Dritter Abschnitt: Harmonie
S 16, Vollkommene Kadenzen in Dur
Es ist natürlich unmöglich, als Einleitung für diesen Ab-
schnitt eine geschlossene Anleitung zur Harmonielehre zu geben.
Es erscheint das auch überflüssig, denn die Schüler sollen hier
zwar Melodien erfinden lernen, die sich nach gegebenen Harmo-
nien richten, aber sie sollen selbst diese Harmonien nicht stilge-
recht aussetzen oder aufschreiben, sondern der Lehrer kann
veim Durchsprechen der gearbeiteten Melodien die jedesmal in
römischer Ziffer dazu angegebene Stufe nach den Regeln der
Kunst mitspielen.
Immmerhin wird es für die ganz besonders eifrigen Schüler
wünschenswert sein, einige Fingerzeige zu erhalten.
Nehmen wir zur Begleitung einer Melodie vierstimmige
Akkorde an, so können diese Akkorde nicht in beliebiger Fassung
gebracht werden, sondern der höchste Ton des einen muß
melodisch in den höchsten Ton des Nachbarakkordes überführen ;
dasselbe gilt dann vom zweithöchsten, vom dritthöchsten und
vom tiefsten Ton, oder mit anderen Worten ausgedrückt: wir
haben da eigentlich vier verschiedene Stimmen, welche die Be-
gleitung zu gleicher Zeit ausführen. Nach dem Gesetz der
Trägheit geht nun jede Stimme den möglichst kleinsten Schritt
und die Stimme, die mit dem Nachbarakkord einen Ton ge-
meinsam hat, behält eben diesen Ton bei.
Wir führen zunächst einige einfache Akkordverbindungen
in Dreiklängen aus. Natürlich muß dann irgend ein Ton ver-
doppelt werden, und zwar nimmt man am besten dazu den
Grundton. 1
Beispiel 154 :
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