste, in Anspruch 
zu nehmen und bewog sie durch Geschenke und Versprechungen, ihm 
durch Zaubertränke .und andere Mittel Beistand zn leisten, welche durch 
ei."e, Hausmagd des Katmeisters, die er gleichfalls durch Geschenke 
willianrig gemacht hatte, dem ahnungslosen Fräulein, Mechthildis mit 
JNamen, beigebracht wurden. 
i r ,1 D ^ Fräulein erkrankte aber wenige Tage darauf also gefährlich, 1 
!r äer/atf> der Ratmeister, über die Maßen in Angst geriet und 
die Heilkundigen von weit und breit beschickte, um seinen Augapfel, 
Sei^ ^1D^Jges zu retten. Die Rettung gelang nach harter Mühe 
und die Nachforschungen entdeckten alsbald den abscheulichen Anschlag. 
x ra er&rimmt.e Ratmeister schritt unverzüglich bei dem ehrsamen 
Kate der Stadt Grein um Abhilfe sotaner Unbill und um gerechten 
Spruch wider die Schuldigen ein. \ 
Isenflamm wurde in Haft genommen und seine Helfershelferin, 
weiche landesflüchtig wurde, in contumaciam zu Folter und Scheiter¬ 
haufen verurteilt. Dasselbe Urteil sollte an dem verbrecherischen Schu¬ 
ster vollzogen werden. 
Der entscheidende Tag war gekommen. 
Im Büßerhemde, barfuß und barhaupt, mit einer brennenden 
Kerze in der gebundenen Hand, wankte der Delinquent mehr tot als 
lebendig zwischen der Scharwache der Stadt einher zur Pforte der 
Kirche, wo er Buße tun mußte und den Segen der Lossprechung erhielt. 
Darauf setzte sich der Zug in Bewegung und hinaus gieng es 
der Donau zu, wo der Platz zur Errichtung des Scheiterhaufens be¬ 
stimmt worden war. Der unglückliche Schuster bot ein Bild der Zer¬ 
knirschung, das niemand ohne Grauen und Rührung anschauen konnte. 
Viele Tränen wurden vergossen, zumal sollen, wie der Chronist erzählt, 
die heiratslustigen Jungfrauen in den Dreissigen ganz ungebührlich 
geheult haben über das schmähliche Ende eines vordem so rührigen 
Junggesellen; denn die Sage geht, daß schon dazumal der heiratslusti¬ 
gen Mannsleute kein Uberfluß gewesen sei. 
Schon bog der Zug um die letzte Felsenkante zum Richtplatze, 
wo der Holzstoß geschichtet stand, der Scherge mit dem lodernden 
Brande bereit, ihn anzustecken; schon befestigten die Henker den De¬ 
linquenten an den Pfahl und der Wind trug den warmen Hauch der 
Fackel an seine Wange; schon stimmte man das Gebet für den Sterben¬ 
den an und der Anbrenner trat mit dem flammenden Holzscheite vor¬ 
wärts; schon erhob der Commissarius die Hand, um das Zeichen zum 
Beginne der Exekution zu geben — da erscholl Pferdegetrabe und ein 
stolzer Reiter sprengte entlang des Ufers dem Richtplatze zu und 
hemmte durch ein donnerndes „Halt!" den Vollzug des Todesurteils. 
„Der Gaugraf! Der Gaugraf!" tönte es von tausend Lippen, 
die Barrette flogen von den Köpfen und ehrerbietig ward Bahn gemacht 
für den hohen, ob seiner Leutseligkeit allbeliebten Herrn, welcher eine 
Zeitlang außer Land gewesen mit dem Herrbanne des Kaisers und nun 
unvermutet zurückgekehrt war. 
In kurzen Worten berichtete einer der Commissarien, was vorge- 1 
fallen war und schloß mit der Bitte, daß es dem erlauchten Herrn ge¬ 
fallen möge, dem Rechte seinen Lauf zu lassen. 
„Er hat mein Antlitz geschaut", erwiderte der Gaugraf, „und ist 
dadurch dem Arme des Henkers entzogen. Das schönste Recht der 
Fürsten, Gnade zu üben, soll mir nicht beim ersten Schritte auf heimi¬ 
schen Boden verkümmert werden. 
Dieser arme Mann hat übrigens, Ihr guten Leute, sich minder 
als ein böser, denn als ein törichter Mann gezeigt; denn nur einem Toren 
kann es beikommen, der Kraft eitler Zaubermittel Glauben beizumessen. 
Allerdings ist mein Bedünken, daß sotaner Übeltäter des Todes 
schuldig sei, weil leicht sein Verbrechen den Tod des Jungfräuleins
	        
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