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'Äm Rhein war's: ein sonniger Maientag,
Die Amsel rief lockend im Buchenhag,
Barfüßig kam ein Mädel und sang,
Ein Volkslied war es von keckem Klang,
Hell scholl ihre Stimme — da ward ich gestört:
Ich habe nur noch den Endreim gehört:
„Hinter Metz, bei Paris in Chalons!"
Vor Jahren mag das gewesen sein,
Doch heute, heute fiel es mir ein.
In feurigen Funken die Drähte entlang
Die Nachricht lief: „Sieg. Sieg!" Wie das
klang!
Auf der Straße habend die Kinder geschrien,
Das Telephon klingelt: „Hallo, hier Wien!
Sag an, ist es wahr, ist es wirklich so?
Ist's wahr, daß die Deutschen siegten — und wo ?"
Da rief ich lachend ins Telephon:
„Hinter Metz, bei Paris in Chalons!"
Es war hinter Metz — mehr wußte man kaum,
Für einen Gedanken nur hatte man Raum:
Hinter Metz . . .!
Da, wo die Deutschen gehauen sich han,
Da haben sie gründliche Arbeit getan,
Da wächst kein Gras mehr, da gibt's nicht
Pardon:
„Hinter Metz, bei Paris in Chalons!"
Nun wehen die Flaggen von jedem Haus,
Wie sehen die Menschen so glücklich aus!
Es hallen die Straßen vom Bubengeschrei,
Da ziehen Soldaten, Soldaten vorbei. . .
Wohin geht der Weg? Ihr Jungens: allons!
„Hinter Metz liegt Paris ... bei Chalons!"
Bei Metz war die Schlacht? Und was weiter
geschah . . .:
Kein Extrablatt? Noch nichts wieder da?
Vor jeder Zeitung viel Hunderte stehn.
Bei Metz! Doch was nun, was ist mehr noch
geschehn?
Wo sind unsere Truppen? Vielleicht schon . . .
Pardon!
„Hinter Metz, bei Paris ... in Chalons!"
Tony Eick (am 21. August abends).
Zwischen Metz und den vogefen.
Beobachtungen eines Augenzeugen.
"■Ii der Frühe des 19. August machte ich mich auf den Weg zum Schlacht-
^ feld, das sich nach den Truppendurchmärschen und den Artillerieaufstel-
lungen in allernächster Nähe ergeben mußte. Nach einem Marsche von zwanzig
Minuten war ich der vordersten Artilleriestellung bereits auf zwei Kilometer,
den Jnfanterieschützengräben auf ein Kilometer nahegekommen. Damit mußte
ich mich begnügen, wenn ich nicht von den überall postierten Vortrupps
zurückgewiesen werden wollte, die ich, wenn es sein konnte, durch Orientierung
gerade unterstützen wollte.
Die Sonne schien schon recht warm aus einem wolkenlosen Himmel auf
die gelben Haferfelder und in die grünen Kartoffeläcker und Wiesen — der
Horizont war ein wenig dunstig, die Gräser tauig. Ein schönes Bild eines
friedlichen Sommermorgens. Da dröhnt hinter mir aus etwa vier Kilometer
Entfernung ein Schuß aus einem entsetzlich groben Geschütze. Ich hatte im
Winter auf meinen Waldbegängen so oft die Saarburger Feldartillerie schießen
hören und kouute aus dem eben vernommen Klange sehr wohl feststellen, daß
ein ganz anderes Kaliber feuere, als das der gewohnten Feldgeschütze. Wie
ich mich noch bedenke, ob ich mich nicht etwas näher heranbirschen solle, um
den mir noch unbekannten und offenbar gut verdeckten Standort der Mörser