Volltext: Historische Daten und Sagen über Kirchen, Klöster und Burgen im politischen Bezirke Perg

mm 
19 
Furchtsam hefteten die Schiffer ihre Blicke auf dasselbe, und em leiser 
Ruf des Entsetzens drang aus ihrem Munde. Sie sahen neben_ 
Kreuze den grauen Mönch (das graue Manderl genannte. Das Gespenst 
winkte den Erschrockenen wiederholt mit der Hand Der Schiffsfuhrer 
die Gefahren des schon sehr nahen Strudels fürchtend, eilte sogleich 
zum Kaiser und bat ihn, ans Land fahren zu dürfen, das nahe Grein- 
bnrg könne dem Kaiser zur Nachtruhe dienen. Nach eindringlicher Bitte 
stiel der Kaiser ans Land. Großer Jubel herrschte im Schloße, wo 
eben große Gesellschaft edler Ritter und schöner Frauen versammelt 
war, über die Ehre, den geliebten Landesvater beheroergen zu u) . 
Der Schloßherr bewirtete den hohen Gast aufs beste und die Becner 
kreisten in der heiteren Tafelrunde. Schon schlug die eilfte Stunde, un 
des Vergnügens schien kein Ende. Da flog die Türe auf un \on ni 
mand als vom Kaiser gesehen, wankte der graue Mönch m den baai. 
Er hob seine Rechte hoch empor, in der Linken^ hielt er ein Äreuz, 
schwarz und weiß, und auf dem Haupte trug er einen Totenkranz. Jim 
graues Gewand deckte seinen Körper, und seine gelben Sandalen Kn - 
sterten geisterhaft auf der Diele des Saales. Die hohlen Augen e 
sich auf Maximilian. Der Mönch winkte dem Kaiser, als solle er mm 
folgen. Ein kalter Schauer überlief Maximilian, noch war er unschlüssig, 
dem Geiste Folge zu leisten. Aber eine dunkle Ahnung hieß den Kaiser, 
dem Mönche näher zu kommen. Dieser führte ihn zur Türe hinaus 
und schlug dieselbe so heftig zu, daß das ganze Gebäude erzitterte. 
Kaum war der Kaiser aus der Halle getreten, so hörte er ein Getose 
und Jammergeächze, und in diesem Augenblicke ^ war der Monc ver 
schwanden. Der Saal war eingestürzt, und die meisten der Anwesenden 
lagen unter Schutt und Trümmer begraben. — Da sich also nach die¬ 
ser Sage die Begebenheit nicht in Werfenstein, sondern in Greinburg 
zutrug, so hat die Sage auch den Namen: „Der Klosterbruder zu Grein- 
burg". 
Die Sage von der Entstehung des Halterkreuzes. 
In dem Häuschen Nr. 152 bei der Überfuhr über den Schwall 
wohnte vor vielen, vielen Jahren der Halter (Hirte) der Stadt Grein. 
Dieser hütete einmal bei Hochwasser in der Näbe des Schwalles das 
Vieh. Während dieses weidete, suchte er das auf der Donau schwimmen¬ 
de Holz aufzufangen, um sich so für den Winter damit zu versorgen Da 
kam ein langer Baum daher geronnen. Der Halter fieng denselben auf, 
zog ihn ans Ufer und wollte ihn anheften. Der Baum wurde aber los¬ 
gerissen und schleuderte den Halter ins Wasser. Dieser faßte noch 
rechtzeitig den Baum und trieb mit demselben im Schwalle umher. In 
seiner Angst machte der Halter das Gelöbnis, wenn er gerettet werde, 
am Ufer ein Kreuz zu errichten. Da trieb die Strömung den Baum so 
nahe ans Ufer, daß der Halter den herabhängenden Ast eines Baumes 
erreichen konnte und so glücklich gerettet wurde. Der Halter hielt 
sein Gelöbnis und seit der Zeit steht dort das sogenannte Halterkreuz. 
Die Sage vom Schusterstein. 
(Entnommen aus „Illustr. Führer v. Grein u. Umgebung" v, L. Oommenda.) 
Der Felsen, auf dem dio Ruine Werfenstein steht, zeigt gegen 
die Donau zu in schwindelnder Höhe einen die heutige Straße über¬ 
ragenden Vorsprung, Schusterstein genannt und erzählt die Sage hier¬ 
über folgendes: 
In Grein lebte einst ein Schuster, namens Isenflamm, welcher 
zu des Ratmeisters holdem Töchterlein in heißer, aber aussichtsloser 
Liebe entbrannte. In seiner Herzenspein verfiel der unglückliche Lieb¬ 
haber auf den Gedanken, die Hilfe eines als Hexe verschrienen Weibes,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.