Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Truppen im Sturmangriff vor. Als die deutschen Truppen etwa 15t) Meter 
vor dem Fort feste Stellung genommen hatten, wurde auf dem belgischen 
Fort die weiße Fahne gehißt. Ein Teil der Besatzung versuchte zu fliehen, 
wurde aber von den deutschen Truppen unter Feuer genommen, worauf sie 
sich ergab. Unsere Truppen hatten bei dem Angriff überhaupt keine Toten 
und nur sehr wenig Verletzte. Die Wirkung unserer Belagerungsgeschütze war 
furchtbar. Ein Pulvermagazin wurde in Brand geschossen! Durch die folgende 
Explosion wurden die belgischen Soldaten schrecklich zugerichtet. Neun schwere 
Geschütze, einige leichtere Geschütze und die ganze Munition und sonstigen 
Waffen fielen den Deutschen in die Hände. Die Haltung der Gefangenen 
war traurig. Dem Aeußeren nach glichen sie eher Zigeunern als Soldaten. 
Die Uniformen waren zerrissen. Einige trugen Zivilkleider. Viele hatten 
Sandalen und Schnürstiefel mit Lackspitzen an den Füßen. Unter den Ge- 
fallenen und Gefangenen befanden sich auch Franzosen. 
Namur, 24. August 1914. 
. . . Bei Eghezee hörten wir von einem Offizier, daß Namur morgens 
7.20 Uhr gefallen und der Weg frei sei. Sechs Autos sausten vorbei, sie 
brachten, wie wir später hörten, den Kommandanten von Namur als Kriegs- 
gefangenen nach Brüssel. Dann nahte ein endloser Zug belgischer und fran- 
zösischer Kriegsgefangener, voran die deutsche Fahne und zu beiden Seiten in 
kurzen Abständen deutsche Gardisten mit aufgepflanztem Seitengewehr. Bald 
waren wir im Bereich der Forts, auf der Straße schoben sich unsere Heeres- 
massen langsam vorwärts nach Namur hinein. Stellenweise waren von unseren 
Pionieren die Chansseebäume gefällt worden, um die Schußlinie freizulegen 
für unsere hier und dort aufgefahrenen Batterien. Unmittelbar neben der 
Straße war eine Haubitzenbatterie neu in Stellung gebracht worden, die gerade 
ihr Feuer auf eins der noch nicht genommenen Forts eröffnete. Es waren 
aufregende Momente. Nur ganz langsam ging's an der feuernden Batterie 
vorbei, die jeden Augenblick Gegenfeuer bekommen konnte. 
Dann waren wir in der Stadt. Stramm zogen die ersten Regimenter 
durch die mittelalterlich engen Straßen, die widerhallten von den Marschliedern. 
Solchen Einzug muß man erlebt haben. Kalt läuft es einem den 
Rücken herab, und ein selten stolzes Gefühl, ein Deutscher zu sein, bricht sich Bahn. 
Die Stadt selbst ist so gut wie unversehrt, nur mitten auf dem Markt 
ist eine Granate geplatzt. Weit im Umkreis ist das Pflaster aufgerissen, und 
die Fensterscheiben der umliegenden Häuser sind gesprungen. Auf einer von 
unseren Truppen geschlagenen Schiffsbrücke fuhren wir auf das rechte Maasufer. 
Auf der Straße nach Hny sieht es ganz furchtbar aus. Der Boden ist 
dicht bedeckt mit zerbrochenen Gewehren und Patronentaschen, Käppis, Uni- 
formfetzen und zerschlagenen Tornistern. Auf beiden Seiten der Straße sind 
Drahtverhaue und Erdwälle, hinter denen Geschütze und Munitionswagen
	        
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