Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Emden dreihundert Meilen westlich von Ceylon Posten faßte, um die von oder 
nach Europa fahrenden Handelsdampfer aufzufangen, deren Abfahrt und Route 
sein Horchapparat ihm ebenfalls verrät. 
ftngrtffstaktik. 
Nach den Berichten der Kapitäne einiger gekaperter Dampfer, wie sie am 
22. September von Kolombo nach Bombay gekabelt wurden, wurde bei der 
Kaperung in folgender Weife verfahren: Sobald der Emden ein Schiff in 
Sicht kommt, gibt sie das Signal zu stoppen. Wehe dem Dampfer, der nicht 
sogleich gehorcht! Ein Schuß hart über sein Deck hinweg belehrt ihn über das 
Los, welches seiner wartet, falls er zu entweichen versucht. Alsdann erscheint 
von der Emden ein Boot mit 20—30 bewaffneten Matrosen in Begleitung 
eines Offiziers. Dieser verlangt die Schiffspapiere und die Anzahl der See- 
leute zu erfahren und erklärt sie als Kriegsgefangene. In Booten werden 
diese auf eines der Begleitschiffe gebracht. Endlich wird dem Kommandanten 
Bericht erstattet, der dann über das Los des gekaperten Schiffes entscheidet. 
Kapitän Harris des Dampfers King Lud passierte, auf seiner Fahrt von 
Alexandrien nach Kalkutta, Kolombo am Morgen des 25. September und 
kam mittags auf die Höhe von Galle. Um 1.30 Uhr wurde die Emden am 
Horizont gesichtet. Ihr Signal lautete: „Stopp sofort, dein Schiff wird ver- 
uichtet." Alsbald erschien in einem Boote eine bewaffnete Mannschaft, ge- 
führt von einem Offizier der deutschen Marinereserve, früher im Dienste der 
Hamburg—Amerika-Linie. „Kapitän," sprach er, „ich wünsche Ihre Schiffs- 
Papiere zu sehen." Diese wurden ihm überreicht. „Kapitän," fuhr er weiter, 
„sorgen Sie, daß Ihre Mannschaft in die Boote steigt und das Schiff ver- 
läßt, denn in einer Stunde wird es in den Grund gebohrt, da kein Hasen in 
der Nähe ist, wo wir es hinbringen können." Es wurde dann die ganze 
Besatzung, 27 Europäer und zwei Araber, auf die Markomauia gebracht, wo 
sie gut behandelt wurde. Endlich wurden in die Räume l und 2 des King 
Lud Dynamitbomben gelegt und seine Seiten auseinander gesprengt. 
Aehnlich lautet der Bericht des Kapitäns der Tymeric, die auf ihrer 
Fahrt von Java nach England begriffen war. Um 6 Uhr abends — so er¬ 
zählt Kapitän Tulloch — sah ich ein Kriegsschiff aus der Richtung von Galle 
herankommen. In der Ferne erblickte ich ein zweites Schiff. Das erster? war 
die Emden, das zweite eines ihrer Begleitschiffe. Keines der beiden hatte Licht. 
Die Emden signalisierte mit einer Laterne: „Augenblicklich innehalten!" Sofort 
erschienen in einem Boote bewaffnete Matrosen mit einem Offizier. „Wir sind 
ein deutscher Kreuzer," sagte dieser, „und wünschen Ihre Papiere zu sehen." 
Nach Einsichtnahme derselben teilte er uns mit, der Dampfer müsse versenkt 
werden, er gewähre uns zehn Minuten Zeit, unsere Kleider zusammenzuraffen 
und die Kähne zu besteigen. Die ganze Schiffsmannschaft, 34 an der Zahl, 
wurde auf die Markomania gebracht. Ich jedoch und mein erster Ingenieur 
wurden auf die Emden abgeführt, wo man uns Sitzplätze auf dem Mitteldecke 
anbot. Fünf Minuten nachdem das letzte Boot die Tymeric verlassen hatte,
	        
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