Volltext: Gemeinde Lichtenberg

10 
des Passauer Bischofs Ulrich dem heiligen Stephan (dem Kirchenpatron in Passau) übergeben 
hat 
Nach altem Brauch beanspruchten alle, die ein Kloster oder eine Kirche gründeten und für 
deren Weiterbestand Vorsorge trafen, auch ihren Einfluss darauf, ja sie betrachteten diese 
Stiftung beinahe als ihr Eigentum, als ihre Eigenkirche. Es entspricht etwa dem Grundsatz: 
wer das Geld hergibt, schafft an. Daher ist es nicht zu verwundern, dass sich auch die Familie 
der Wilheringer das Recht zugestehen ließ, den Geistlichen auszusuchen, den sie als Pfarrer 
für Gramastetten geeignet glaubten. Sie erhielten, wie der kirchenrechtliche Ausdruck lautet, 
das Patronatsrecht über die Pfarre. Damit aber bei der Pfarrbesetzung die kirchliche Behörde 
nicht ganz ausgeschlossen sei, musste der ausersehene Priester dem Passauer Bischof in 
Vorschlag gebracht werden und besaß erst dann die Pfarrechte, wenn er vom Bischof 
eingesetzt war. Für den Fall, dass die Wilheringer Familie sich um keinen Pfarrer umsah, 
konnte der Bischof selbständig einen tauglichen Geistlichen anstellen. Es vergingen noch 130 
Jahre, bis Gramastetten eine Klosterpfarre wurde, das Stift Wilhering also das Patronatsrecht 
übernahm. 
Die neue Pfarre umspannte eine ausgiebige Fläche. Die Grenze, deren Verlauf die 
Gründungsurkunde angibt, begann an der Quelle der kleinen Rodl nördlich von St. Veit, 
erstreckte sich längs dieses Baches bis zu seiner Einmündung in die Große Rodl bei 
Rottenegg, ging um die jetzigen Pfarren Walding und Ottensheim so herum, dass Walding 
ausgeschlossen, Ottensheim einbezogen wurde. Zwischen Rottenegg und der Donau bei 
Ottensheim sind als richtungzeigende Örtlichkeiten eine Chozanwiese und Pertinolsberg 
genannt, deren Lage noch niemand sicher festgestellt hat. Die Donau von Ottensheim bis zur 
Mündung des sogenannten Sagbaches, beiläufig in der Mitte zwischen den jetzigen 
Eisenbahnhaltestellen Dürnberg und Puchenau, bezeichnete den Südrand der neuen Pfarre. 
Der Sagbach wird schon 827 als Grenze für Puchenau festgestellt und ist bis heute Grenzbach 
geblieben. Gleichsam in Anlehnung an die vor beinahe 300 Jahren geschehene 
Grenzbestimmung für Puchenau heißt es nun in der Gramastettener Urkunde: „Über den Berg 
gegen Osten hin zum Haselbach.“ Dieser Berg könnte die Koglerau oder der Pöstlingberg 
sein. Jedenfalls führt auch hier die Grenze im Bogen um Puchenau und Urfahr herum. Der 
Haselbach mündet bei Steg in die Donau. Hier reichte die Pfarre Gramastetten wieder an die 
Donau, denn es sagt die Urkunde ausdrücklich: „Vom Donauufer nach Norden bis zum 
böhmischen Grenzgebiet“, das heißt, im Haselgraben aufwärts und beiläufig in der bisherigen 
Nordrichtung zwischen Hellmonsedt und Zwettl weiter. Diese letztere Ungenauigkeit und der 
Umstand, dass überhaupt die Nordseite des großen Viereckes nicht angegeben ist, findet die 
Erklärung in der Annahme, dass diese Gegenden, die Hochfläche von Leonfelden 
ausgenommen, noch Waldgebiet waren, in dem es überhaupt wenig Namen gab. Erst die 
späteren Rodungen führten wahrscheinlich zur sorgfältigeren Abgrenzung gegenüber 
Hellmonsedt, Schenkenfelden, St. Stephan und Helfenberg. Die politische Grenze gegen 
Böhmen wurde auch Pfarrgrenze. 
Von der ausgedehnten Pfarre Gramastetten wurden in den folgenden Jahrhunderten 
Ottensheim, Oberneukirchen, Zwettl, Leonfelden und Oberweissenbach abgetrennt. 1734 
wurde an die neue Pfarre St. Gotthard 20 Häuser von Rottenegg, Hofberg und Mairleiten 
abgetreten. Die größten Veränderungen ereigneten sich seit der Zeit Kaiser Josefs II., indem 
Teile der alten Mutterpfarre an Pöstlingberg, Waxenberg und Herzogsdorf fielen. 
Die Herren von Wilhering übernahmen mit dem Patronatsrecht auch die Pflicht, für den 
Weiterbestand der Kirche und für den Lebensunterhalt der Pfarrer in Gramastetten zu sorgen. 
Die Kirche von Gramastetten war 1110 schon soweit fertig, dass sie am 18. September d. J. 
durch Bischof Ulrich von Passau eingeweiht werden konnte. Schon diese erste Kirche war hl.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.