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Küh usw.), Papa-Mama-Geschrei, Ratschen (welche möglichst
scharf knattern mußten), einer Anzahl abgestimmter Kuh-
glocken, - Triangel, Tamburin, Gong, Sirenen, Signalpfeifen,
Kindertrompeten usw. gar nicht denkbar. Nun, diese Zeit
ist ja überwunden! Die Jazz-Band ist solider, ruhiger ge-
worden. Der: Schlagwerker ist wohl noch unentbehrlich, aber
keineswegs mehr. die Hauptperson und seine. Aufgabe besteht
nicht mehr darin, mit den verschiedensten Instrumenten ein
Tohüwabohu hervorzubringen, Sondern vielmehr, dem den
modernen Tänzen eigenen Rhythmus einzuhalten.
, Ursprünglich bestand die Jazz-Band außer dem früher
erwähnten, im‘ Schweiße seines Angesichts ‘ arbeitenden
Schlagwerkeı aus einem Klavierspieler und zwei Geigern.
Der gutsituierte Unternehmer engagiert auch noch einen
Banjospieler. Dieses Banjo, ein Saiteninstrument ameri-
kanischen Ursprungs, bei welchem die Saiten. über einem
mit Fell bespannten. Kessel liegen, sollte viersaitig als Tenor-
banjo verwendet werden. Nun gab und gibt es eine Menge
Leute, welche bereits Violine, Mandoline und Gitarre spielen
und sich gerne dem Banjo zuwenden, wollten, aber keine Lust
hatten, die‘ Griffweise des neuen Instrumentes zu lernen. Die
Industrie fand da bald Abhilfe: Es kamen Gitarrebanjos
mit, sechs‘ Saiten (EADGHE) und Mandolin- und Mandola-
banjos: mit acht, Saiten (EADG) in den Handel, und so war
es nun einem Violin- oder Gitarrespieler ein leichtes, in der
Jazz-Band mitwirken zu können, ‚ohne ein langes, mühevolles
Studium... durchmachen zu müssen. Immerhin ist aber 'das
Tenorbanjo fast ausnahmslos in Gebrauch. Nach dem
Banio‘. kam das Saxophon in ‚Mode. Ein Instrument,
welches, im Toncharakter zwischen. Blechblas- und Holzblas-
instrument stehend, schon: lange im . französischen Orchester
eingebürgert war, bei uns aber. früher ‚nie Aufnahme fand.
Das Saxophon, wohl kostspielig, ‚aber nicht allzuschwer. zu
erlernen, bringt in den Händen eines geübten ‚Musikers
Effekte hervor, wie sie von einem anderen Instrument über-
haupt nicht. erzielt. werden können. Es lacht, weint, quietscht,
singt, schreit und brummt, je nach Bedarf und ist heute für
einen Klarinettisten, der sich. auf „Modern“ umstellen will,
eine ‚gute Einnahmsquelle. Nach‘ dem Saxophon kam die
Jazz-Posaune und die‘ Jazz-Trompete. Beide
Instrumente | weisen; keine - eigentliche Veränderung im Ton-
charakter. gegenüber. den schon von früher, bekannten ge-
wöhnlichen‘ Trompeten und Posaunen auf, sondern‘ hatten
nur eine andere, oft auch etwas‘ kleinere Form. ‘ Besonders
die Trompeten erhielten statt den bei uns. in Österreich ge-
bräuchlichen Zylinderventilen ‚Iranzösische Perinetventile
und außerdem stark wirkende Dämpfer, um eben die Klang-
wirkung: der übrigen Instrumente ‚nicht zu beeinträchtigen.
Daß die nimmermüde, erfindungsreiche Industrie die Form
dieser Trompeten ins Phantastische veränderte (Saxophon-