Volltext: Kaiserjäger im Osten

Weiße Karpathen 
Es war eine kalte, verzweifelte Schlacht, diese Karpathen¬ 
schlacht im Winter und Frühjahr 1915. Der Sturm auf Gor- 
lice galt nur als eine kleinere Episode dieses gigantischen 
Ringens. Der Feind versuchte mit Macht durchzubrechen; die 
Mauer, gebildet aus den Leibern Hunderttausender Männer 
aller Nationen der Monarchie, hielt; an diesem lebendigen 
Wall zerschellten die Angriffe des Feindes, zwar die Front 
bog sich oft weit zurück, die Linien wurden manchmal hauch¬ 
dünn, blieben aber trotzdem unzerreißbar. Die Karpathen¬ 
schlacht war keine stehende, vielmehr eine hin und her wogende 
Bewegungsschlacht. Auf den düsteren Bergen und in den 
Wäldern wütete der Kampf; urstille, menschenarme, oft 
menschenleere Täler füllte das nervenzerreißende Tosen der 
Schlacht; riesige Maffen fluteten heran und wieder zurück. 
Die Zahl der Gefallenen wuchs riesenhaft an. Der Tod hatte 
seinen Thron aufgeschlagen in den weißen, blutigen Kar¬ 
pathen; er überschaute das Heer seiner Opfer und war zu¬ 
frieden. 
Karpathennächte! In einem stählernen, dunkelblauen 
Himmel flammten die Sterne, groß wie Sonnen, die Berg¬ 
wälder schliefen gläsern-still in klirrender Kälte. Drei Farben 
herrschten: fahlweiß die endlosen Schneefelder, schwarz die 
endlosen Bergwälder, rot die Flammen der Schlacht. Der 
Himmel spannte sich grenzenlos, erbarmungslos über Tod 
und Leiden der hunderttausende Kämpfer. Scheinwerfer und 
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