Volltext: Gemeinde Lichtenberg

3 
Stücke konnten auch von wandernden Urbewohnern verloren oder liegen gelassen worden 
sein; eine dauernde Besiedlung bewiesen sie noch nicht. 
Erst ausgiebigere Funde in der Pfarre Gramastetten lassen mit Sicherheit erschließen, dass 
hier schon vor 4000 Jahren Menschen wohnten. 
Nahe der Vereinigung der Großen und kleinen Rodl in dem Winkel zwischen beiden Bächen 
liegt die Ortschaft Limberg, Gemeinde Gramastetten. Dem Besitzer Deßl des Hauses Nr. 13, 
Schmalzkochbauer genannt, und dessen Söhnen fiel es schon seit Jahrzehnten auf, dass bei 
den Feldarbeiten merkwürdig geformte glatte Steine zum Vorschein kamen. Die Steine 
wurden aufbewahrt, manchen Besuchern gezeigt, etwa um 1908 auch dem Verfasser dieses 
Geschichtsbeitrages, und dieser erkannte sie als Erzeugnisse der Steinzeit. Nun war man noch 
achtsamer und entdeckte fernerhin so manches Stück, sogar unter den sogenannten 
Klaubsteinen die aus den Kleefeldern weggetragen worden waren. Es stellte sich weiters 
heraus, dass auch der Nachbar Großklammer einen seltsam gestalteten faustgroßen Stein 
aufbewahre. Es war eine Art Schleuderstein, um dessen Mitte eine rinne eingesägt war, so 
dass er an einem Riemen angebunden werden konnte. Als in einer Burschenversammlung zu 
Gramastetten ein Vortrag über die Steinzeit gehalten und auch die Fundstücke gezeigt 
wurden, achtete man auch anderwärts auf derartige Gebilde und wirklich wurde einige Zeit 
danach eine beim Durstberger in Hamberg gefundene Flachaxt in der Schule abgegeben. Der 
Lehrer zeigte sie den Kindern, deren eines bald darauf ebenfalls eine Flachaxt brachte, die 
von der Mühledt, Ortschaft Aschlberg, stammte. Solche Äxte könnten mit einem großen 
dicken Stemmeisen verglichen werden, sie sind nicht durchlöchert, sondern wurden im 
rechten Winkel mit Tiersehnen oder Baumbast an einen Griff gebunden. Zu den Limberger 
Funden gehört eine Lochaxt, die zum Hineinstecken des Stieles glatt durchbohrt ist und einer 
jetzigen dicken, schmalen Axt gleicht. Ohne Metallmeißel war das Durchbohren eine 
mühselige zeitraubende Arbeit: auf die Bohrstelle wurde nasser Sand gelegt, ein ausgehöhltes 
Hollunderrohr aufgesetzt und wie ein Drillbohrer mit Hilfe einer eingespannten Bogensehne 
gedreht. Natürlich war alle Augenblicke die Anfassstelle des Rohres zerbrochen und musste 
wieder zugeschnitten werden, aber schließlich fiel nach vollendeter Arbeit der sogenannte 
Bohrkem heraus und tatsächlich ist ein solcher auch in der Limbergersammlung vorhanden. 
Das zuschneiden von Holz und anderen Dingen geschah mit Messern aus Feuerstein, wovon 
auch Bruchstücke gefunden wurden. Ein Spinnwirtel, ein steinerner Ring von 2,5 cm 
Durchmesser, diente zum Beschweren der Spindel beim Spinnen aus freier Hand, ohne Rad. 
Mit Klopf und Reibsteinen wurden die Getreidekömer zerkleinert. In reicher Zahl und 
verschiedener Größe sind Flachäxte vertreten; alles zusammen; gerechnet sind bis jetzt auf 
den Gründen des Schmalzkochbauem 40 neolithische Fundstücke (aus der jüngeren Steinzeit) 
zu zählen. Die Funde stammen von zwei Äckern auf einem Höhenrücken, von der 
Ottensheimer Ebene aus betrachtet dem letzten, den man gegen Norden sieht. 
Schon die große Zahl der Gegenstände spricht dafür, dass sich Menschen jener Urzeit nicht 
bloß vorübergehend hier zeigten, sondern sich ständig aufhielten. Für eine Dauersiedlung 
spricht auch das Vorkommen von Bohrzapfen und Feuersteinsplittem, denn dieser Umstand 
deutet darauf hin, dass Rohmaterial an dieser Stelle verarbeitet wurde. Granit und Quarz 
lieferte die Umgebung; den Feuerstein dagegen und den am meisten verwendeten Serpentin 
bot höchstens der Donauschotter. Es konnten aber auch die fertigen Waren von einer 
Werkstätte bezogen werden. Tatsächlich entdeckte man vor einigen Jahren im Unterlauf der 
Enns an der Langensteinerwand eine Art Fabrik für Steinwerkzeuge, so dass von dorther die 
damaligen Mühlviertler sich ihren Bedarf holen konnten. 
Die ältesten Bewohner unserer Gebiete dürfen wir uns nicht als Wilde denken; im Gegenteil, 
Forschungen in anderen Gegenden zeigen sie uns als Volk einer ziemlich hohen Kulturstufe. 
Sie betrieben Weberei und Töpferei, hielten als Haustiere Hunde, Pferde, Rinder, Schafe; auf
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.